Kalkar Pfarrer froh über neue Bibelübersetzung

Kalkar · Sowohl die katholische Kirche als auch die Protestanten können für ihre Arbeit eine neue Bibel nutzen. Vieles wurde zugunsten der Verständlichkeit sprachlich angepasst. Die "Luther-Bibel" will aber auch alte Begriffe bewahren.

 Alois van Doornick, Pfarrer von Heilig Geist in Kalkar.

Alois van Doornick, Pfarrer von Heilig Geist in Kalkar.

Foto: Anja Settnik

Seit den 1970er Jahren nutzen die katholischen Geistlichen im deutschen Sprachraum dieselbe Bibelübersetzung. Obwohl sich seit damals auch in Kirchenkreisen das Denken und Verstehen in mancherlei Hinsicht durchaus geändert hat. Deshalb steht eine Änderung ins Haus: Millionen Katholiken in Deutschland, Österreich und der Schweiz werden in den Gottesdiensten bald leicht veränderte Bibeltexte zu hören bekommen. Die gerade veröffentlichte Neuübersetzung soll laut Bischofskonferenz ab Advent 2018 nach und nach Eingang in die liturgischen Bücher finden.

Die neue Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift ist schon im Buchhandel erhältlich. Alois van Doornick, Pfarrer von Heilig Geist in Kalkar, hat sich das neue Werk gleich gekauft und begonnen, es zu studieren. Wie er überhaupt mit Leidenschaft verschiedene Bibeln liest - die in gerechter Sprache ebenso wie solche im griechischen oder lateinischen Ur-Text. Auch die evangelische Kollegin Rahel Schaller, die mit der RP ebenfalls über die verschiedenen Bibelübersetzungen sprach, liest immer wieder gerne in den verschiedenen Ausgaben. Wobei in ihrem Fall die neue Luther-Bibel das wichtigste Werk bleibt.

 Verschiedene Bibel-Ausgaben von Pfarrer Alois van Doornick aus Kalkar.

Verschiedene Bibel-Ausgaben von Pfarrer Alois van Doornick aus Kalkar.

Foto: anja Settnik

Die katholische Einheitsübersetzung haben Theologen, Sprachwissenschaftlern und Historikern in jahrelanger Arbeit erbracht. Für die moderne Übersetzung waren neue Erkenntnisse der Textforschung, eine engere Orientierung am Urtext und Änderungen im aktuellen Sprachgebrauch maßgeblich, heißt es von der Bischofskonferenz. Die Einheitsübersetzung ist die "verbindliche" Bibelausgabe für katholische Liturgie, Schule und Seelsorge. Pastor Alois van Doornick weiß, dass er für seine Gemeinde nun einige Bücher anschaffen muss, denn Bibel, Stundengebet, Sakramentsbücher und Gotteslob müssen in jeder Kirche vorrätig sein. "Wir haben in Kalkar neun Kirchen und fünf Kapellen, in denen die Geistlichen, die Vorbeter und Küster mit diesen Werken arbeiten müssen", sagt er.

Vom Kostenfaktor abgesehen findet Pastor van Doornick die sprachliche Überarbeitung aber gut. "Die Unterschiede sind meist sicher nur Nuancen, verbessern Abschreibe- und Übersetzungsfehler bei den Übertragungen vom Hebräischen zum Lateinischen und weiter ins Deutsche." Auch verständlicher wurde manches; "flüssiger, einfühlsamer, der deutschen vertrauten Sprache ähnlicher."

Adam hat nun statt einer "Hilfe, die ihm entspricht" eine "ebenbürtige Hilfe" (Gen 2,16); Elisabet und Maria werden "schwanger" (statt "sie empfangen"). Dr. Katrin Brockmöller, Direktorin Katholisches Bibelwerk (das die Einheitsübersetzung herausgegeben hat), nennt ein weiteres Beispiel: Der Vorwurf Jesu an die Emmausjünger (Lk 24,25) bewege sich nun weniger auf der Verstandesebene ("begreift ihr denn nicht"), sondern beklagt vielmehr ihre "trägen Herzen". Damit sei das griechische Sprachbild korrekt wiedergegeben und zudem der Glaube als bewusste Herzensentscheidung angesprochen.

Wo es passt, wird jetzt von "Brüdern und Schwestern" gesprochen, Junia (statt Junias) darf wieder eine Apostelin sein - Paulus grüßt in Röm 16,7 definitiv eine Frau. Und in Ex 19-20 spricht Gott nun mit "verstehbarer Stimme", nicht mehr "im Donner". All dies gefällt auch Rahel Schaller, die sich als evangelische Pfarrerin allerdings naturgemäß mehr mit der Lutherbibel beschäftigt und besonders mit der "Basisbibel". "Diese Übersetzung ist in relativ einfacher Sprache gehalten, interaktiv und damit auch für Kinder und Jugendliche lesbar und interessanter."

Die neue Lutherübersetzung, die für den Gottesdienst empfohlen werde, greife noch an vielen Stellen auf das alte Luther-Deutsch zurück. "Wo ich meine, dass die Zuhörer es nicht gut verstehen, erlaube ich mir aber auch schon mal, ein Wort zu ändern", erklärt die Gocher Pfarrerin. Altertümlich klingendes Deutsch sei aber nicht immer schlecht - "manchmal hilft es auch, aufmerksam zu werden und richtig zuzuhören." Manche Begriffe müsse man hochhalten, um sie nicht zu verlieren. So wüssten ihre Konfirmanden im allgemeinen zwar nicht mehr, was ein "Scheffel" sei, "sein Licht unter den Scheffel stellen" sei als Redensart mit Ursprung in der Bergpredigt aber durchaus bekannt. Der Versuch einer früheren Übersetzung, aus dem Scheffel einen Eimer zu machen, ging da eher daneben.

(RP)
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