Bedburg-Hau Mini-art mit "Schutzengelhaus" beim Theaterfestival

Bedburg-Hau · Auswahljury hat fürs 'Westwind' NRW-Festival für Kinder- und Jugendtheater die Bedburg-Hauer ausgewählt.

Alle, die in diesem Haus waren, sind tot. Tot, wie das Haus heute. Tot, wie die Wand, die die Bühne nach hinten abtrennt. Das Haus gehört zum Ensemble des einst stolzen Klosters, das gerade zerfällt, gleich neben der Autobahnabfahrt "Hostert" hinter Mönchengladbach-Nord. Graue Gebäude mit hohen Fensterreihen, die einst "den Tod verkündeten", so Crischa Ohler von mini-art. Den Tod, den die Menschen nicht sehen wollten, die ihr höchstes Gut, ihr Kind hier abgaben, weil es in der Ideologie als nicht lebenswert galt. Das Stück "Das Schutzengelhaus" des Bedburg-Hauer Kinder- und Jugendtheaters widmet sich einem der dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte: der Kindereuthanasie. Es erzählt die Geschichte eines Gebäudes, das zynisch "das Schutzengelhaus" heißt, und in dem man zur Zeit des Nationalsozialismus Kinder sterben lässt.

Es ist ein schweres wie wichtiges Stück, das mini-art da auf die Bühne bringt. Wie wichtig das ist, hat jetzt auch die Auswahljury für das 'Westwind'-Festival - dem NRW-Festival für Kinder- und Jugendtheater - erkannt. 44 Bewerbungen haben die Juroren gesichtet, und sie waren sich schnell einig: "Das Schutzengelhaus" gehört zu den bemerkenswertesten zehn Inszenierungen im Lande. Damit wird das Stück im Juni in Moers zu sehen sein, beim 33. landesweiten Festival der Kinder- und Jugendtheater, das in diesem Jahr vom 17. bis 23. Juni vom Schlosstheater Moers in Moers ausgerichtet wird.

"Wir freuen uns, weil schon eine Nominierung eine Ehre und Auszeichnung für unsere Arbeit ist, aber auch, weil uns dieses Stück ganz besonders am Herzen liegt. Und weil es dieses Stück zum Thema 'Kinder-Euthanasie' im Nationalsozialismus am Beispiel der ehemaligen Kinderfachabteilung Waldniel-Hostert nicht leicht hat", sagt Crischa Ohler von mini-art.

Immer wieder stoßen die Schauspieler auf Skepsis, sich mit diesem Teil der deutschen Geschichte zu befassen - und freuen sich über die vielen positiven Rückmeldungen nach inzwischen 15 Vorstellungen seit der Premiere im November. Wie wichtig die Auseinandersetzung mit dem Thema ist, zeigt auch der Nachhall auf "Ännes letzte Reise", das Stück von der Euthanasie an psychisch Kranken erzählte.

Beim Festival in Moers wird "Das Schutzengelhaus" am 20.und 21. Juni zu sehen sein. Aber vorher gibt es auch die Möglichkeit das Stück im Theater mini-art zu erleben: Am Samstag, 20. Mai um 19.30 Uhr im Rahmen der Kreis Klever KulTourtage (Eintritt ist frei!). Und am Montag 22. Mai, 10 Uhr und 17.30 Uhr als Sondervorstellungen für Schulen und Interessierte (Eintritt 9,-/6,-, ermäßigt 5,-).

(RP)
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