Kleve Nach 30 Jahren Markt ist Schluss

Kleve · Das Ehepaar Alfred und Marlies Mulder hat drei Jahrzehnte lang Obst und Gemüse angeboten, in der dritten Generation seinen Stand in Kleve betrieben. Am vergangenen Wochenende war Schluss, eine vierte Marktgeneration gibt es nicht.

 Alfred (63) und Marlies (60) Mulder standen am vergangenen Wochenende zum letzten Mal auf dem Markt an der Linde in Kleve. Das Ehepaar macht nach 30 Jahren Schluss mit dem Markt und geht in den Ruhestand.

Alfred (63) und Marlies (60) Mulder standen am vergangenen Wochenende zum letzten Mal auf dem Markt an der Linde in Kleve. Das Ehepaar macht nach 30 Jahren Schluss mit dem Markt und geht in den Ruhestand.

Foto: Gottfried Evers

Das letzte Mal Kisten zusammengepackt, das letzte Mal den Wagen beladen. Als Alfred (63) und Marlies (60) Mulder am Wochenende den Markt an der Klever Linde verließen, wird es ihnen schwerer gefallen sein als sonst. Nie mehr werden sie ihren Stammplatz an der Klever Linde beschicken, nie mehr einen Plausch mit den Kunden halten. Das Ehepaar macht nach 30 Jahren Schluss mit dem Markt und geht in den Ruhestand.

Großen Rummel wollten sie vorher bewusst nicht. "Der Abschied fällt schon schwer genug", sagt Marlies Mulder. "Man geht mit einem lachenden und einem weinenden Auge." Schwer fällt dem Ehepaar der Ruhestand, weil damit nicht nur für sie eine Ära auf dem Klever Markt endet, die ziemlich genau 90 Jahre lang gehalten hat. "Die Großeltern haben 1925 angefangen. Damals sind sie noch mit Pferd und Wagen aus Bedburg-Hau Louisendorf nach Kleve gekommen", sagt Marlies Mulder.

Auf der Ladefläche: Obst von den eigenen Wiesen, Kartoffeln und Gemüse aus dem eigenen Anbau. "Früher konnten sie auf dem Hof auch noch Kaninchen und Hühner schlachten und mit auf den Markt nehmen. Die Gesetze waren nicht so streng wie heute", sagt Mulder. Der Pferdekarren wurde gegen einen Opel Blitz getauscht, der Stab an die nächste Generation weitergereicht. "Mein Mann hat schon als Kleinkind mitgeholfen, da wächst man einfach rein", sagt Marlies Mulder.

Selbstgeschlachtetes gibt es bei ihr und ihrem Mann nicht mehr, Obst und Gemüse kommen auch eher vom Großmarkt als aus dem eigenen Anbau. "Orangen wachsen nicht einfach in unserem Garten", sagt die Verkäuferin.

Auf Produkte aus regionalem Anbau versuchte das Ehepaar aber trotzdem bis zuletzt zu achten. "Die Tomaten und Gurken bekamen wir zum Beispiel aus Weeze", erzählt die 63-Jährige.

Was ihnen am meisten fehlen wird? "Die vielen treuen Stammkunden." Die Atmosphäre sei einfach eine andere als im Supermarkt, die Gespräche mit den Menschen viel intensiver. Auch den ein oder anderen Standnachbarn habe man ins Herz geschlossen. "Speziell in Kleve gibt es ja viele langjährige Marktbeschicker."

Eine vierte Marktgeneration Mulder wird es nicht geben, der Stadt ist es aber gelungen, einen neuen Gemüsestand für die Linde zu gewinnen. So haben die Kunden nach wie vor die Auswahl zwischen mehreren Ständen für Grünzeug.

Aber - und auch das gehört zur Realität, wenn man über den Markt berichtet: Nicht nur das Ehepaar Mulder verlässt die Linde. Langfristig gesehen schrumpfen die Märkte im gesamten Kreis Kleve immer weiter. Gut 20 Stände sind es noch in Kleves Oberstadt. In Kalkar versammelt sich nur noch eine Handvoll Stände, trotz aller Wiederbelebungsversuche von Seiten der Stadt. "Wir waren ausschließlich auf dem Markt in Kleve vertreten. Das macht heute niemand mehr", sagt Marlies Mulder. "Dafür ist es auch viel zu viel Arbeit."

Die Beschicker müssten bis ins Ruhrgebiet unterwegs sein, damit es sich wirklich rechne. "Und das bei Wind und Wetter. Da einen Nachfolger zu finden, ist wirklich schwer."

Trotz Abschiedsschmerz: Ihren Ruhestand wollen Alfred und Marlies jetzt erst einmal ganz in Ruhe auf sich zukommen lassen. "So alt sind wir ja nun auch nicht", meint die 60-Jährige.

(RP)
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