Kranenburg Nabu wandert mit Minister durch Bruch

Kranenburg · Das Naturschutzzentrum in Kranenburg greift in den Landtagswahlkampf ein: Mit NRW-Umweltminister Johannes Remmel und Staatssekretär Jochen Flasbarth startete eine Wanderung nach Köln - zehn Tage, viele Themen.

Dort oben im Baum könnte ein Kiebitz sitzen, denn über diese Vögel informierte der NABU NRW-Umweltminister Johannes Remmel (rechts), Staatssekretär Jochen Flasbarth (daneben) und andere Mitwanderer in Kranenburg.

Dort oben im Baum könnte ein Kiebitz sitzen, denn über diese Vögel informierte der NABU NRW-Umweltminister Johannes Remmel (rechts), Staatssekretär Jochen Flasbarth (daneben) und andere Mitwanderer in Kranenburg.

Foto: Friedel Evers

Nein, nein, eine Wahlempfehlung will der Verband mit dieser Veranstaltung nicht geben. Und auch das gemeinsame Auftreten eines NRW-Ministers der Grünen und eines Staatssekretärs des SPD-geführten Bundesministeriums soll keine eventuelle Koalitionsaussage sein. Dass Johannes Remmel aus Düsseldorf und Jochen Flasbarth in Vertretung von Barbara Hendricks gestern an der "Landtagswahltour" des Naturschutzbunds (Nabu) teilnahmen, liege am Thema, betonen alle Beteiligten: "Biodiversität", die Frage also, wie artenreich unsere Natur ist. Wie es um Flora und Fauna am Niederrhein bestellt ist, darüber haben Naturschützer eine Menge zusagen. Und sie haben Erwartungen an die Politiker auf allen Ebenen.

Der Spaziergang von Kranenburg nach Kleve war kein Einzelerlebnis, sondern Teil einer Wanderung des Nabu bis Köln. 186 Kilometer Jakobsweg, aufgeteilt auf zehn Tagesetappen. "Zu jedem Teilstück laden wir Politiker verschiedener Parteien ein", erklärte Josef Tumbrinck, Vorsitzender des Nabu NRW. Sein Kollege Volkhard Wille, Leiter der Naturschutzstation Niederrhein, zeigte den Gästen nach einführenden Vorträgen und einer Stärkung nicht nur das Kranenburger Bruch, sondern auch die Kiebitzkolonie und Beispiele von Extensivierung.

In Minister Remmel und Jochen Flasbarth hatte er sachkundige Zuhörer, ebenso natürlich in den Nabu-Kollegen und einigen Vertretern der Grünen aus dem Kreis. Zuvor hatte Tumbrinck im Caféhaus Niederrhein über Biodiversität gesprochen. "Eine der größten Herausforderungen unserer Zeit ist es nach wie vor, den Artenschwund endlich zu stoppen. Dieser müssten sich Bundes- wie Landesregierung zukünftig deutlich engagierter als bisher stellen, da wir immer mehr Arten verlieren", erklärte der Vorsitzender des Nabu NRW. Auch die folgende Landesregierung müsse weitere Flächen für den Naturschutz sichern, um die biologische Vielfalt zu unterstützen. Flasbarth stimmte ihm da ohne Abstriche zu und verlangte eine "Ökologisierung der Landwirtschaft". Das wichtige Agrarland Nordrhein-Westfalen, zugleich das Land mit den meisten Einwohnern, spiele da eine ganz wichtige Rolle. Beim Stichwort "Öko" fällt es Kreislandwirt Josef Peters schwer, sich nicht aufzuregen. Der Verbandsvertreter, in jahrelangen Auseinandersetzungen mit dem Nabu geübt, erinnert die RP daran, dass die Verbraucher im Supermarkt inzwischen zwar häufiger nach "Bio" griffen, diese Produkte aber weitgehend im Ausland angebaut würden. Wegen der Preise. "Solange die allermeisten Verbraucher nicht bereit sind, für Bioprodukte deutlich mehr zu zahlen, wird sich die Ökolandwirtschaft nicht so entwickeln, wie sich die Grünen das wünschen." Auch zur Agrarförderung, zur Europäischen Wasserrahmenrichtlinie oder zum chemischen Pflanzenschutz hat er etwas andere Ansichten. Dass der Wolf, wie Flasbarth erzählte, in Deutschland ein "Rückkehrrecht" genieße, mag Peters ebenso verstimmt haben. "Das ist keine Frage des Wollens, wenn er kommt, kommt er", befand der Politiker.

Auf der Wanderung bis Köln werden die Naturfreunde Meister Isegrim kaum begegnen. Wenn doch, wird der Wähler das erfahren. Dann gibt es ein Thema mehr, um darüber unterschiedlicher Meinung zu sein. Wahltag: der 14. Mai.

(RP)
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