Kreis Kleve Musik ist eine Brücke zu Menschen mit Demenz

Kreis Kleve · Zwei außergewöhnliche Termine stehen auf dem Programm im Katholischen Bildungszentrum Wasserburg Rindern. Nach einem ökumenischen Gottesdienst spielt ein Streichquartett Salonmusik.

 "Brücken bauen" mit von links Hans Westpfahl, Inge Ennuschat, Christa Wolters und Barbara Blau

"Brücken bauen" mit von links Hans Westpfahl, Inge Ennuschat, Christa Wolters und Barbara Blau

Foto: stade

Es ist eine Premiere für die Wasserburg Rindern: Ein musikalisches "Elführken" für Menschen mit Demenz, ihre Begleiterinnen und Begleiter und auch für alle Musikliebhaber, die Freude an Musik und Kultur haben und den Sonntag mit schönen Klängen und anderen Menschen genießen möchten.

In einem Pressegespräch erläuterten Barbara Blau, Bildungsreferentin der Wasserburg Rindern für Caritas und Sozialethik, Inge Ennuschat und Hans Westpfahl vom Demenz-Servicezentrum Niederrhein in Trägerschaft des Caritasverbandes Dinslaken und Wesel und Christa Wolters, Pfarrerin im Evangelischen Kirchenkreis Kleve, die beiden außergewöhnlichen Termine am Sonntag, 5. Juni, und am Sonntag, 30. Oktober, jeweils von 11 Uhr bis 13.30 Uhr im Katholischen Bildungszentrum Wasserburg Rindern.

Der Sonntagmorgen beginnt mit einer ökumenischen Andacht, gestaltet von Pfarrerin Wolters, in der Wasserburg-Kapelle. "Musik macht lebendig", ist das Thema des Gottesdienstes, in dem Lieder erklingen, die Erinnerungen wecken werden. "Musik ist Erinnerung, Musik ist Gefühl, und Gefühle werden nicht dement", fasst Ennuschat den Inhalt der kleinen Auszeit mit schönen Musikmomenten zusammen. "Gemeinsam ein Konzert zu erleben, am gesellschaftlichen Leben teilhaben, zuhören, genießen, mitsummen, vielleicht auch das eine oder andere Lied mitsingen, stehen im Mittelpunkt und nicht die Demenz, sowohl für Menschen mit Demenz, ihre Angehörigen, als auch interessierte Besucher", sagt sie.

Demenz sei eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung, die es anzunehmen und zu bewältigen gelte. Sie bestehe einerseits in der Sicherung medizinischer und pflegerischer Versorgung, andererseits in erhöhtem Maße auch darin, Wohlbefinden und verbesserte Lebensqualität für Betroffene zu gewährleisten, unterstrich Hans Westpfahl: "Ein Leben mit Demenz kann und soll lebenswert sein." Kunst und Musik seien ein Zugang zu Menschen mit Demenz. Der Weg könne über die Emotionalität und Sinnlichkeit gelingen.

Im Anschluss an die Andacht können die Teilnehmer die regionale Küche der Wasserburg genießen. Danach spielt am 5. Juni das "Senza Nome", ein Streichquartett der "Haldern-Strings", auf. Sie entführen die Besucher auf erfrischende Weise in die Zeit der Salonmusik, beispielsweise in die Welt der Klänge des Walzerkönigs Johann Strauss und die der Operetten eines Franz Lehar. "Alle Musikliebhaber sind willkommen - erkrankt oder nicht erkrankt. Es geht um das Erleben schöner Augenblicke und die Möglichkeit der sozialen und kulturellen Teilhabe. Denn sinnliches Erleben und die Freude an Musik gehen nicht verloren, auch wenn es Menschen schwer fällt, sich zu erinnern", sagt Blau. Und als die Verantwortlichen des "Musikalischen Elführkens" nach einem kurzen Gang durch die wunderschöne Umgebung der Wasserburg auf einer Brücke stehen, ergänzt die Bildungsreferentin: "Es lohnt sich, denn die Musik ist ein Königsweg zur eigenen inneren Welt, aber auch als Brücke zum anderen Menschen." Zum zweiten Termin am Sonntag, 30. Oktober, wird das "Bocholter Salonorchester" mit Musik aus den "schönen alten Zeiten" erwartet.

(stw)
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