Kleve Pfälzer halten Geschichte wach

Kleve · Eine neue Ausstellung des Pfälzerbundes zum Zweiten Weltkrieg soll helfen, aus der Vergangenheit zu lernen. Nach Verdrängung in den letzten Jahrzehnten gebe es mittlerweile wieder ein gesundes Interesse an der Geschichte.

"Lasst uns Gott danken, dass wir über 60 Jahre in Frieden leben können", sagte Philipp Appenzeller. Mit diesen Worten begrüßte der Vorsitzende des Pfälzerbundes am Niederrhein die Gäste, darunter Bürgermeister Fonck, die zur Eröffnung der Ausstellung "Das Pfälzer Siedlungsgebiet im Zweiten Weltkrieg 1939-1945" gekommen waren. "Kriege sind schlecht, Gespräche das Gebot der Stunde", ergänzte der Vorsitzende.

Komplexere Bedrohung

Der Krieg bringe sich bis heute in Erinnerung, man denke dabei nur an die jüngsten Bombenfunde. Appenzeller dankte allen, die einen Beitrag zu der Ausstellung in der ehemaligen Schule Louisendorf geleistet hatten. Bürgermeister Peter Driessen unterstrich, dass nur derjenige, der seine Vergangenheit kenne und die richtigen Schlüsse daraus ziehe, auch in der Gegenwart leben und seine Zukunft richtig gestalten könne.

Wenngleich Deutschland und das westliche Europa überwiegend aus den Schrecken des Krieges gelernt hätten (z.B. beim Vietnam oder Irakkrieg) — die Bereitschaft zur Anwendung von Gewalt sei weiterhin ausgeprägt und die Bedrohung noch viel komplexer geworden.

"Sie wird auf eine sonderbare Weise Bestandteil unseres Alltags, ja fast Normalität. Die Zahlen von gefallenen Soldaten lässt uns kaum noch aufschrecken", so Driessen. Umso mehr dankte der Bürgermeister dem Pfälzerbund am Niederrhein und dem "Arbeitskreis Niederrheinische Zeitgeschichte" für die Botschaft der Ausstellung: "Die Geschichte wach zu halten, damit wir auch in Zukunft mit fester Stimme sagen können: Nie wieder!"

Walter Gneisinger nannte die Beweggründe des Arbeitskreises für die Ausrichtung der Ausstellung. Durch die fortgeschrittene Zeit seit dem Kriegsende sei es schwierig geworden, aus erster Hand Informationen zu erhalten. Über die Reaktionen der Leihgeber auf regionaler Ebene sei man positiv überrascht. "Krieg ist nie nur lokal". Der Sprecher stellte die Frage, warum es heute, 65 Jahre nach Kriegsende, keine Dauerausstellung am Niederrhein gebe: "Waren doch die Geschehnisse am Niederrhein für den westlichen Kriegsschauplatz von nahezu entscheidender Bedeutung."

Nach der Verdrängung der Geschichte in den letzten Jahrzehnten habe sich inzwischen wieder ein "gesundes" Interesse für geschichtliche Zusammenhänge am Niederrhein und bei den europäischen Nachbarn entwickelt. "Jugendliche Anhänger extremistischer Ideen und Ideologien sollten wissen, woher Krieg kommt und was er bedeutet, aber auch, wie man manipuliert werden kann", sagte der Referent. Er führte die Besucher im Anschluss noch durch die eindrucksvolle Ausstellung und erläuterte die zahlreichen Objekte.

(RP)
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