Kalkar Räume für Tagesmutter in Kalkar knapp

Kalkar · Wer Kinder betreuen möchte, das aber nicht in den eigenen vier Wänden bewerkstelligen kann, stößt an Grenzen. Davon kann Tagesmutter Kathrin Höfkens (33) aus Kalkar-Wissel ein Lied singen. Bemühungen blieben bislang erfolglos.

 Noch kann Kathrin Höfkens (rechts) Kinder in den Räumen von Doreen van der Hurk betreuen.

Noch kann Kathrin Höfkens (rechts) Kinder in den Räumen von Doreen van der Hurk betreuen.

Foto: Gottfried Evers

Sie hat mit allem gerechnet, nur nicht damit: "Dass ich keine geeigneten Räume für die Pantoffelzwerge finde", sagt Kathrin Höfkens (33) verzweifelt. Die Zeit drängt. Im März kommen die Kindergartenbescheide raus, dann wollen Eltern ihre Kinder betreut wissen.

Kathrin Höfkens ist jemand, die es jungen Müttern (und Vätern) im Raum der Nicolaistadt ermöglicht, wieder arbeiten zu gehen. Die viel gepriesene und gesetzlich verankerte Vereinbarkeit von Familie und Beruf, wie es so schön heißt. Kurzum: Kathrin Höfkens ist Tagesmutter - und das mit Leib und Seele.

Seit 2012 übt die gelernte Kinderpflegerin aus Wissel diesen Beruf bereits aus. Seitdem arbeitet die Kalkarerin in der Einrichtung namens "Pantoffelzwerge" von Doreen van der Hurk in Kalkar. Im Haus an der Kesselstraße 3 gibt es dafür separate Räumlichkeiten zum Spielen und Schlafen sowie einen großen Garten.

Ende 2015 hat sich van der Hurk aber entschieden, ihre Prioritäten im Sommer 2016 neu zu setzen und dann mehr Zeit mit der eigenen Familie zu verbringen. Auch die Räumlichkeiten an der Kesselstraße werden wieder privat genutzt. Der Name "Pantoffelzwerge" und die damit verbundene individuelle Kinderbetreuung sollen bestehen bleiben - und zwar unter der Leitung der langjährigen Mitarbeiterin Höfkens.

Das alles ist einfacher gesagt, als getan. Denn ihre vielen Versuche, etwas Geeignetes im Raum Kalkar zu finden, sind bis dato gescheitert. Dabei ist Höfkens durchaus bereit, den normalen Mietpreis zu bezahlen: "Ich habe mehrere Immobilienmakler angesprochen, ich habe Flyer verteilt, bin durch Bau- und Gewerbegebiete gefahren - nichts hat geholfen. Entweder sind die leerstehenden Wohnungen mit Flüchtlingen belegt oder die Vermieter schrecken vor fünf Kindern zurück!"

Ein Einzelfall? "Wir wissen von solchen Fällen", sagt Klaus-Dieter Zühlke vom Bundesverband für Kindertagespflege und ergänzt: "Es zeichnet sich ab, dass es schwierig ist, Räumlichkeiten zu finden."

Die Mehrheit der 40.000 Tagespflegepersonen in Deutschland kann Kinderbetreuung in ihren eigenen vier Wänden anbieten. So auch im Kreis Kleve, wie Pressesprecherin Ruth Keuken berichtet: "Wir stehen mit 200 Tagesmüttern in Kontakt, die meisten bieten die Betreuung Zuhause an." "Das hat den Vorteil, dass die Tagesmütter selbst Familie und Beruf vereinbaren können und sich zusätzliche Betriebskosten sparen", erklärt Zühlke.

Das Gesetz zur frühen Bildung und Förderung von Kindern (kurz: Kinderbildungsgesetz - KiBiz - genannt) erlaubt aber auch eine externe Betreuung von Kindern. So ist dort unter dem Paragrafen 4 nachzulesen, dass Kindertagespflege auch in geeigneten Räumen geleistet werden kann, die weder zum Haushalt der Tagespflegeperson noch zu dem der Eltern gehören. "Weitere Vorgaben gibt es nicht", so Zühlke und Keuken.

Bei Kathrin Höfkens ist eine Kinderbetreuung im eigenen Haus nicht möglich. "Wir haben nicht genug Platz, das würde das Jugendamt nicht genehmigen", sagt die Tagesmutter, die ihre Existenz bedroht sieht. "Fünf Kinder sind angemeldet. Wenn ich keine Räume finde, können nicht nur ihre Mütter zu Hause bleiben, auch ich stehe dann auf der Straße", sagt Höfkens.

Dass es momentan schwieriger ist, entsprechenden Mietraum zu finden als vor einem Jahr, belegt eine einzige Zahl: So hat die Stadt Kalkar in den vergangenen Monaten 50 Wohnungen für Flüchtlinge angemietet. "Dadurch ist der Wohnraum knapper geworden", sagt Andreas Stechling, Fachbereichsleiter bei der Stadt Kalkar.

(RP)
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