Kranenburg/Goch Mit Flüchtlingen ins Spaßbad

Kranenburg/Goch · Einmal in der Woche haben in Kranenburg lebende Asylbesucher Gelegenheit, im GochNess schwimmen zu gehen.

 Freuen sich über die Abwechslung: vier Afghanen, die in Grafwegen untergebracht sind, mit Werner Stalder.

Freuen sich über die Abwechslung: vier Afghanen, die in Grafwegen untergebracht sind, mit Werner Stalder.

Foto: evers

Zuhause eskaliert die Gewalt. Kämpfe zwischen Taliban und Regierungstruppen zwingen immer mehr Menschen zur Flucht. So mussten auch Zhurallah Akbari (18), Mohamad-Gul Kakar (21) und Abdulrahim Karimi (22) ihre Heimat Afghanistan verlassen. Eltern und Geschwister blieben zurück. Zwei bis drei Monate flohen sie teils zu Fuß oder in völlig überfüllten Autos und Zügen nach Europa. Sie kamen mit bis zu 2000 Menschen über Österreich nach Deutschland und verbrachten dort die Zeit in Auffanglagern, bis sie endlich in Kranenburg ankamen. Dort bekamen sie in der rund 90 Einwohner starken Gemeinde Grafwegen eine Unterkunft. Die drei jungen Männer trafen gute Nachbarn an. Sie sprechen Persisch und kaum Englisch. Doch alle möchten Deutsch lernen und besuchen zwei Mal wöchentlich den Unterricht im Kranenburger Trainstop. Bei Wind und Wetter nehmen sie mit dem Fahrrad die über 12 Kilometer hin und zurück bis Kranenburg in Kauf.

In Deutschland fühlen sie sich sicher und haben nur einen Wunsch: "In Grafwegen ist kein Internetanschluss. Das funktioniert in der Kälte nur am Markt in Kranenburg", sagt der Schüler Zhurallah, der sich für Volleyball interessiert. Der "Runde Tisch" sucht in der Grenzfeste dringend einen Raum der Begegnung mit Wlan-Anschluss. Mohamad-Gul ist Schweißer von Beruf, begeisterter Fußballer und trainiert bei TuS Kranenburg. Die Leidenschaft von Abdulrahim, Kellner von Beruf, ist Trommeln. Den drei jungen Männern hat sich Romal Ghowsi (21), Sprecher der persischen Sprachgruppe, der in Kranenburg wohnt, angeschlossen. Große Begeisterung ist für alle der Besuch der Wasserlandschaft in GochNess. RP-Mitarbeiter Werner Stalder bringt wöchentlich Flüchtlinge verschiedener Nationalitäten zum Gocher Schwimmbad. Er sorgt für ein sportliches Programm. "Als die jungen Leute zum ersten Mal die Schwimmhalle betraten, waren sie sprachlos, und ihre Augen leuchteten", berichtet Stalder, der für die RP über den "Runden Tisch" in Kranenburg berichtet. Einige der Flüchtlinge sind sehr gute Schwimmer, andere Nichtschwimmer vergnügen sich im großen Erlebnisbecken mit Innen- und Außenbereich. Highlight ist die neue Röhrenrutsche, wobei jeder versucht, den Rekord zu brechen. Aber auch der Strömungskanal und die zahlreichen Wasserspiele von einer Wasserkanone zu einer Regengrotte begeistern. Nur kurz ist für die Afghanen der Aufenthalt im Außenbecken mit Wassersprudel: "Zu kalt!" ihr Kommentar. Der Kletterturm und die Sprungbretter locken die jungen Männer zu mutigen Kletterkünsten und Sprüngen.

Viel Badespaß bereiten die Ballspiele im Erlebnisbecken und das Duschen in der Wasserlandschaft. Von den Besuchern und dem Aufsichtspersonal werden die Flüchtlinge aus Afghanistan freundlich aufgenommen. Stalder hat von der Gemeinde eine Durchfahrterlaubnis für den Kartenspielerweg bekommen, um auf die B 504 nach Goch zu gelangen. "Damit spare ich von Nütterden kommend 14 Kilometer", sagt er. Bei einem Glas Tee gibt es dann in Grafwegen oder Kranenburg Gespräche in deutscher und englischer Sprache.

(RP)
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