Kleve Neue Fundamente verlängern Bauzeit

Kleve · Der Bauabschnitt unterm historischen Rathausteil muss neue Fundamenten bekommen. Technischer beigeordneter Jürgen Raue bezifferte die Mehrkosten für die Stadt für die Baumaßnahme 750 000 Euro. Eröffnung erst Ende 2016.

 Der neue Teil des Rathauses ist fast fertig - doch dem alten fehlen die Fundamente.

Der neue Teil des Rathauses ist fast fertig - doch dem alten fehlen die Fundamente.

Foto: Gottfried Evers

Es ist nur ein kleiner Teil - aber ohne ihn geht es nicht: Der historische, knapp 20 Meter lange Bauabschnitt des Rathauses der Stadt Kleve ist baufällig. Er hat keine gründenden Fundamente, die Decken und Wände sind nicht verzahnt. Mehrere Monate waren Stadt und die ausführende Firma Tönnissen mit Planungen befasst, wie die Baumängel behoben werden könnten und letztlich, wie die nicht absehbaren Kosten aufgeteilt werden. Jetzt haben sich Verwaltung und Tönnissen geeinigt: Die Stadt wird 750 000 Euro zusätzlich an die ausführende Baufirma überweisen, die Bauzeit verlängert sich bis Ende 2016. Das teilte Kleves Technischer Beigeordneter Jürgen Rauer den Ratsmitgliedern in nichtöffentlicher Sitzung mit. Man habe in den Verhandlungen alle Positionen auf den Tisch gelegt. Baukosten, die über 750 000 Euro hinausgehen, wird die Baufirma tragen müssen. Zusätzlich wird die Stadt auch weiter die Miete für das Interimsrathaus zahlen - 20 000 Euro im Monat. Dann wäre man beim Projekt Rathaus-Sanierung bei zusätzlichen Kosten von einer knappen Million Euro, wenn sich die Bauzeit mehr als ein halbes Jahr verzögert. Die Verwaltung hatte den Rat schon vor der Vergabe informiert, dass im historischen Bauteil angesichts der Bodenverhältnisse mit Mehrkosten zu rechnen sei, sagt Rauer.

Offensichtlich wurden die Baumängel bereits im Mai 2014 nach dem Abriss des alten Krankenhaus-Rathauses. Nachdem dann für die Grundsanierung des Bauabschnittes die Bodenplatte geöffnet wurde, lag das ganze Problem offen. Jetzt sollen von einer Spezialfirma für Gründungspfähle neue Fundamente unter den alten Bau gepresst werden. Dabei werden Eimergroße Fundamentstücke solange schräg unter den Bau gepresst, bis das Fundament wieder tragfähig ist. Das hydraulische Einpressverfahren ermöglicht es, Pfähle erschütterungsarm in den Baugrund einzubringen.

Dass die Fundamente schlecht waren, sei bekannt gewesen, räumt Rauer ein. Aber dass sie quasi gar nicht vorhanden sind, wusste man nicht und hätte man nur in Erfahrung bringen können, wenn das ganze Gebäude vorher freigelegt worden wäre, fügt er an. Doch nicht nur die Fundamente müssen erneuert werden: Weder die Decken noch die Wände wurden weiland miteinander verzahnt. Rauer vermutet, dass dieser Teil einmal zwischen zwei bestehende Bauwerkesteile gesetzt wurde. "Wir müssen die Decken Stück für Stück entfernen und erneuern, da ist sehr viel Handarbeit gefragt, das kostet Zeit und Geld", sagt Rauer. Jede Decke muss mit einem Gerüst oder Stempeln unterfangen werden, dann werden Stücke herausgesägt und ersetzt. Auch werden die Wände verzahnt. Bevor die Arbeiten beginnen können, müssen noch die Statik und die Baugenehmigung eingeholt werden. Der fast fertige Neubau kann nicht schon vorher bezogen werden, weil in dem baufälligen Anschnitt wichtige Versorgungseinheiten (z.B. Serverraum) untergebracht sind. Derzeit abeitet das Unternehmen verstärkt am "Brunnenhaus".

Wie schlecht der Bau ist, hatten 2009 die auf Platz zwei gelandeten Architekten von GKK mit Werner van Ackeren geahnt: GKK-Architekt Oliver Kühn hatte in einem seiner Vorträge an einem Beispiel eines Münchner Bauvorhabens erklärt, man müsse wohl den ganzen Bau erneuern und veranschlagte vorsichtshalber für Rathaus mit allen Anlagen stattlichen 14,8 Mio Euro.

(RP)
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