Bedburg-Hau-Moyland. Moyland: Beuys' toter Hase für Studenten

Bedburg-Hau-Moyland. · Moylands Museumsdirektorin holt mit ihrem Lehrauftrag an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf Studierende und ihre Ideen ins Schloss. Es geht um Tiere in der Kunst - und um eine Ausstellung, die vielleicht 2016 umgesetzt wird.

 Oben: Dr. Bettina Paust, künstlerische Direktorin des Museums, das in seiner Sammlung das plastische Bild zum Aktionsobjekt zeigt, wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt (r.).

Oben: Dr. Bettina Paust, künstlerische Direktorin des Museums, das in seiner Sammlung das plastische Bild zum Aktionsobjekt zeigt, wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt (r.).

Foto: eve

"Little John" war sein Name, von Beruf Kojote. Er hatte "Jobs" bei Filmaufnahmen. Berühmt wurde der Vierbeiner aber durch die Kunstaktion "I like Amerika and Amerika likes me" von Joseph Beuys. Zur Eröffnung der Galerie von Rene Block im New Yorker Künstlerviertel Soho in Manhattan ließ sich Beuys im Mai 1974 mehrere Tage mit dem Kojoten in einen Raum der Galerie einschließen. Er wollte von Amerika nichts sehen außer diesem Tier. Deshalb hatte er sich bei der Ankunft in Filz wickeln und von einem Ambulanzwagen zur Galerie fahren lassen, lebte dann wie ein Hirte in Filz gewandet mit dem Präriewolf und verließ Amerika auf die gleiche Weise, wie er gekommen war.

Bedburg-Hau-Moyland.: Moyland: Beuys' toter Hase für Studenten
Foto: Evers, Gottfried (eve)

"Es war eine Aktion ausschließlich mit einem lebenden Tier", sagt Dr. Bettina Paust, Direktorin von Museum Schloss Moyland. Das lebende Tier in der Kunst ist auch das Thema eines Seminars am Institut für Kunstgeschichte mit dem Schwerpunkt Kunstvermittlung, für das die Museumsdirektorin einen Lehrauftrag an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf hat.

In den ersten vier Sitzungen will Paust die Geschichte erklären, die Tiere wie "Little John" in der Kunst haben. "Die Mensch-Tier-Beziehung ist ein großes Thema in der Kunstgeschichte", sagt sie. Das beginne bei den Höhlenmalereien. Im Barock wurden Tiere wie Kunst gesammelt, um sie lebendig oder ausgestopft in den Wunderkabinetten zu zeigen. So wie der Klever Statthalter Moritz die fremden Wesen in Brasilien auf Leinwand malen ließ, um sie in seiner Wunderkammer zu haben. Die Niederlande sei in dieser Zeit ein wichtiger Handelsknotenpunkt für exotische Tiere, tot oder lebendig, gewesen. "Letztlich sind daraus Tiergärten und Zoos entstanden", sinniert Paust, die über solche barocken Menagerien promoviert hat.

Aber auch in der zeitgenössischen Kunst spielen Tiere eine große Rolle, erklärt die Museumsdirektorin: So präsentierte der französische Künstler Pierre Huyghe 2012 auf der Documenta in Kassel eine liegende Frauenskulptur mit einem Kopf aus lebenden Bienen und ließ einen dünnen Hund mit einem rosa angemalten Bein durch die Karlsauen laufen. In diesem Jahr band Huyghe Tiere in seiner Ausstellung im Museum Ludwig ein. Nicht zu vergessen Christiane Möbus, deren (ausgestopfte) Tiere die Arche Noah auf dem Rücken tragen. Und immer wieder Beuys, der nicht nur dem toten Hasen die Bilder erklärt.

Nach der Theorie geht es für die Studierenden dann nach Moyland in die Praxis: Sie sehen die Zeichnungen, die zu Beuys Hasen führen, die plastischen Bilder zur entsprechenden Aktion, die Moyland in seiner Sammlung zeigt.

Im Blockseminar in Moyland sollen die 25 Nachwuchs-Kunsthistoriker (teils im fortgeschrittenen Semester) auch eine eigene Ausstellung konzipieren. Von der Projektion bis zur Pressemitteilung für die Eröffnung, bis zum Begleitprogramm gehen die Inhalte des Seminars, erklärt Paust. Dieses Projekt könne durchaus konkrete Ausmaße annehmen. "Wir könnten das sogar 2016 umsetzen - wenn es in unserem Rahmen passt und wenn es sich finanziell stemmen lässt", sagt Paust.

Die Zusammenarbeit mit der Uni Düsseldorf zeige, dass Moyland die Forschung ernst nehme. Paust verspricht sich davon den Austausch mit den Studierenden, die dem Museum in Peripherie neue Ideen bringen können. Im Gegenzug bekommen die Studenten und die Uni den Praxisbezug für ihre Studenten. "Wir werden die Kooperation mit Hochschulen in den kommenden Jahren stärker ausbauen", sagt Paust. Mit der Hochschule Rhein-Waal, mit der Uni Düsseldorf, mit der Kunstakademie.

(RP)
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