Bedburg-Hau Patientin in Notfallklinik nicht behandelt

Bedburg-Hau · Eine Frau kommt mit starken Schwindelanfällen in die Föhrenbachklinik Bedburg-Hau. Das Erdgeschoss ist verwaist. Als sie Personal findet, das ihr Auskunft geben kann, wird sie mit einem Satz stehengelassen. Klinik hat bereits reagiert.

Die Notfallaufnahme nicht deutlich ausgeschildert, kein Personal in Sicht. Was eine Patientin am Wochenende in der Föhrenbachklinik erlebt hat, stößt jetzt auch dem LVR auf.

Aber der Reihe nach: Der Leidensweg beginnt für Vanessa K. (Name geändert) am frühen Samstagmorgen. Sie klagt über starken Schwindel, die Beschwerden nehmen derlei Überhand, dass sie den ärztlichen Bereitschaftsdienst anruft. Der diensthabende Arzt, ein Gynäkologe, verweist aufgrund fehlender Untersuchungsmöglichkeiten in seiner Praxis an die Notfallaufnahme des Klever Krankenhauses. Also fährt Herr K. seine Ehefrau ins Krankenhaus. In der Notfallaufnahme angekommen, verweist man sie an die neurologische Station. "Der dort anwesende Arzt hat sich auch wirklich Mühe gegeben", sagt Vanessa K. Er führt Tests durch, von der Methode, den Patienten einige Male von der einen auf die andere Seite zu schmeißen, sieht er dann aber ab. "Durch einen Verkehrsunfall habe ich vor wenigen Wochen ein Schleudertrauma erlitten", sagt die Patientin. "Darum hat er uns gebeten, besser in die Föhrenbachklinik nach Bedburg-Hau zu fahren."

Die Fachklinik ist auf neurologische Fälle spezialisiert, die Notaufnahme bestens auf Fälle wie den von Vanessa K. vorbereitet. Wenn man sie denn findet. "In der Klinik angekommen, wussten wir gar nicht, wo wir hinsollten. Im Erdgeschoss war kein Personal zu finden, auch auf den Schildern haben wir vergeblich einen Hinweis auf die Ambulanz oder Notfallaufnahme gesucht", sagt K. Die RP war nach dem Erlebnis der Leserin selbst vor Ort - und hat ganz ähnliche Erfahrungen gemacht. Auf den mehr als 16 Hinweisschildern im Erdgeschoss ist nirgends eindeutig die Ambulanz ausgeschildert. Das Schild, das Auskunft über die Stationen auf den insgesamt drei Etagen gibt, sei an dieser Stelle zitiert: "1. OG - Station 1, Doppler EMG, NLG, EEG. 2. OG - Stationen 3 und 4, Sekretariat Dr. Baumsteiger."

Nun könnte man wissen, dass Christoph Baumsteiger der Chefarzt der Neurologie ist - oder raten, was sich hinter den Bezeichnungen der Stationen 3 und 4 verbirgt. Als Notfallpatient mit starkem Schwindel erhofft man sich aber wohl deutlich aussagekräftige Hinweise. Das Ehepaar findet im Aufzug dann tatsächlich einen Hinweis auf die Notfallaufnahme, fährt in den zweiten Stock. Dort angekommen, trifft es jedoch erneut auf kaum Personal. "Dann sind wir einer Frau in einem weißen Kittel begegnet", sagt Vanessa K. Auf die Notfallaufnahme angesprochen, habe die aber nur knapp geantwortet: "Nicht besetzt" und das Ehepaar stehengelassen. Das ist insofern grob fahrlässig, weil sogar der von der Föhrenbachklinik eigens herausgegebene Flyer zum Thema Schlaganfall sagt: "Ein Schlaganfall-Symptom ist plötzlich auftretender Schwindel, verbunden mit Gangunsicherheit." Nun wäre das wohl auch dem Arzt im Klever Krankenhaus aufgefallen - um von dem Leidensweg der Frau zu wissen, hätte die LVR-Mitarbeiterin aber hellseherische Fähigkeiten benötigt. Dem Ehepaar reicht es unterdessen - es kehrt nach Hause zurück. "Wenn man so lange unterwegs ist und von einem zum nächsten geschickt wird, hat man irgendwann die Nase voll", sagt Vanessa K.

"Wir haben den Fall überprüft und festgestellt, dass es tatsächlich keine hinreichende Beschilderung gibt", sagt LVR-Sprecherin Karin Knöbelspies. In der Vergangenheit sei die Notaufnahme deutlich besser ausgeschildert gewesen. Nach einer Reinigungsaktion sei das aber nicht mehr der Fall. "Wir haben reagiert und die Schilder sofort wieder aufgehängt", sagt Knöbelspies. Sollte sich auch die Begegnung im zweiten Stock so abgespielt haben, werde man dem ebenfalls nachgehen. "Das entspricht überhaupt nicht unseren eigenen Anforderungen", sagt Knöbelspies.

Mangelnden Einsatz kann man den Mitarbeitern insgesamt wohl nicht vorwerfen - drei schwere Notfälle habe man am Samstagvormittag behandeln müssen, wie es von Seiten der Klinik heißt. Besserung wird es zudem geben, wenn der Neubau der Psychiatrie angegliedert wird. Dann gibt es einen gemeinsamen Eingangsbereich mit Pforte und Empfang. "Das soll uns aber nicht als Ausrede dienen", sagt Karin Knöbelspies. Ansonsten biete man der Betroffenen - wie allen Patienten auch - die Möglichkeit zum Gespräch, um die Dinge aufzuklären. Eines sei aber zu betonen: Niemals einfach wieder nach Hause gehen. Das könne alles im Zweifel nur noch schlimmer machen.

(RP)
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