Kalkar-Neulouisendorf ,Optisch bedrängt' von Windkraftanlagen

Kalkar-Neulouisendorf · Sind 420 Meter weit weg oder bedrohlich nah? Frank Hohl aus Neulouisendorf möchte nicht, dass seinem Wohnhauisl eine Windkraftanlage so nahe kommt. Von seinen Terrassen aus könnte er nicht mehr an den Rotoren vorbei sehen.

 Die Distanz zwischen Frank Hohl und der ersten Windkraftanlage hinter ihm beträgt 420 Meter, ebenso viel wie die Entfernung von seinem Haus zur geplanten "Mühle" am Bergweg. Der Neulouisendorfer will den Bau verhindern.

Die Distanz zwischen Frank Hohl und der ersten Windkraftanlage hinter ihm beträgt 420 Meter, ebenso viel wie die Entfernung von seinem Haus zur geplanten "Mühle" am Bergweg. Der Neulouisendorfer will den Bau verhindern.

Foto: Evers

Friedlicher als Frank Hohl kann man kaum wohnen. Abgesehen von einigen Vögeln in den Bäumen dürften der Mann und seine Lebensgefährtin kaum einen Laut hören, wenn sie im Garten oder auf einer ihrer Terrassen sitzen. Und der Garten des Landschaftsbauers kann sich sehen lassen: Umgeben von einer hohen Buchenhecke ist er fraglos ein Quell der Ruhe, sicher genau das, was ein gestresster Berufstätiger sich am Abend wünscht. Doch Hohl muss fürchten, dass ihn künftig ein gewisses Jaulen in der Luft beeinträchtigen wird. Noch schlimmer für ihn: die "optische Bedrängung". Dieser Fachbegriff meint die bedrohliche Wirkung, die die Nähe sich drehender Rotoren vermittelt. In Neulouisendorf, wo Frank Hohl lebt, sollen mehrere Windräder entstehen. Zwei hinter seinem Haus und zwei oder drei davor - allerdings im Abstand von mindestens 420 Metern von seinem Haus entfernt.

Gestern empfing der gleich nebenan geborene Neulouisendorfer Medienvertreter, um ihnen ein Gefühl von Nähe oder Ferne eines Windrads zu vermitteln. "Es waren einige Mitglieder des Bauausschusses und andere Ratsvertreter bei mir, die mich beruhigen wollten im Sinne von ,das ist doch gar nicht so nah". Aber das sehe ich anders - kommen Sie mal mit zur Fatima-Kapelle." Dort, ebenfalls in lauschiger Alleinlage, allerdings zu Appeldorn gehörend, hat Frank Hohl den Punkt ermittelt, von dem aus die nächste "Mühle" 420 Meter entfernt ist. "Das ist genau so eine, wie sie bei uns errichtet werden sollen", sagt er. 150 Meter hoch in die Luft ragend, die Rotation der Flügel beschreibt einen Durchmesser von 114 Metern. Wenn man genau hinhört, kann man ein leises Windgeräusch vernehmen.

Eigentlich hatte die Verwaltung schon im letzten Bauausschuss die Änderung des Flächennutzungsplans als Beschlussvorschlag an den Rat weiterleiten wollen, doch Teile der Politik sahen noch Erörterungsbedarf. Zwar merkte der Grüne Willibald Kunisch im RP-Gespräch recht offen an, er unterstelle einzelnen Ablehnern, sich vorwiegend um den Werterhalt ihrer Immobilien zu sorgen - allerdings könne sicherlich noch einmal über "berechtigte Fragen" gesprochen werden. So sieht das auch die Fraktion des Forum, die auf eine ganze Reihe von geäußerten Bedenken noch keine qualifizierten Antworten erfahren hat. Die SPD-Fraktion hatte gar eine "differenzierte Einzelfallprüfung" beantragt; die lokalen Gegebenheiten müssten "den Nachweis einer uneingeschränkten Genehmigungsfähigkeit der dort geplanten Anlagen erbringen", bevor Windkraft links und rechts der Bergstraße konkretes Thema werde.

Jochem Reinkens und seine Mitstreiter hatten sich auch die Vergleichs-Situation an der Fatima-Kapelle angesehen und daraus abgeleitet, dass das Wohnhaus von Frank Hohl hinsichtlich der zu erwartenden Beeinträchtigungen zu prüfen sei. "Die Interessen von Investoren, mit einer von uns ausdrücklich gewünschten Form der Energieerzeugung gutes Geld zu verdienen, sind sicherlich legitim. Aber ebenso berechtigt ist der Anspruch von Bürgern auf Schutz vor gegebenenfalls unzumutbaren Auswirkungen des massierten Betriebs von Windkraftanlagen auf ihre Lebensqualität", hieß es im Antrag der Sozialdemokraten.

Bürgermeister Gerhard Fonck hatte die Kommunalpolitiker auf die drängende Zeit und darauf hingewiesen, dass man die Investoren nicht verärgern solle. Dem Vernehmen nach sieht aber auch ein Teil seiner CDU-Fraktion noch nicht alle Fragen beantwortet und findet es richtig, eine Sondersitzung zum Thema einzuberufen. Die findet bekanntlich am Montag, 22. Juni statt, die entscheidende Ratssitzung am Donnerstag, 25. Juni.

(RP)
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