Kleve Protest gegen Kirmes-Pony-Reitbahn

Kleve · Etwa 30 Tierschützer wollen am 12. Juli nahe dem Festplätzen eine Mahnwache gegen die "Tierquälerei" abhalten und Unterschriften sammeln. Kleves Ordnungsamtsleiter Ralph van Hoof lobt Schausteller für die Haltung der Vierbeiner.

 Vor zwei Jahren arbeitete RP-Mitarbeiterin Jessica Narloch für eine Reportage in der Reitbahn auf der Klever Kirmes mit. Ihr Eindruck von der Haltung der Ponys war nicht negativ.

Vor zwei Jahren arbeitete RP-Mitarbeiterin Jessica Narloch für eine Reportage in der Reitbahn auf der Klever Kirmes mit. Ihr Eindruck von der Haltung der Ponys war nicht negativ.

Foto: Gottfried Evers

Vielerorts, an denen auf Weihnachtsmärkten oder Kirmesplätzen kleine Kinder auf Ponys reiten dürfen, erregen so genannten Pony-Karussells immer wieder den Protest von Tierschützern. 1400 Unterschriften sammelten in diesem Frühjahr Gegner, um den Aufbau auf der Oberstädter Nikolauskirmes (Eupen) zu verhindern. Heftige Proteste gab es ebenfalls auf der Euskirchener Donatus-Kirmes, auf der Beecker Kirmes in Duisburg sowie der Maikirmes in Ahlen. Auch die international aktive Tierschutzorganisation "peta" protestiert immer wieder gegen diese Art von "Kirmes-Vergnügen". Nun kritisieren auch Tierschützer um Ilona Berns aus Bedburg-Hau anlässlich der Klever Kirmes die "Reitbahn", die Schausteller Stefan Kaiser dort aufbauen wird, da dieser "Kirmes-Spaß" nach Ansicht der Tierschützer Quälerei der Vierbeiner beinhaltet. Die Bedburg-Hauerin ruft deshalb am Samstag, 12. Juli, Eröffnungstag des Klever Volksfestes, zu einer Mahnwache von 14 bis 17.30 Uhr auf. Dabei sollen auch Unterschriften gesammelt werden, damit künftig kein Pony-Karussell mehr auf der Klever Kirmes aufgebaut wird.

Ilona Berns weiß zwar, dass die Schausteller Auflagen der Veterinärämter zu erfüllen haben und auch kontrolliert werden. So ist die Einsatzzeit der Tiere geregelt. Eine Auslauffläche muss zur Verfügung stehen. Der Schausteller muss einen Sachkundenachweis erbringen. Die Laufbahn der Vierbeiner muss gemäß bestimmten Auflagen beschaffen sein. Doch auch wenn all diese gesetzlichen Vorgaben erfüllt werden, bleibt für Ilona Berns das Ponyreiten auf Volksfesten Tierquälerei. Pferde seien Fluchttiere, und könnten deshalb nicht auf derart eingeschränktem Raum ständig im Kreis laufen. Zudem sei die laute Beschallung mit Musik und Lautsprecherdurchsagen auf einem Kirmesplatz für die Ponys eine Qual. Hinzukomme noch der häufige Transport der Tiere von einem Volksfest zum nächsten. Problematisch sei zudem, dass die Kinder oft keinerlei Reit-Erfahrung hätten und die Ponys - trotz aller Verbote - auch mal schlagen, kneifen oder treten würden. "Es gibt auf der Kirmes genug Alternativen, damit alle ihren Spaß haben. Da müssen diese Tiere nicht derart gequält werden", sagt Ilona Berns. Und wer seine Kinder an das Tier Pferd heranführen wolle, der könne dies besser auf einem Ponyhof tun.

Beim Veterinäramt des Kreises Kleve ist man sich der Problematik des Ponyreitens auf der Kirmes bewusst. Gleich zum Auftakt werde der Kreis-Veterinär den Betrieb und die Ponys genau untersuchen, versichert ein Sprecher des Kreises Kleve. Dabei würden nicht nur die geforderten Bescheinigungen und Sachkundenachweise, sondern auch der Ernährungs- und Pflegezustand der Tiere begutachtet. Bei den bisherigen Besuchen des Schaustellers in Kleve - Stefan Kaiser ist seit mehr als 20 Jahren Stammgast auf dem Klever Volksfest - gab es keine Beanstandungen.

Dass dies auch in diesem Jahr der Fall sein wird, damit rechnet der Klever Ordnungsamtsleiter Ralph van Hoof fest. In den vergangenen Jahren hätten die Ponys stets Auslaufflächen auf Wiesen in der Nähe des Kirmesplatzes gehabt. Der Stallwagen des Schaustellers sei "1 a". Ralph van Hoof, der seit mehr als 20 Jahren auch mit der Auswahl der Schausteller für die Klever Kirmes befasst ist, versichert überzeugt: "Das Geschäft von Stefan Kaiser ist in seinem Bereich sicher eines der am besten geführten in Deutschland - wenn nicht so gar das Beste. Wenn das nicht so wäre, dann würden wir ihn gar nicht nehmen. Da haben wir eine ganz klare Linie."

Ilona Berns beeindrucken die Aussagen von Kreis- und Stadtsprechern nicht. Sie sagt: "Das ist und bleibt einfach Tierquälerei." Und darauf wollen sie und ihre Mitstreiter am Samstag möglichst viele Kirmes-Besucher auch durch Informationsschriften, die sie verteilen werden, aufmerksam machen.

Der Protest gegen das Ponyreiten ist nicht die erste Aktion der Tierschützerin in Kleve. Zum Gastspiel des Zirkus Charles Knie hatte sie eine Mahnwache organisiert und Unterschriften gegen die Haltung sowie Vorführung von Wildtieren in Zirkussen gesammelt. Immerhin hätten damals rund 200 Menschen ihren Protest unterstützt - obwohl meist Zirkusbesucher an dem Info-Stand vorbei gelaufen seien und das Wetter schlecht gewesen sei.

Zwar ist die Tierschützerin von dieser "recht geringen" Zahl enttäuscht. Ebenfalls enttäuscht ist sie von Kleves Bürgermeister Theo Brauer, dem sie die Unterschriften übergeben wollte. Sie berichtet: "Da haben wir keinen Termin gefunden. Ich hoffe, Herr Brauer findet Zeit, damit wir ihm die Protest-Unterschriften gegen die Wildtier-Haltung im Zirkus übergeben können - und die gegen das Pony-Karussell."

(RP)
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