Sigrun Hintzen Partner für die Nachwuchsförderung

Kleve · Das Landesjugendorchester gastiert im Mai in der Klever Stadthalle/ "Klever Konzerte"-Kooperation mit den Klever Schulen.

 In "sinfonischer Stärke". Das Landesjugendorchester NRW. Im Mai gastieren die jungen Nachwuchstalente wieder in der Stadthalle Kleve.

In "sinfonischer Stärke". Das Landesjugendorchester NRW. Im Mai gastieren die jungen Nachwuchstalente wieder in der Stadthalle Kleve.

Foto: LJO

Im Mai gastiert das Landesjugendorchester zum zweiten Mal in Kleve - wird das zur festen Einrichtung?

Sigrun Hintzen Und im Mai 2017 dann auch wieder! Das LJO wird nicht in jeder Saison zu hören sein, dazu gibt es zuviel andere Angebote. Dennoch möchte ich Kleve zu einem zuverlässigen Partner für die musikalische Nachwuchsförderung machen - und dem Publikum, für unser Budget bezahlbar, sinfonisches Repertoire anbieten, auf das wir hier sonst aufgrund der großen Besetzung verzichten müssten.

 Sigrun Hintzen. Die Musikwissenschaftlerin organisiert die Konzertreihen in Kleve.

Sigrun Hintzen. Die Musikwissenschaftlerin organisiert die Konzertreihen in Kleve.

Foto: Gottfried Evers

In dem Orchester spielen wieder junge Talente aus dem Klever Land?

Hintzen Ja, die Geigerinnen Katrin Novak und Johanna Thissen aus Goch sowie Luisa Kohla aus Kleve sind dabei. Da kann man tatsächlich ein bisschen stolz auf die Streicherausbildung hier vor Ort sein.

Wurden die Mädchen ausgewählt?

Hintzen Für die Teilnahme im LJO muss man vorspielen. Katrin Novak hatte sich für das Orchester qualifiziert. Das Konzert in Kleve war der Anlass, auch Johanna und Luisa vorspielen zu lassen - mit Erfolg.

Das Landesjugendorchester versteht sich als "Förderinstrument" für junge Talente . . .

Hintzen Die Instrumentalisten können hier erste Orchestererfahrung sammeln, sehr wichtig für die spätere Laufbahn. Nicht alle Musiker können schließlich Solisten werden, bewerben sich später auf Orchesterstellen. Außerdem ist das Spiel im großen Zusammenhang eine gute Schule für das Aufeinanderhören - das bekanntlich beim Üben alleine zu kurz kommt.

Im vergangenen Jahr wurden die Klever Schulen beim Konzert des LJO eingebunden - wie sieht das in diesem Jahr aus?

Hintzen Auch bei diesem Konzert sind sie dabei. Ein Literaturkurs vom Stein-Gymnasium arbeitet textlich zum Konzertthema "Schicksal", auch Schüler von der Gesamtschule bereiten etwas vor. Schülergruppen diverser Schulen werden Konzert besuchen, neuerdings besteht auch zur "Gaesdonck" dazu ein guter Kontakt.

Apropos Nachwuchs: "Schule-Kunst-Museum" holt seit Jahren die Schüler ins Kurhaus, Sie bringen die Musiker in die Schulen. Kommen inzwischen mehr Schüler in die Konzerte?

Hintzen Dass die Kinder aufgrund der Schulbesuche der Musiker vermehrt ins Konzert finden, lässt sich nicht konkret an Zahlen belegen. Es entsteht hier aber zunächst ein positiver Kontakt zur klassischen Musik und eine emotionale Auseinandersetzung mit ihr - neben dem Wissen aus dem Musikunterricht. Eigentlich müssten wir zusätzlich die Eltern begeistern, damit sie spüren, was klassische Musik und ein Konzertbesuch für ein Menschenleben bedeuten können - und dann mit ihren Kindern hingehen. Für das Jugendkonzert bieten wir erstmal eine günstige Familienkarte an.

Wie funktioniert die Kooperation mit den Klever Schulen bei solchen Angeboten?

Hintzen Jedes Angebot in dieser Richtung hängt vom Reiseplan der Musiker statt: Haben sie am Konzerttag oder am folgenden Tag Zeit, in eine Schule zu gehen oder noch eine Aufführung für Schüler in der Stadthalle "dranzuhängen" - und ist das finanzierbar. Noch einmal Oper kostet auch noch einmal Geld. Beim Schülerkonzert können mehrer Schulen teilhaben, der größere Rahmen ist dafür unpersönlicher. In die Schulen gehen die Musiker alle ehrenamtlich im Rahmen der bundesweiten Initiative von "Rhapsody in School". Hierzu suche ich aus den bestehenden Kontakten nach Alter der Zielgruppe und Instrument die passende Schule aus, in die ich die Musiker schicke- und bemühe mich, das Angebot gerecht zu verteilen. Hier ist der Kontakt zu den Schülern intensiver, der Austausch im Gespräch konkreter und die Aufmerksamkeit beim Zuhören viel größer.

Das LJO-Konzert steht wie ein jugendliches Ausrufezeichen hinter den Konzert-Reihen. Sind Sie mit der Saison zufrieden?

Hintzen Wenn das LJO die Instrumente einpackt und der WDR die Mikrofone abbaut, liegt eine abwechslungsreiche und spannende Konzertsaison hinter uns. Vom Publikum bekomme ich sehr viel positives Feedback, in Kleve ist man offen auch für das Unbekannte, das ist nicht überall so. Die Reihenkonzerte waren sehr gut besucht, in der "Besonderen Reihe" gab es sowohl "ausverkauft" als auch mal zu viele freie Plätze. Auf die Konzerte auch bei jüngeren Zuhörern aufmerksam zu machen, bleibt eine Herausforderung. Gerade gibt es hierzu frische Kontakte zur Hochschulmusik, die im Aufbau ist.

Stehen die Konzerte schon?

Hintzen Die Saison 2016/17 steht fest, die Konzertübersicht bekommt das Publikum bereits im Mai. Im Herbst hat die "Muziekbiennale Niederrhein", die diesmal in Kleve mit dem WDR-Funkhausorchester eröffnet wird, das Thema "Morgen": Wie werden wir morgen Konzerte hören, erleben? In Kleve gibt das junge vision string quartet hierauf eine mögliche Antwort - es gibt Wagners "Ring" als Kinderoper - und großartige Musiker, u.a. Francesco Tristano, Sophia Jaffé, Severin von Eckardstein, Isabelle van Keulen und das Duo Anderson & Roe (WDR-Konzert). Man darf gespannt sein!

DIE FRAGEN STELLTE MATTHIAS GRASS

(RP)
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