Kreis Kleve Naderer: "Wir versorgen die Wirtschaft"

Kreis Kleve · In den technischen und naturwissenschaftlichen Fächern bildet die Hochschule Rhein-Waal (HSRW) Ingenieure und Wissenschaftler vornehmlich für die Region aus. Internationale Studenten sollen mehr Deutsch lernen.

Kreis Kleve: Naderer: "Wir versorgen die Wirtschaft"
Foto: Van offern

Eines ihrer wichtigsten Ziele hat die Hochschule Rhein-Waal (HSRW) fest im Blick: "Wir sind zuversichtlich, dass wir grundsätzlich langfristig den Bedarf der Unternehmen in der Region an gut ausgebildeten Ingenieurinnen und Ingenieuren decken können", sagt HSRW-Präsidentin Dr. Heide Naderer. Mit deutschen Studierenden aus den MINT-Fächern Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik ebenso wie mit internationalen Studierenden. Denn mit dem Angebot, die Ingenieurwissenschaften und die Agrar-Fächer in englischer Sprache zu lehren, stehe die Hochschule vom Niederrhein weltweit hoch in Kurs.

Beispielsweise haben sich inzwischen 200 Studenten aus Indien an der HSRW eingeschrieben, ohne dass die Hochschule dort geworben hätte. "Das hat sich herumgesprochen. Zum Beispiel über Youtube, wo internationale Studierende von unseren Fakultäten Videos und Posts ins Netz gestellt haben, wie toll sich an unseren Standorten in Kleve und Kamp-Lintfort studieren lässt", sagt Naderer. Das Gros der Studiengänge der jungen Hochschule wird in Englisch gelehrt, und eine Studiengebühr ist auch nicht zu bezahlen (wenn man vom Sozialbeitrag mit Semesterticket absieht). Das lockt junge Menschen aus dem Ausland, die vor allem aber wegen des guten Rufs des Ingenieurwesens made in Germany kommen.

An der Fakultät Technik und Bionik sind 83 Prozent der Bachelor-Studenten internationale, hauptsächlich aus Asien, hier vornehmlich aus Indien. In den Bachelorstudiengängen kommen in der Fakultät Technologie und Bionik von 1195 Studierenden 999 aus dem Ausland, in der Fakultät Life Sciences studieren 1075 Studenten, davon 280 internationale und 795 deutsche, in der Fakultät Gesellschaft und Ökonomie sind von 2158 Studierenden 1234 aus Deutschland, 924 aus dem Ausland, in der Fakultät Kommunikation und Umwelt studieren 1127 deutsche und 536 internationale Studierende. "Wir gehören zu den ganz wenigen Hochschulen und Universitäten in der Republik, die beispielsweise Ingenieurwesen komplett in Englisch anbieten", sagt die Präsidentin. Man habe inzwischen für die Qualitätssicherung Tests in einigen Fächern eingeführt, um gute Leute für Kleve und Kamp-Lintfort zu holen.

"Zusätzlich fehlt vielen dieser Studierenden, wenn sie für mittelständische Unternehmen aus der Region interessant sein wollen, die Deutschsprachigkeit", sagt Naderer. Das soll sich ändern. Die Hochschule wird spätestens ab dem kommenden Wintersemester Intensiv-Sprachkurse für Deutsch anbieten. Für die Unternehmen biete sich aber auch die Möglichkeit, mit den internationalen Studenten neues Wissen zu erschließen. "Grundsätzlich sind wir uns im Klaren, dass Absolventinnen und Absolventen, die in den regionalen Markt wollen, Deutsch können müssen, selbst wenn das zunächst nicht einmal fließend sein muss", sagt die Präsidentin. Das sei in der Aufbauzeit der Hochschule vielleicht etwas zu kurz gekommen, aber man werde jetzt intensiv daran arbeiten. So will die Hochschule in ihre Angebote einen vierwöchigen Deutschkursus einarbeiten, der allerdings zunächst nicht verpflichtend sei. "Wir dürfen nicht vergessen, dass Ingenieurwesen sehr intensive Fachstudiengänge sind", sagt sie.

Mit den englischsprachigen Studienangeboten für Ingenieurwesen möchte sie auch den üblichen Einzugsbereich einer Fachhochschule im Radius von 50 Kilometer um die Hochschule über die Grenze hinweg in die Niederlande schlagen. "Wir haben 36 niederländische Studierende an unserer Hochschule, das sollen mehr werden", sagt sie. Sie werde die Werbung in den Niederlanden um studentischen Nachwuchs vertiefen, werde auf Messen und in die Schulen gehen. Hinzu komme, dass auch niederländische Unternehmen Ingenieurwissen aus Deutschland suchen.

Das haben auch die Hochschulen auf der anderen Seite der Grenze. Die HSRW darf auf dem Gelände der HAN (Hogheschool Arnhem Nijmegen) für ihre Technik-Studienfächer werben. "Wir werden unsere Präsenz in den Niederlanden systematisch aufbauen", sagt die Präsidentin. Und hat schlagkräftige Argumente auf ihrer Seite: Niederländische Hochschule mit Ingenieurstudiengängen in Grenznähe sind Mangelware. Und in Deutschland werden keine Studiengebühren erhoben . . .

(RP)
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