Kleve Neues Buch erinnert an die Juden in Kleve

Kleve · Wolfgang Krebs stellt in kompakter Form die Geschichte der Juden in der Stadt dar. Der ehemalige Technische Beigeordnete würde es sich vor allem wünschen, dass viele Schüler sein Werk lesen werden.

 Blick auf die ehemalige Synagoge der jüdischen Gemeinde in Kleve. Jüdische Familien prägten über Jahre das Leben in der Stadt.

Blick auf die ehemalige Synagoge der jüdischen Gemeinde in Kleve. Jüdische Familien prägten über Jahre das Leben in der Stadt.

Foto: Archiv

Eine Sache war Wolfgang Krebs besonders wichtig. "Ich habe versucht, das Wesentliche zu bringen, kompakt und verständlich", erläutert der 81-Jährige. Denn mit seinem neuen Buch "Geschichte der Juden in Kleve" verbindet er auch den Wunsch, dass sich Schüler intensiv mit dem Thema befassen. Und eben da sei es wichtig, ein systematisches Werk vorzulegen, das man quasi wie ein Nachschlagewerk immer wieder zur Hand nehmen kann, um kompakt aufbearbeitete Informationen über das Leben der Juden in Kleve zu bekommen.

 Wolfgang Krebs mit Eva Weyl und Franz Engelen (v.l.).

Wolfgang Krebs mit Eva Weyl und Franz Engelen (v.l.).

Foto: Evers

Entstanden ist ein Buch, in dem der frühere technische Beigeordnete der Stadt die Geschichte der Klever Juden anschaulich darstellt.

Wert hat Krebs auch darauf gelegt, die Besonderheit der Juden in Kleve in den Blickpunkt zu rücken. Hier hatten sie nämlich eine geschichtliche Bedeutung auch nach außen hin. Das lag vor allem an drei Gründen, die Krebs gestern bei der Vorstellung des Buches erläuterte. Einmal stellte die erste jüdische Familie in Kleve eine Ausnahmeerscheinung dar. Die Familie Gomperz hatte enge Beziehungen zum Kurfürsten, die sonst nur Adelige pflegten. Weiter habe vor allem das gehobene Bürgertum in Kleve den Juden eine große Toleranz entgegengebracht. "Die Bürger waren immer daran interessierte, die Juden gleichberechtigt zu behandeln", erläutert Krebs. Und das obwohl die preußischen Herren eher antijüdisch eingestellt waren. Der dritte Punkt für die besondere Bedeutung der Juden in Kleve war der wirtschaftliche Impuls, den sie der Stadt gegeben haben. Die jüdischen Familien sorgten hier mit Betrieben für Arbeitsplätze. Etwa Anselm Weyl, der ein Textilgeschäft gründete. Seine Söhne machten daraus das Kaufhaus Weyl. Das stand an der Stelle, an der heute der Kaufhof steht.

Eva Weyl, die Urenkelin von Anselm Weyl war gestern zur Buchvorstellung gekommen. Für sie ist Kleve inzwischen auch so etwas wie eine zweite Heimat geworden, obwohl sie in den Niederlanden geboren ist, weil ihre Eltern 1934 Deutschland verließen. Wie durch ein Wunder habe die Familie den Holocaust überlebt, erzählte Eva Weyl gestern, die sich einen Satz ihres Vaters bis heute zu eigen gemacht hat: "Kind, wir müssen über diese Zeit reden, damit die nächste Generation das nicht vergisst." Daher hält sie seit drei Jahren Vorträge in Schulen im Rheinland. "Ich habe den Eindruck, dass inzwischen mehr gegen das Vergessen getan wird", sagt sie. Schüler würden ihr nach ihren Erlebnisberichten sagen: "Jetzt hat das alles für mich ein Gesicht."

Ihre Wunden aus der Zeit seien geheilt. Es sei wichtig, dass Wolfgang Krebs die Klever Juden aus dem Vergessen geholt habe. "Es wäre schön, wenn die Schulen dieses Buch rege nutzen", wünscht sie sich. Sie will daher in allen Schulen, in denen sie spricht, Werbung für das neue Werk machen.

Die Schulen sollen auch gezielt vom Pagina Verlag angeschrieben werden, der das Buch herausgebracht hat. Mit Unterstützung von Landschaftverband, Sparkasse und Volksbank ist es möglich, das Buch günstig anzubieten. 50 Exemplare gibt es für Schüler zum Sonderpreis von neun Euro, im Geschäft ist das Buch für 12,80 Euro erhältlich.

(RP)
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