Kleve Mütter lernen spielerisch Deutsch

Kleve · Die Hochschule Rhein-Waal und die Netzgruppe kooperieren und bieten einen neuen Spieltreff an. Die geflüchteten Mütter der Wohngruppe lernen von Studentinnen die neue Sprache - und, wie sich ihre Kinder entwickeln.

 Bei der Einweihung des neuen Spieltreffs im Haus der Netzgruppe Kleve sind auch die Studentinnen, Mütter und Kinder dabei.

Bei der Einweihung des neuen Spieltreffs im Haus der Netzgruppe Kleve sind auch die Studentinnen, Mütter und Kinder dabei.

Foto: Evers

Eigentlich ist die neue Spielgruppe durch einen Zufall entstanden. Denn als die vier Frauen aus Deutschland, Nigeria, Guinea und Afghanistan ins Haus der Netzgruppe Kleve zogen, waren sie alle schwanger. Nun sind sie Mütter und kommen montagabends zusammen, um mit ihren Kindern zu spielen. Mit dabei: drei Studentinnen der Hochschule Rhein-Waal, Studiengang Kindheitspädagogik. Sie haben den Mutter-Kind-Treff entwickelt und betreuen die Gruppe.

Im Haus des Vereins Netzgruppe finden junge Frauen, die sich in einer schwierigen Lebenslage oder Notsituation befinden, ein Zuhause auf Zeit. Seit 2017 nimmt der Verein auch junge Flüchtlingsfrauen und ihre Kinder auf. Die Studentinnen Milena Ries, Sarah Luckhardt und Betty Matull wollen den Müttern zeigen, wie sie sich ohne Handy und Fernseher mit ihren Kindern beschäftigen können. Sie stellen gemeinsam Knete her, basteln mit Pappkartons und gehen zum Spielplatz. Sie zeigen den jungen Frauen auch, wie sich Kinder entwickeln und altersgemäß verhalten.

Es ist die erste Kooperation zwischen der Hochschule und dem Verein, sagt Netzgruppen-Leiterin Sabine Ganser. "Dies ist ein Paradebeispiel für eine gelungene Kooperation", sagt CDU-Landtagsabgeordneter Günther Bergmann.

Vorerst soll die Gruppe auf Kinder bis eineinhalb Jahren beschränkt bleiben. "Altershomogene Gruppen funktionieren besser und wir können ein einheitliches Angebot machen", sagt Milena Ries. "So stecken sich Einjährige einen Buntstift in den Mund, während Dreijährige damit malen." Während der Treffen sprechen Ries, Luckhardt und Matull mit den geflüchteten Müttern und ihren Kindern Deutsch. "Einige Frauen hadern noch mit der Sprache. Da ist das eine gute Übung."

Noch ist die Gruppe in der Testphase und der Mutter-Kind-Treff nur auf die Bewohnerinnen des Hauses beschränkt. Wenn die Aktion gut angenommen wird, können sich die drei Studentinnen und Sabine Ganser auch vorstellen, die Gruppe für andere Mütter zu öffnen. "Wir stehen noch in Kontakt zu einigen ehemaligen Bewohnerinnen, die ebenfalls Kinder haben", sagt Sabine Ganser. Nach etwa einem Jahr sollen die meisten Bewohnerinnen eine eigene Wohnung gefunden haben und selbstständig leben. "Es ist gut möglich, dass wir die Ehemaligen irgendwann auch zum Mutter-Kind-Treff einladen. Das wäre auch ein schönes Zeichen an die aktuellen Bewohnerinnen: Man kann es schaffen, auch als Alleinerziehende."

Die Studentinnen stehen noch am Anfang ihres Studiums, "Das war uns wichtig", sagt Ganser. "So können sich Kinder und Eltern an die Betreuerinnen gewöhnen." Ob danach andere Studenten die Spielgruppe übernehmen, ist noch offen. Für die angehenden Pädagoginnen ist die Arbeit ebenfalls von Vorteil: Sie können schon früh praktische Erfahrungen sammeln. Das ist im Studium erst im sechsten Semester vorgesehen.

(veke)
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