Kreis Kleve Neues Interreg-Projekt für Grenzregion

Kreis Kleve · "Dynamic Borders" heißt das 730.000 Euro schwere neue Projekt von sechs Gemeinden aus der Euregio Rhein-Waal. Firmen aus dem Bereich Agrofood sind angesprochen, der Tourismus und die Förderung junger Leute durch Praktika.

 In guter Stimmung schreiten die niederländisch-deutschen Nachbarn in eine gemeinsame Zukunft. Aus Weeze (von links) Ulrich Francken und Khalid Rashid, aus Bergen Manon Pelzer, Peter de Koning aus Gennep und Rüdiger Wenzel aus Goch.

In guter Stimmung schreiten die niederländisch-deutschen Nachbarn in eine gemeinsame Zukunft. Aus Weeze (von links) Ulrich Francken und Khalid Rashid, aus Bergen Manon Pelzer, Peter de Koning aus Gennep und Rüdiger Wenzel aus Goch.

Foto: Gottfried Evers

Europa schwächelt spürbar, einigen Mitgliedsländern mangelt es sichtlich an Solidarität, stellte Weezes Bürgermeister Ulrich Francken am Rande eines Pressegesprächs in Gaesdonck fest. Der Vize-Vorsitzende der Euregio Rhein-Waal präsentierte gemeinsam mit Vertretern von fünf benachbarten Kommunen auf beiden Seiten der Grenze das neue Projekt "Dynamic Borders". An der niederländisch-deutschen Grenze werde Europa gelebt, weil die Menschen das so wollten und dies die Region voranbringe.

Das neue Projekt ist (natürlich) grenzüberschreitend, von Kommunen betrieben und dreigeteilt. Es gibt die "Agrofoodplattform", Praktika sollen vermittelt und der Tourismus unterstützt werden. 730.000 Euro stehen zur Verfügung, wie üblich erbracht von der EU, den Provinzen Noord-Brabant und Limburg, dem NRW-Wirtschaftsministerium und den beteiligten Kommunen sowie kleinen und mittleren Unternehmen.

Schon seit Jahren arbeiten Goch und Weeze auf der einen Seite sowie Bergen, Boxmeer, Cuijk und Gennep auf der anderen insbesondere im Bereich Tourismus und Veranstaltungen eng zusammen. Eine Konzertreihe ist entstanden, und man lädt die Nachbarn gegenseitig zu Veranstaltungen ein. Nun soll es zusätzlich darum gehen, in den kommenden vier Jahren den in beiden Ländern und Regionen starken Agrofood-Sektor zu unterstützen. "Wir wollen nichts Neues erfinden, aber die Akteure zum Wohle der Grenzregion und der Gemeinden zusammenbringen", erklärt Khalid Rashid, Touristiker und Öffentlichkeitsarbeiter in Weeze.

Manon Pelzer, Bürgermeisterin von Bergen, betont, dass es gerade die kleineren Kommunen seien, denen es gelinge, über den Tellerrand zu blicken. "Wir schotten uns auch nicht ab; wenn sich weitere Kommunen einbringen wollen, werden wir das gerne prüfen", versprach sie. Konkret geht es bei dem gerade bewilligten Projekt darum, Unternehmen zu finden, die Betriebsbesichtigungen ermöglichen, oder ihnen zu helfen, nachhaltige Technologien zu unterstützen. Um junge Leute in der Region zu halten, soll etwas für ihre zusätzliche Qualifikation getan werden: Pro Jahr sollen 80 Praktikumsstellen gefunden werden, über die junge Niederländer in Deutschland und junge Deutsche in den Niederlanden in der Wirtschaft Fuß fassen können. Eine Honorarkraft soll als "Praktikumsagent" eingesetzt werden, also die Stellen akquirieren und bei der richtigen Besetzung helfen.

Im Bereich Tourismus setzen die Akteure weiterhin auf ein umfassendes Wegenetz für Wanderer und vor allem Radfahrer. Das Knotenpunktsystem, eine erweiterte Herrensitzroute, touristische Arrangements, die neben Hotels, Ferienwohnungen und Restaurants auch die Agro-Betriebe einbeziehen sollen, gehören dazu. Und: Barrierefreiheit, denn die älter werdende und dennoch gerne reisende Gesellschaft hat besondere Ansprüche. Die Region zwischen Nimwegen, Venlo und dem Niederrhein will den Agrikultur-Sektor nicht nur als wirtschaftliche Größe, sondern auch für den Fremdenverkehr nutzen - eine "Genussregion" will erfahren, erlebt und geschmeckt werden. Eine Agri-Tourismus-Karte (aber keine weitere Internetseite) soll herausgegeben werden. Netzwerkveranstaltungen werden die Akteure zusammen bringen. Auch die Euregio erwartet regelmäßig Rechenschaft über die Tätigkeiten.

(RP)
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