Kreis Kleve Mit Nadeln und Ideen: Julia tobt sich aus

Kreis Kleve · Abiturientin Julia Funger steht auf selbst gemachte Sachen. Mit zwölf Jahren saß sie schon an der Nähmaschine. Freunde versorgt sie mit Handytaschen "handmade", beim Stricken entspannt sie. Auch beruflich will sie kreativ einsteigen.

 Die 17-jährige Julia Funger geht im kreativen Arbeiten voll und ganz auf. Beim Stricken kann sie gut runterkommen. Und wenn sie am Ende etwas Einzigartiges geschaffen hat, ist sie rundum zufrieden.

Die 17-jährige Julia Funger geht im kreativen Arbeiten voll und ganz auf. Beim Stricken kann sie gut runterkommen. Und wenn sie am Ende etwas Einzigartiges geschaffen hat, ist sie rundum zufrieden.

Foto: Markus van Offern

Stricknadelklappern oder das Rattern der Nähmaschine, das sind alles Geräusche, die Julia Funger glücklich machen. Die 17-Jährige macht Dinge gerne selber, aus Überzeugung. Die Gründe dafür sind zahlreich und absolut überzeugend.

"Selbst gemachte Sachen, die hat niemand genau so, wie du sie hast", beginnt sie ihre Aufzählung. Freunde versorgt sie gerne mit Eigenproduktionen, zum Beispiel Handytaschen. "Außerdem ist da das Erfolgserlebnis, wenn es fertig ist", nennt Julia den Glückszustand, der sich einstellt, wenn sie das fertige Teil in den Händen hält. Und schlussendlich: "Toll ist die Bestätigung von anderen."

Aber nicht allen rutscht ein: "Ich wünschte, ich könnte auch so nähen und so kreativ sein", heraus. Dafür hat Julia vollstes Verständnis. "Klar gibt es Leute, die sagen: ,Ich kann das nicht', oder die das langweilig finden. Es ist auch vollkommen in Ordnung zu sagen: ,Das ist nichts für mich.'"

Ein Leben ohne Kreativität kann sich Julia allerdings gar nicht vorstellen. "Ich bin damit groß geworden", sagt die Abiturientin aus Stenden. "Meine Mutter hat für uns Kinder Kleider und Anoraks selber gemacht. Die Nähmaschine stand immer offen." Mit zwölf Jahren versuchte sie es selbst. Ihr bisher größtes Projekt: eine Leder-Shorts. Erhöhter Schwierigkeitsfaktor war durch das dicke Material garantiert. "Es braucht eine bestimmte Nähnadel, das ist alles nicht so einfach", erinnert sich Julia. Und nicht immer ging alles glatt. "Es gab Momente, da bin ich total verzweifelt." Was dann half: aufstehen und erst am nächsten Tag weitermachen.

Auch beruflich will sie ins kreative Geschäft einsteigen. Um hineinzuschnuppern, machte sie ein Praktikum bei Rundholz-Design in Wachtendonk. Dort durfte Julia eine Tasche entwerfen. "Vom ersten Schritt an, der Skizze am PC, habe ich alles selbst machen dürfen", sagt die Schülerin. "Es ist interessant zu sehen, welche Arbeit das ist. Da geht man sonst ins Geschäft und kauft sich eine Tasche und weiß gar nicht was für eine Arbeit dahintersteckt."

Kurze Zeit hat sie überlegt, Modedesign zu studieren. "Aber man muss realistisch sein: Womit lässt sich Geld verdienen?", fragt sie. "Modedesign, das machen so viele Leute, und die sind sehr gut." Jetzt möchte sie lieber Modemanagement studieren. "Das sind die Leute, die in größere Modekonzerne gehen und zum Beispiel auswählen, welche Klamotten in dem Laden präsentiert werden, herausfinden, was im Trend liegt und was die Kunden eigentlich möchten."

Sie möchte aber auch nicht darauf verzichten, selbst immer wieder neues zu erfinden. Anregungen holt sie sich auf der Plattform Dawanda, auf der in gut gemachten Videos auch Anleitungen gezeigt werden. Die virtuelle Pinnwand "Pintorest" und die Zeitschrift "Cut - Leute machen Kleider" liefern weitere Ideen.

Was ihr bloß fehlt, sei aktuell die Zeit für größeren Projekte. "Ich stecke im Abi", das reicht als Begründung. Aber für kleine Dinge ist dann doch Zeit. Mit Lederapplikationen hat sie einen Pullover der vorher "ein bisschen langweilig" aussah, zum Lieblingsstück umfunktioniert. Mit wasserfesten Stiften wird aus einer weißen Tasse ein Designerstück. Und richtig entspannen kann die Abiturientin beim Stricken. "Ich finde, das ist eine schönere Nebenbeschäftigung als fernsehgucken", sagt die 17-Jährige. Außerdem sei es nicht schwer einen Schal zu stricken. "Man muss sich ja nicht das komplizierteste Muster heraussuchen." Sie ermutigt auch andere dazu, mal wieder etwas selbst zu machen. Etwas, was sonst keiner hat.

(RP)
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