Kleve Moortgat-Sammlung für Haus Koekkoek

Kleve · Ein Freundschaftsband zwischen Flandern und Kleverland. Felix Timmermans und Achilles Moortgat kehren nach Kleve zurück. Eine Büste von Timmermans bekommt einen Platz im Park hinter dem B.C.-Koekkoek-Haus.

"Pallieter" war eine Liebeserklärung an seine flämische Heimat, die Novelle Sankt "Nikolaus in Not" eine an den naiven wie schönen Kinder-Glauben an den Heiligen aus Myra. Der gütige Mann und sein Helfer Knecht Ruprecht haben nämlich bei der Verteilung der Weihnachtsgeschenke die kleine Cäcilie, das bravste Kind der ganzen Welt, vergessen. Doch zum Glück steht im Laden von Trinchen Mutser noch ein großes Schokoladenschiff. Typischer als der Klappentext von Suhrkamp kann man den idyllisch-biedermeierlichen Stil Felix Timmermans' nicht beschreiben. "Pallieter", die Geschichte des Mannes, der das Leben genießt, wurde in mehr als 40 Sprachen übersetzt. Doch Timmermans ist auch der flämische Schriftsteller, den die Nazis versuchten, für sich zu vereinnahmen. Auch wenn es inzwischen still um den stattlichen Flamen geworden ist, gehört er immer noch zu den am häufigsten gelesenen niederländisch schreibenden Autoren.

Ein Mann der das Leben genießt - so präsentiert sich Timmermans in der Bronzebüste, die Achilles Moortgat, in Kleve lebender Zeitgenosse Timmermans', von dem Dichter schuf. "Achilles Moortgat ist vielen alteingesessenen Klevern noch ein Begriff: ein Bildhauer und Maler, der zwei Jahrzehnte in Kleve vor und nach dem Ersten Weltkrieg (seit 1911-1945) arbeitete", sagt Ursula Geisselbrecht, künstlerische Leiterin vom B.C.Koekkoek-Haus. Das Atelier des aus Flandern stammenden, von den berühmten belgischen Bildhauern George Minne und Constantin Meunier beeinflussten Achilles Moortgat (Dendermonde 1881-1959 Baesrode) besuchte in den dreißiger Jahren regelmäßig der jugendliche Joseph Beuys, sagt Geisselbrecht. Moortgat gilt als der bedeutendste Bildhauer am Niederrhein zwischen den beiden Weltkriegen. Seine Skulpturen stehen heute noch in Kirchen, auf Friedhöfen, so Geisselbrecht.

Eine der Skulpturen wird bald im Park des Klever B.C. Koekkoek-Hauses stehen. Jene Büste von Timmermans, der mehrmals in Kleve war. Wie auf den Fotos von Timmermans steht bei Moortgats Bronze-Büste das störrische Haar hoch über dem Kopf, die beiden Hände sind zufrieden über den mächtigen Bauch des Dichters gelegt, dessen Weste deutlich an den Knöpfen spannt. Biedermeierliche Idylle eben.

"Moortgat war gut bekannt mit dem flämischen Dichter Felix Timmermans, der ihn mehrmals in Kleve besucht hat. 1936/1937 schuf Moortgat die bedeutende Porträtplastik, die unlängst aus Krefelder Privatbesitz nach Kleve an den Freundeskreis der beiden Museen geschenkt wurde", erklärt Geisselbrecht. Timmermans hatte auch in Kleve Verehrer: 1938 erhielt er von den Schwanenfunkern das Freundschaftsordensband "Flamen und Kleverland". Eine Tagung auf der Wasserburg Rindern in Kleve am 30. und 31. Mai soll als Fest unter Freunden an Timmermans erinnern. Ein Fest, das mit einem Geschenk für die Klever bekrönt werde, so Geisselbrecht: die bronzene Porträtbüste Felix Timmermans', geschaffen von Moortgat 1936/37, wird am Sonntag, 31. Mai, 11.30 Uhr in einer Feierstunde öffentlich enthüllt.

Der repräsentative Sockel wurde durch eine weitere großzügige Spende Klever Bürger möglich. Diese machten auch den Ankauf einer marmornen Porträtbüste zweier Kinder möglich. Nun haben auch sie den Weg in das Koekkoek-Haus gefunden, das nun eine kleine Moortgat-Sammlung hat.

(RP)
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