Kleve Nach dem Abi für ein Friedensjahr nach London und Chile

Kleve · Svenja Peters aus Weeze und Lukas Werthmanns aus Kevelaer hoffen auf spannende Erfahrungen.

 Svenja Peters und Lukas Werthmanns freuen sich schon auf das Friedensjahr. Die Fahrt mit dem Zug wird nur der Anfang sein, denn es geht weiter nach London und Chile.

Svenja Peters und Lukas Werthmanns freuen sich schon auf das Friedensjahr. Die Fahrt mit dem Zug wird nur der Anfang sein, denn es geht weiter nach London und Chile.

Foto: Seybert

"I haven' been everywhere, but it's on my list", heißt es in einem berühmten Zitat von Schriftstellerin Susan Sontag. Svenja Peters und Lukas Werthmanns, Abiturienten vom Kevelaerer Kardinal-von-Galen-Gymnasium, können schon sehr bald einen Punkt auf ihrer Liste abhaken. Die beiden haben nämlich ein klares Ziel vor Augen, das weit über die Grenzen des Kreises Kleve hinausführt. Sie werden ein Freiwilliges Friedensjahr (FFJ) im Ausland verbringen. Svenja steigt im August in den Flieger nach Chile, Lukas wird wenig später nach London reisen.

Dort angekommen will er für zwölf Monate in einem Vorort leben und sich in einer Notunterkunft für verarmte Wohnungssuchende einsetzen. Parallel läuft noch ein weiteres Projekt; eine Art "Nachbarschaftshilfe", bei dem er zweimal täglich Menschen besucht, die sonst niemanden haben. Sie freuen sich über Gesellschaft zum Spielen, Erzählen, Vorlesen oder einfach zum Einkaufen. "Ich möchte sehr gut Englisch sprechen können", so Lukas über seine Erwartungen. Er ist gespannt darauf, neue Leute, aber auch den Kontrast zwischen Arm und Reich im westlich geprägten London kennenzulernen. Neue Erfahrungen sind Gold wert, können im umgekehrten Fall aber auch bedrückend sein. Um bestmöglich auf die Zeit im Ausland vorbereitet zu sein, müssen die Jugendlichen ein fünftägiges Praktikum in einer vergleichbaren Einrichtung absolvieren. Ebenso wird im Vorfeld ein zweiwöchiger Ausreisekurs stattfinden. Die Leiter der Organisation sprechen mit den Freiwilligen über mögliche Konflikte und informieren über kulturelle und gesellschaftliche Rahmenbedingungen, sprich: Wie verhalte ich mich in einem fremden Land? Ein mentales Training schließt die Vorbereitung ab.

Lukas reist für sein Seminar sogar extra nach Estland. Die beiden Weltenbummler fühlen sich von ihrer Organisation EKIR (Evangelische Kirche im Rheinland) bestens vorbereitet. Wohl auch deswegen blickt Svenja überraschend gelassen in ihre Zukunft für das nächste Jahr, das sie in den Großraum Santiago führt. Sie zieht gemeinsam mit drei anderen Deutschen in eine WG ein, und kann sich nach einer Orientierungsphase für eines von mehreren Projekten entscheiden. Zur Auswahl steht unter anderem Fußballspielen mit Straßenkindern, um ihnen soziale Fähigkeiten zu vermitteln.

Svenja, die von Anfang an nach Lateinamerika gehen wollte, war völlig aus dem Häuschen, als schließlich die Zusage für Chile kam. "Ich habe geheult wie ein Schlosshund, ich hab' mich so gefreut", so Svenja immer noch ganz euphorisch. "Schuld" an ihrer Begeisterung hat Austauschschülerin Paula aus Argentinien. Die Mentalität und die Erzählungen aus ihrer Heimat haben Svenja beeindruckt.

Die hohe Kriminalitätsrate in Santiago beunruhigt sie nicht. "Man hat uns erzählt, die Leute, die nach Lateinamerika gehen, werden mindestens einmal ausgeraubt, aber die leben da ja auch jeden Tag mit", meint sie ganz gelassen. Auch, dass sie kein einziges Wort Spanisch spricht, bringt Svenja nicht aus der Ruhe. Und trotzdem, Ängste spielen auch bei der selbstbewussten 18-Jährigen eine Rolle. Sie sorgt sich um ihre Katze daheim und hat Angst vor einem Kulturschock, gerade was den Umgang mit Frauen angeht.

Am Ende des Auslandsjahres will Svenja mit einem Koffer voller Erinnerungen und einer Speicherkarte voller Fotos nach Hause kommen, denn Reisen und Fotografieren sind ihre beiden Leidenschaften.

Wer sich jetzt fragt, wie zwei Abiturienten ihr Abenteuer finanzieren können, kennt noch nicht Svenjas "Steter Tropfen höhlt den Stein, Svenja geht nach Chile"-Schwein. Um ein FFJ absolvieren zu können, verpflichtet man sich, im Vorfeld einen Unterstützerkreis aus Sponsoren aufzubauen. 1800 Euro müssen am Ende zusammenkommen. Aus diesem Topf werden Flüge, Unterkünfte und 100 Euro monatliches Taschengeld an die Freiwilligen auf der ganzen Welt gezahlt. Auch Öffentlichkeitsarbeit gehört dazu. Svenja und Lukas planen noch einen Waffelverkauf nebst Infostand.

Neben dem Geld fehlt ihnen aber noch ein weiterer Teil der Vorbereitung: Sie sollen ein Interview mit drei verschiedenen Personen aus dem jeweiligen Einreiseland führen. Svenja und Lukas haben ihre Abiturprüfungen hinter sich gebracht und freuen sich auf ein aufregendes Jahr. Sie waren vielleicht noch nicht überall - aber mit ihrer Liste beginnen sie genau jetzt.

Wer Kontakt mit Svenja Peters oder Lukas Werthmanns aufnehmen möchte, kann das tun unter svenjadiepeters@t-online.de, Telefon 0157 85727778 , oder an Lukas-werthmanns@t-online.de

(RP)
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