Kranenburg Nabu lässt Gehölz ohne Genehmigung abfräsen

Kranenburg · Bei den Rodungsarbeiten im Kranenburger Bruch ließ der Nabu auf einer gemeindeeigenen Fläche ohne Erlaubnis einen Gehölzstreifen abfräsen. Verwaltung ist brüskiert. Nabu: Für Gemeinde kein Schaden.

 Aufgeräumte Landschaft: Blick von der Bruchschen Straße in das Naturschutzgebiet.

Aufgeräumte Landschaft: Blick von der Bruchschen Straße in das Naturschutzgebiet.

Foto: Gottfried Evers

Kranenburgs Bürgermeister Günter Steins ist ein geradlinig denkender Mensch. Sein Credo: klare Kante zeigen, kein Schlingerkurs. Allein in der Natur sieht er es anders. So erfreut er sich etwa am wunderbaren Wildwuchs. "Ich mag die Landschaft nicht so aufgeräumt", sagt der Verwaltungschef. Doch hat die Nabu Naturschutzstation vor Steins' Haustüre gerade die Niederung entrümpelt.

Im Zuge des Eler-Projekts wurden Hecken und Bäume weggeräumt, die den Wiesenvögeln (Wiesenbrüter, Kiebitz, Bekassine) bei deren Vermehrung im Weg stehen. Der Bewuchs musste den höheren Zielen weichen. Finanziert wurden die Maßnahmen vom Land und der EU.

Bei der Aktion "Ordnung schaffen" kam es jedoch zu einer Panne. So haben die Naturschützer auch auf dem Gebiet der Gemeinde die Gehölze aus dem Boden herausfräsen lassen, was sie nach einer Mitteilung aus dem Rathaus nicht gedurft hätten. Nur wenig Interpretationsspielraum lässt ein Verwaltungsschreiben an die Naturschützer zu: "...auf dem gemeindeeigenen Grundbesitz darf der Bewuchs nur oberirdisch gerodet, sprich auf Stock gesetzt werden..." Das bedeutet, dass Bäume und Sträucher etwa einen halben Meter hoch hätten stehenbleiben müssen. Jegliche Eingriffe in den Boden wurden ausgeschlossen. Trotz des eindeutigen Hinweises wurde ein Gehölzstreifen von sieben Meter Breite und 400 Meter Länge ausgefräst. Die zehn Zentimeter tiefe Fräsung sorgte dafür, dass auch Wurzeln gekappt wurden.

In der Verwaltung ist man alles andere als erfreut über den Vorgang. Steins erklärte, dass der Streifen "durchpflügt" wurde. Die Vorgehensweise des Nabu sei überaus ärgerlich. Zudem sei es nicht das erste Mal, dass die Naturschutzstation Zugeständnisse nicht eingehalten und Eigentumsrechte ignoriert habe. Im vergangenen Jahr habe der Nabu bei dem Versuch Gräben an der Moorentwässerung zu verschließen, ebenfalls Eigentumsrechte verletzt.

Beim Nabu kann man die Aufregung nur schwer nachvollziehen. Naturschutzreferentin Lisa Schinkel, die an dem Projekt beteiligt ist, sagte: "Es ging bei dem auf Stock setzen nur um Weißdornsträucher und das haben wir auch so gemacht. Mit der Verwaltung hatten wir abgesprochen, dass die Bäume abgesägt werden. Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe." Es sei der Gemeinde bei der Baumreihe alleine darum gegangen, dass der Boden nicht bewegt werde, so Schinkel, die erklärte: "Das ist auch nicht passiert. In den Boden ist nicht eingegriffen worden." Allein die Auflage der Verwaltung, bei den abgeschlagenen Bäumen nicht zu fräsen, sei aufgrund eines Kommunikationsfehlers beim ausführenden Unternehmen nicht beachtet worden. Doch sei der Kommune auch ohne Genehmigung kein Schaden entstanden, betonte Schinkel.

Die Sichtweise der Referentin sei falsch, so die Verwaltung. Es sei gefräst worden und zwar der komplette Gehölzstreifen, der sich auf den gemeindeeigenen Flächen befindet. Wo einst Sträucher und Bäume standen, ist es jetzt so flach wie die Landschaft selbst. Die Chance, dass der Bewuchs schnell wieder austreibt, hat sich erledigt.

Bürgermeister Steins kündigte an, dass man prüfen werde, wie "diese Zuwiderhandlung" geahndet werden könne. Er betonte, dass man natürlich keine Möglichkeit habe auf Maßnahmen Einfluss zu nehmen, die auf landeseigenen Flächen durchgeführt werden. Zweifellos richtig. Aber auf die im eigenen Garten schon.

(RP)
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