Kleve Projekt-Aktion erinnert an die Bombardierung von Kleve

Kleve · Ausstellung mit vier Künstlern im Projektraum Bahnhof 25. Begleitet wird die Schau von Lesung und Konzert am 7. Oktober.

 Hildegard Weber im Raum mit weißem Papier, das einen Monitor mit Aufnahmen aus der Nazizeit umrahmt.

Hildegard Weber im Raum mit weißem Papier, das einen Monitor mit Aufnahmen aus der Nazizeit umrahmt.

Foto: Klaus-Dieter Stade

Mit einer multimedialen Installation von vier verschiedenen Künstlern nähert sich der Projektraum Bahnhof 25 der Bombardierung Kleves am 7. Oktober 1944. "Wir wollen aber nicht jammern, sondern offen mit dem Thema umgehen. Ich hoffe, dass viele Klever kommen und sich bei der Aktion beteiligen", sagt Künstlerin Hildegard Weber.

Sie hat zwei Räume des Projektraums gestaltet. Der eine thematisiert die "Vorzeit", wie Hildegard Weber es selber nennt. Ein Monitor zeigt Bilder aus dem Nachlass ihres Vaters, Aufnahmen aus der Nazi-Zeit in Kleve, bevor die Stadt in Schutt und Asche gelegt wurde. Umfasst ist er von einem Berg aus weißem, losen Papier. "Weiß ist für uns natürlich die Farbe der Unschuld", sagt die Künstlerin. In afrikanischen Ländern hingegen steht die Farbe für den Tod. "Ein ganz bewusster Kontrast", sagt Weber.

Dem Papier-Berg gegenüber hängen Fotos, die Weber vom Titanwurz in Köln gemacht hat - einer bestialisch stinkenden Riesenpflanze, die nur alle paar Jahre blüht und dann innerhalb kürzester Zeit verblüht. "Die Pflanze ist ein Symbol für den Nationalsozialismus, sie blüht mehrere Stunden wie eine Fackel in der Landschaft, fällt dann aber rasch wieder in sich zusammen", sagt Weber. Der zweite Raum, den die Künstlerin gestaltet hat, ist mit Herbstlaub ausgelegt. Auch hier werden Aufnahmen ihres Vaters gezeigt, dazu Geschosshülsen aus dem Weltkrieg. "Es ist der Gang durch die Geschichte", sagt Hildegard Weber.

Elisabeth Schink widmet sich mit ihrer Installation der Gegenwart: Sie hat Filmaufnahmen von den Krisenherden des Jahres 2014 zusammengeschnitten - den Bildschirm, auf dem sie flimmern, in einen Käfig gesperrt. "Die Vergangenheit und Gegenwart gehören zusammen", sagt Schink. Die Tür des Käfigs steht indes offen. "Wir würden diese Bilder gerne wegsperren, ganz gelingt uns das aber nie", sagt die Künstlerin. Der letzte Raum am Bahnhof wurde von Dirk D. Knickhoff und Ulrike E.W. Scholder gestaltet. Scholders abstrakte Arbeit titelt "Mariannes Heimkehr M1/2" und widmet sich Marianne Stern-Winter, die als Einzige ihrer Familie das Ghetto überlebt hat und sich bei der Rückkehr in ihren Heimatort 1945 mittellos an den selben Finanzbeamten wenden musste, der zuvor den Besitz ihrer Eltern "arisiert" hatte. Abgrenzungen durchpflügen in ihrem Bild den Grund. Auch hier dominiert - wie schon bei Weber - die weiße Farbe.

Dem gegenüber steht ein Bildschirm, der das Werk von Dirk D. Knickhoff zeigt. Der Künstler stellt Fotos von Kriegsgräbern aus, die er grün eingefärbt hat. Dazu spielt Saxofon-Musik, die sich in undefinierbare Geräusche wandelt. "Wir begreifen die komplette Ausstellung als Aktion. Die Besucher sollen etwas mitbringen, auch wenn es nur Gedanken sind, die sie bei uns auf die Wände schreiben können", sagt Elisabeth Schink.

Am Samstag, 4. Oktober, startet die Ausstellung ab 16 Uhr, am Sonntag, 5. Oktober, von 13 bis 17 Uhr und am Dienstag, 7. Oktober, ab 15 Uhr. An selben Tag findet um 18 Uhr eine Lesung eigener Texte statt, zum Abschluss um 19 Uhr singt "Kanal 4", ein A-Capella-Quartett aus Kleve. Dazu wird Rübensuppe gereicht.

(lukra)
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