Kranenburg Nütterdener Bordell-Chef sitzt in Haft

Kranenburg · Die Staatsanwaltschaft wirft einer deutsch-chinesischen Bande Steuerhinterziehung und das Einschleusen von Ausländern vor. Einer der "China Clubs", die zu der Organisation gehört, war im Kranenburger Gewerbegebiet.

Das Bordell liegt im Kranenburger Gewerbegebiet "Im Hammereisen". Es soll einer 14 Mitglieder starken deutsch-chinesischen Bande gehört haben, die in Nordrhein-Westfalen und Hessen operiert hat. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Männer im Alter von 22 bis 59 Jahren wegen gewerbs- und bandenmäßigen Einschleusens von Ausländern sowie Steuerhinterziehung in Millionenhöhe. Vier Beschuldigte sollen über Internetanzeigen in China gezielt Frauen angeworben und nach Deutschland geholt haben, um sie hier als Prostituierte arbeiten zu lassen.

Im vergangenen Jahr hatte das Bundeskriminalamt im Auftrag der Staatsanwaltschaften Düsseldorf und Kleve zehn Bordellbetriebe, die als "China Clubs" geführt wurden, durchsucht. Darunter war auch ein Haus im Kranenburger Ortsteil Nütterden, das zwischenzeitlich geschlossen wurde, so die Staatsanwaltschaft.

Bei der Razzia in Nütterden war eine Chinesin festgenommen worden. Gegen die Asiatin lag ein Haftbefehl vor. Die Frau hatte sich als Inhaberin des Bordells "Im Hammereisen" ausgegeben. Der Betrieb war auf ihren Namen beim Finanzamt gemeldet. Die Ermittlungsbehörden haben jedoch Hinweise, dass die Frau als Strohfrau eingesetzt wurde. Auf Nachfrage unserer Redaktion gab der Klever Oberstaatsanwalt Günter Neifer jetzt weitere Details zu dem Fall bekannt. So ist einer der vier Hauptbeschuldigten der Bande, er soll auch Chef des Kranenburger Bordells gewesen sein, aufgrund eines bestehenden Haftbefehls festgenommen worden. Immer dann, wenn es darum ging, neue Prostituierte einzuweisen, sollen auch die Köpfe der Bande in der Grenzgemeinde aufgetaucht sein, so die Staatsanwaltschaft.

Die genaue Zahl der für die "China-Clubs" arbeitenden Prostituierten ist noch nicht bekannt. "Wir schätzen, dass es zwischen 100 und 200 Frauen sind", sagt Neifer. Die Frauen sind fast ausnahmslos chinesische Staatsbürgerinnen und zwischen 24 und 40 Jahre alt. In dem Kranenburger Betrieb sollen bis zu sechs Prosituierte gearbeitet haben. Darunter eine Niederländerin. Die Frauen waren in der Regel einige Monate in Deutschland, wenige auch mehrere Jahre.

Das Geld für die sexuellen Leistungen haben die Kunden nach Kenntnis der Staatsanwaltschaft direkt an die Damen oder den Chef vor Ort gezahlt. Den Prostituierten soll fünf Prozent der vom Freier erhaltenen Summe als Lohn ausgezahlt worden sein. Die Preisgestaltung sei festgelegt gewesen, so die Staatsanwaltschaft. Die vier Hauptbeschuldigten hatten die Prostituierten und die ihnen gezahlten Vergütungen weder zur Sozialversicherung noch zum Finanzamt gemeldet und dementsprechend auch keinerlei Sozialabgaben und Lohnsteuern gezahlt. Nach den Ermittlungen überwiesen die Täter regelmäßig hohe Geldbeträge am deutschen Fiskus vorbei ins Ausland. Die Staatsanwaltschaft geht in dem Fall "China Clubs" von einem Gesamtschaden in Höhe von 1,3 Millionen Euro aus. Bei den Durchsuchungen entdeckten die Ermittler Bargeld und Konten im sechsstelligen Bereich. Diese Gelder konnten ebenso gesichert werden wie Immobilien.

Wenn Anklage erhoben wird, so Neifer, werde sich diese voraussichtlich gegen vier bis fünf Hauptbeschuldigte richten. Der Zeitpunkt, wann eine mögliche Hauptverhandlung beginnen könnte, ist ungewiss. Kommt es zur Anklage, müsste sich das Gericht zunächst in die Aktenlage einarbeiten. Das wird nicht im Schnellverfahren bewältigt werden können und wohl Monate dauern. Reichlich Raum lässt Neifer, wenn es um mögliche Strafen geht. "Der gesetzliche Strafrahmen beträgt ein Jahr und einen Monat bis zu 15 Jahre Haft. Die Hauptbeschuldigten erwartet eine Gesamtstrafe, die weder am unteren noch am oberen Ende liegen wird", sagt der Oberstaatsanwalt voraus.

(jan)
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