Kreis Kleve Pofalla: Rückzug aus privaten Gründen

Kreis Kleve · Paukenschlag am Niederrhein: Der ehemalige Kanzleramtsminister aus Weeze will im nächsten Jahr eine Familie gründen. Er setzt sich als "einfacher" Bundestagsabgeordneter des Kreises Kleve künftig freiwillig auf die Hinterbank.

 Pofalla zieht sich aus privaten Gründen zurück.

Pofalla zieht sich aus privaten Gründen zurück.

Foto: dpa, Michael Kappeler

Die einen sprechen von Sensation, die anderen von Paukenschlag, beides stimmt: Der Kreis Klever CDU-Bundestagsabgeordnete und bisherige Kanzleramtsminister Ronald Pofalla zieht sich, wie wir am Samstag berichteten, aus privaten Gründen aus der "großen" Politik zurück.

Er setzt sich "nur" noch als CDU-Bundestagsabgeordneter des Kreises Kleve freiwillig auf die Parlaments-Hinterbank und bleibt auch Chef des CDU-Bezirks Niederrhein. Pofalla selbst kommentierte seine Entscheidung nicht, sondern gab erst gestern Nachmittag vor dem CDU-Präsidium in Berlin eine erste Stellungnahme ab.

Begonnen hatte der Rückzug jedoch schon gleich nach der Bundestagswahl. Schon damals entschied sich der 54-jährige Weezer nach einem langen Diskussionsprozess, keinen Ministerposten mehr anzutreten in der Großen Koalition. Er informierte Kanzlerin Angela Merkel, die danach dem Vernehmen nach mehrere Versuche startete, ihren engsten Vertrauten an den Schalthebeln der Macht zu halten, indem sie ihm mehrere Ministerposten anbot.

Vergebens: Pofalla hat sich, so berichten Vertraute, offensichtlich ohne Wenn und Aber dazu entschieden, seine Lebensgefährtin Nina Hebisch im neuen Jahr 2014 zu heiraten und dann eine Familie zu gründen. Die in Oberhausen arbeitende und in Dinslaken geborene Rechtsanwältin ist 32 Jahre alt und hat sich ganz offenkundig gemeinsam mit dem Christdemokraten für eine neue Lebensperspektive entschieden.

Tatsache war ohnehin, dass Pofalla schon vor der Wahl gesagt hatte, dass er sich den nervenaufreibenden 18-Stunden-Tag im Kanzleramt nach vier Jahren voller Stress nicht noch weiter antun werde. Und so hat er jetzt einen spektakulären Schlussstrich gezogen und seine persönliche Familienplanung in den Vordergrund gestellt. Kein Wunder, wenn man weiß, dass sein letztes Kanzleramts-freies Wochenende vom Osterfest dieses Jahres datiert. Dem Vernehmen nach hat auch Kanzlerin Angela Merkel am Ende Verständnis für die Entscheidung ihres Beraters gezeigt.

Tatsache ist ebenfalls, dass Pofalla weiter den Wahlkreis Kleve im Bundestag vertreten wird. Auch bei den Verhandlungen über die Zusammensetzung der Großen Koalition hat er bis zur letzten Sekunde eine tragende Rolle gespielt, auch wenn kaum einer wusste, dass er selbst keine Rolle bei der Zusammensetzung der Ministerriege mehr spielen würde. Er sitzt eben jetzt nur nach neun Jahren als Vize-Fraktionschef der CDU/CSU, als CDU-Generalsekretär und als Kanzleramtschef ein paar Reihen weiter hinter und nicht mehr in der Tretmühle der Regierungsverantwortung ganz oben. Ob er tatsächlich in den nächsten Jahren den Weg in die freie Wirtschaft gehen wird, vergleichbar mit Hessens Ministerpräsident Roland Koch, wird derzeit zwar spekuliert, aber konkrete Anzeichen gibt es (noch) nicht.

Im Kreis Kleve ist die Nachricht wie eine Bombe eingeschlagen: Wenige Minuten, nachdem Pofalla am Freitagabend an der Sitzung des CDU-Kreisvorstands teilgenommen hatte, wurde sein Abschied öffentlich — da war Pofalla schon auf dem Heimweg nach Weeze. CDU-Kreisparteichef Dr. Günther Bergmann aus Kalkar zeigte gestern im Gespräch mit der RP Verständnis, nachdem er mit Pofalla telefoniert hatte: "Er will sich in seiner privaten Situation Zeit frei schaufeln für seine Beziehung. Der Schritt kam für uns alle überraschend, ist aber nachvollziehbar. Pofalla hat ja auch weiterhin engste Kontakte in Berlin, die er für den Kreis Kleve nutzen wird. Da hat es ja in der Vergangenheit genügend Beispiele gegeben." Und CDU-Kreistagsfraktionschefin Ulrike Ulrich, eine enge Vertraute Pofallas, urteilt: "Für die CDU, nicht nur im Kreis Kleve, ist das schade, aber persönlich kann ich seine Entscheidung absolut nachvollziehen".

(RP)
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