Kleve-Wardhausen Mit dem Osterlamm endet die Fastenzeit

Kleve-Wardhausen · Im Christentum steht die Schlachtung eines Lammes an Karfreitag für den Tod Jesus Christus, dem Lamm Gottes. Heutzutage verbinden allerdings viele mit diesem Begriff zu Ostern geborene Lämmer.

 Schäfer Gerd Crins mit einem seiner jüngsten Lämmer.

Schäfer Gerd Crins mit einem seiner jüngsten Lämmer.

Foto: Gottfried Evers

Bei Gerd Crins hinterm Haus vermiest das launenhafte Aprilwetter niemandem die Stimmung. Dort auf der Wiese weiden acht Mutterschafe mit ihren Lämmern, jedes von ihnen weniger als zwei Wochen alt. Die Kleinen blöken munter, springen freudig durch das Gras oder toben ausgelassen miteinander herum. Sie sind für dieses Jahr die Letzten aus der Herde, die geboren wurden. Die Ersten kamen schon Mitte Februar zur Welt. Die Nachzügler sind deswegen noch deutlich kleiner als ihre älteren Artgenossen, dennoch dürfen die Osterlämmer seit wenigen Tagen mit ihnen gemeinsam ihre ersten Lebensmonate auf der Weide genießen.

53 Mutterschafe hat Gerd Crins in seiner Herde, dazu kommt ein Bock. Noch bis vor wenigen Jahren hielt er bis zu 250 Schafe, dabei betreibt er die Zucht nur als Hobby. Bis zur Rente war der Wardhausener bei der Stadt Kleve als Straßenmeister tätig. Die Schafe schaffte er sich als Ausgleich an. "Bei ihnen bekomme ich den Kopf frei", erklärt Gerd Crins. "Von denen meckert keiner, niemand will etwas von mir." In der Nachbarschaft sind seine Schafe dafür bekannt, die Wiesen kurz zu halten. Auch auf städtischen Grünflächen werden sie eingesetzt. Bis Mittwoch grasten sie beispielsweise in der Nähe vom Industriegebiet am Spoykanal. Die Rechnung ist einfach: "Ich bekomme dafür kein Geld, aber meine Tiere satt", sagt der Hobby-Schäfer. Zu seiner Herde gehören die in Deutschland üblichen Texelschafe und Heidschnucken sowie deutsche schwarzköpfige Fleischschafe und schottische Blackface-Schafe.

Mit dem Begriff "Osterlamm" verbinden die meisten heute Lämmer, die um das Osterfest herum geboren werden, und backen es in Form der niedlich aussehenden Tiere zu den Feiertagen aus Biskuit- oder Rührteig. Ursprünglich ist die Bezeichnung jedoch aus einer ganz anderen Situation heraus entstanden. "Mit dem Oster- beziehungsweise Opferlamm ist Jesus Christus - das Lamm Gottes - gemeint, der am Karfreitag gestorben ist und sein Blut für die Sünden der Welt vergossen hat", erklärt Richard Maaßen, Sakristan in der Katholischen Kirchengemeinde St. Mariä Himmelfahrt Kleve. Nach der Schlachtung eines Opferlammes wurde es traditionell zur Weihe direkt unter den Kirchenaltar gelegt und diente dann als erste Mahlzeit am Osterfest nach der Fastenzeit. "Symbolisiert werden sollen mit dem Brauch Trauer und Leid, aber auch Hoffnung und Auferstehung", erklärt der Sakristan. An den ursprünglichen Brauch erinnere auch heute noch die Tradition, an Freitagen kein Fleisch zu essen.

Gerd Crins Lämmer bleiben zwar von solch einer Opferung zu Ostern verschont, werden jedoch im Herbst geschlachtet. Die Böcke sind dann 60 bis 65 Kilogramm schwer, Mutterschafe bringen 50 bis 55 Kilogramm auf die Waage. Für ein gutes Lamm, das kaum Fett hat, bekommt der 66-Jährige bis zu 120 Euro. Wirklichen Gewinn macht er jedoch nicht. "Bis dahin hat man in das Lamm schon viel Geld für Dinge wie entwurmen, Fußbehandlungen, Kraftfutter und Heu gesteckt", sagt er.

Etwa zur gleichen Zeit werden dann aber auch wieder die älteren Mutterschafe gedeckt - so dass es im nächsten Frühjahr wieder zu Ostern neugeborene Lämmer gibt.

(RP)
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