Kleve "Patchwork" fährt zur Weltmeisterschaft

Kleve · Die Tanzgruppe aus Kleve hat sich zur Teilnahme an der Meisterschaft der WADF in Tschechien qualifiziert. Videoclip-Dance heißt ihre Disziplin. Die dreieinhalb entscheidenden Minuten sind am Freitag.

 "Patchwork" beim Training. Am Freitag geht es für die Truppe um die Meisterschaft.

"Patchwork" beim Training. Am Freitag geht es für die Truppe um die Meisterschaft.

Foto: Markus van Offern

Für 17 junge Tänzerinnen aus Kleve erfüllt sich in dieser Woche der Traum eines jeden Sportlers: die Teilnahme an einer Weltmeisterschaft. "Patchwork" heißen sie, aber wenn sie zusammen tanzen, bilden sie eine Einheit, die ein gemeinsames Ziel vor Augen hat, den tschechischen Ort Liberec, wo bis zum 26. November die Meisterschaft der WADF (World Artistic Dance Federation) stattfindet.

"Patchwork" entstand vor zwei Jahren aus drei Tanzgruppen der Tanzschule Böhm aus Emmerich, die seit 1998 in Kooperation mit salvea allround sports in den Klever Räumlichkeiten an der Tichelstraße trainiert. "Videoclip-Dance" heißt die Disziplin, in der die 14- bis 19-jährigen Sportlerinnen in der Kategorie "mixed age" starten. "Es geht darum, Videos nachzutanzen, wie man es von Musiksendern wie MTV und VIVA kennt", sagt Hubert Böhm. Jedoch sei daraus inzwischen ein eigener Tanzsport entstanden mit recht hohen technischen und künstlerischen Anforderungen.

Patricia Koenen, Schülerin von Sabine und Hubert Böhm, trainiert die Gruppe. Dreieinhalb Minuten wird der Auftritt dauern, die Musik ein Mix aus acht verschiedenen Songs, darunter die Titanic-Titelmelodie "My heart will go on". Die Musikauswahl sei immer auch Wertungskriterium, so Hubert und Sabine Böhm, die als Wertungsrichter Erfahrung haben. Die Lieder werden verbunden und professionell gemischt, bei "Patchwork" hat dies "Denorecords" übernommen. Das Besondere der Formationsmusik wird sofort deutlich beim Titanic-Thema. Während noch die romantischen ersten Takte erklingen, kippt plötzlich der Rhythmus, wird verfremdet und unterstreicht die rasanten Bewegungen der Tänzerinnen.

"Ich habe mich gefragt: Wie kann man dieses Lied cooler machen?", erzählt Patricia Koenen. Das Ergebnis ist ein Tanz voller Tempo, mit vielen unterschiedlichen Stil-Elementen, eine gelungene Neu-Interpretation des zeitlosen Titels. Bei der Wertung spielt vieles eine Rolle: Vielfalt der verwendeten Tanzstile, Schwierigkeitsgrad, Kleidung, Musikauswahl, Ausstrahlung und Gesamtbild. "Binnenkörperliche Bewegung" ist auch ein Fachbegriff, den Hubert Böhm erklärt. Es werde nicht einfach nur ein Arm oder Bein bewegt, der ganze Körper sollte in ganz bestimmter Weise mitschwingen, und natürlich sei auch die Synchronizität wichtiges Beurteilungskriterium.

"Jetzt sind wir schon ziemlich nervös geworden", sagt die Trainerin. Für die Gruppe ist es die erste Teilnahme an einer Weltmeistermeisterschaft, Erfahrung im Wettbewerb haben die Sportlerinnen aber bereits. Westdeutscher Vize-Meister in 2016, Deutscher Meister 2017 sind Titel, die sie bereits errungen haben. Ob sie in Liberec Chancen haben, ist offen. "Dabei sein ist alles", sagt Koenen. "Und Spaß macht es auf jeden Fall", so Sabine Böhm. Auch die Eltern als Unterstützer spielen eine große Rolle. Während sonst nur einmal pro Woche trainiert wird, werden in Wettkampf-Phasen bis zu sechs Einheiten wöchentlich absolviert. Schule und Sport müssen koordiniert werden. "Das gelingt aber gut", sagt Patricia Koenen. Der Tanzsport bilde auch die Persönlichkeit, stärke das Selbstbewusstsein. Für die Teilnahme an der Weltmeisterschaft müssen Fahrt, Übernachtung, Kostüme finanziert werden. Dazu hat die Gruppe mehrere Klever und Gocher Firmen als Sponsoren gewonnen. Zusätzlich hat sie im Vorfeld mehrmals erfolgreiche Waffel-Backaktionen gestartet. Die dreieinhalb entscheidenden Minuten, auf die nun alle hin fiebern, sind am 24. November, danach geht es zurück nach Kleve, vielleicht mit einer guten Platzierung in der Tasche.

(RP)
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