Kleve Oma verprügelt - Angeklagter zeigt Reue

Kleve · Ein 32-jähriger Vater aus Kranenburg muss sich seit gestern wegen des Verdachts der schweren Körperverletzung an seiner Großmutter vor dem Landgericht Kleve verantworten. Er soll sie niedergeschlagen und Geld gestohlen haben.

 Der derzeit in U-Haft sitzende Angeklagte wurde mit Handschellen in den Gerichtssaal geführt.

Der derzeit in U-Haft sitzende Angeklagte wurde mit Handschellen in den Gerichtssaal geführt.

Foto: Gottfried Evers

Die Tatvorwürfe, die gestern am Landgericht Kleve gegen einen 32-jährigen Kranenburger erhoben wurden, wiegen schwer. Im September 2015 soll er seine in Bedburg-Hau lebende Großmutter niedergeschlagen und Geld aus der Wohnung gestohlen sowie welches vom Konto der Oma abgehoben haben.

Der seit 2013 verheiratete Mann, der Vater eines Kleinkindes ist, schilderte zunächst seine Kindheit. Bereits in der Schule sei er gemobbt worden. Eine angefangene Ausbildung zum Kfz-Mechaniker habe der ehemalige Hauptschüler anschließend wegen eines schlechten Arbeitsklimas nach nur einem Monat abbrechen müssen. Auch habe kein Kontakt zur Großmutter, dem späteren Opfer, bestanden. "Ich habe mich von ihr nicht aufgenommen gefühlt", sagte der Angeklagte. Seine Eltern hätten ihm erzählt, dass generell Kinder bei ihr nicht Willkommen seien und sie eine strenge Erziehung zu diesen pflege. Dass er zur Tatzeit arbeitslos war, habe er seiner Ehefrau und seinem Umfeld aus Angst, seine Frau verlasse ihn, verschwiegen. Über einen längeren Zeitraum sei er dazu morgens aus dem Haus gegangen, um angeblich zur Arbeit zu fahren.

Zum Tattag gab er an, dass er seine Großmutter nach seinem ersten Kontakt zu ihr kurz nach seiner Hochzeit besucht habe. Sie hätten im Wohnzimmer über seine Ehefrau, sein Kind und eine geplante Amerika-Reise gesprochen. Er habe seine Oma um 100 Euro gebeten, was diese aber abgelehnte. Dafür sei sie mehrfach ausfallend gegenüber seinen Eltern und seiner Frau, die sie aber nicht gekannt habe, geworden.

"In dem Moment ging meine Hand hoch. Ich schlug auf ihren Hinterkopf. Dann ist sie nach unten gefallen", berichtete der 32-Jährige, der sich nicht mehr an alles erinnerte. Es sei aber möglich, dass er mit mehreren Gegenständen weiter geschlagen habe. Irgendwann habe er aber von ihr gelassen. Nach Aussage des Angeklagten, hätte seine Oma ihm nach den Schlägen plötzlich Geld angeboten. Dies hätte er dann genommen sowie auch die EC-Karte mit der dazugehörigen PIN. "Ich war total verstört, aber habe mich noch entschuldigt, dass ich die Fassung verloren habe. Ich bin kein gewaltbereiter Mensch und schäme mich", so der Kranenburger. In Panik sei er geflüchtet und habe Geld vom Konto abgehoben.

Seine Großmutter schilderte hingegen, dass er beim Besuch erzählt habe, dass seine Eltern zerstritten seien und er nach Amerika auswandern wolle. Über mehr hätten sie nicht miteinander gesprochen. Später habe er sie dann mit mehreren Gegenständen niedergeschlagen, wodurch sie einige Knochenbrüche im Gesicht und Prellungen am ganzen Körper erlitt. Noch heute leide sie darunter. Auch habe ihr Enkel nach Bargeld und ihrer EC-Karte verlangt. Erst nachdem er gegangen sei, habe sie ihre Schwiegertochter zur Hilfe holen können.

Als der Angeklagte wenig später nach Hause kam, warteten bereits Polizeibeamte auf ihn, die ihn festnahmen. Auf ihnen habe er einen sehr gefassten Eindruck gemacht, sagten die Beamten aus.

Der Beschuldigte schrieb aus der U-Haft einen Brief an seine Großmutter, in dem er sich entschuldigte. Die 83-jährige Nebenklägerin nahm diese vor Gericht nicht an. Am Freitag wird die Verhandlung vor dem Klever Landgericht fortgesetzt.

(RP)
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