Kleve NSA-Föhn "überwacht" Projektraum

Kleve · Der projektraum-bahnhof25 zeigt ab heute Werke von drei Künstlern: Sonja Kuprat, Sala Seddiki und Casper ter Heerdt zeigen Malerei und Skulptur und bewegte Maschinen. Die Ausstellung wird am Samstagnachmittag eröffnet.

 Der Föhn mit Objektiv schwenkt wie eine NSA-Überwachungskamera durch den Raum.

Der Föhn mit Objektiv schwenkt wie eine NSA-Überwachungskamera durch den Raum.

Foto: Gottfried Evers

Dunkelgrün fallen Regentropfen wie eine Matrix über das Bild, ziehen wie an einem Fenster ihre Spur nach unten. Unwirklich, als blicke man durch ein Nachtsichtgerät, wirkt das große Gemälde von Sonja Kuprat im Klever "projektraum-bahnhof25". Eine Landschaft aus Regen, die sich im diffusen Gründunkel des Hintergrunds verliert. Das große Regen-Bild, mit Öl auf Leinwand gesetzt, korrespondiert mit einer weiteren wolkigen Nachtlandschaft.

 Elisabeth Schink, Sonja Kuprat und Casper ter Heerdt (v.l.).

Elisabeth Schink, Sonja Kuprat und Casper ter Heerdt (v.l.).

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Zwischen den beiden Bildern liegt eine Schattenmalerei. Kuprat nennt sie Lichtmalerei: Als falle der Schatten eines draußen vor der Tür stehenden Baumes in den Ausstellungsraum, hat sie Stamm und Geäst Weiß in Dunkelweiß auf die Wand gemalt. Im ersten Moment glaubt man tatsächlich den Schatten zu sehen - doch der ist heller als die Umgebung. Es ist zwar ein realer Baum, dessen "Lichschatten" da auf der Wand steht, aber eben nicht der Baum vorm Haus, der ebenfalls seinen Schatten in die Ausstellungsräume wirft.

"Farbgebung und Zeichnung suchen und finden in sich ruhendes Gleichgewicht, voller Kraft und trotzdem schwebend", schreibt der Dürener Galerist Lutz Rohs über Sonja Kuprats Bilder. Und dass sie elegant sind. So elegant, dass sich die 55-jährige Essenerin auch nicht scheut, idyllisch weiße Wolken am strahlend blauen Himmel auf kleinen Formaten auf die Wand zu zaubern.

Sonja Kuprat sowie die beiden Künstler Casper ter Heerdt und Sala Seddiki sind die drei Künstler, die den Auftakt im neuen Ausstellungsjahr des Klever Projektraums an der Bahnhofstraße machen. Die Ausstellung wird am heutigen Samstag, 18 Uhr, von Peter Nijenhuis, Arnheim, eröffnet.

Casper ter Heerdt setzt sich in seiner Installation mit dem Spiegelbild auseinander — wobei er den Menschen aber nur einen Rahmen vorhält, keinen Spiegel. "Man blickt hindurch und soll sich seiner selbst vergegenwärtigen", sagt er. Mit dem virtuellen Spiegelbild im leeren Rahmen vor den Dingen, die man durch den Rahmen sieht. Damit man auch meditieren kann, steht vor einem Spiegel ein Stuhl mit gemütlichem Kissen.

Zum langen Hinsehen verleiten auch die Materialbilder und beweglichen Maschinen von Sala Seddiki. Die hat der in Mulhouse/Frankreich geborene und in Wuppertal lebende Künstler im hinteren, kleinen Raum eingerichtet: Auf der einen Maschine kreisen wippend Federn wie bei einem Häuptlingsschmuck, auf der anderen schwenkt ein Überwachungsgerät sein Objektiv unablässig durch den Raum: Wie ein NSA-Föhn beobachtet er das ganze Geschehen im Raum. Seddiki sammelt, liest auf und setzt seine Fundstücke zu neuen Objekten zusammen. Immer bewegt sich 'was — hier ein Elefant, der nach außen schwenkt, dort dreht sich eine Gruppe von Figürchen hinterm Vergrößerungsglas. Sie verweisen, so Elisabeth Schink vom Projektraum, auf verlorene oder weggeworfene Erinnerungen.

(RP)
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