Bedburg-Hau Reha in der Nachbarschaft

Bedburg-Hau · Auf dem Gelände der LVR-Klinik in Bedburg-Hau bietet der Gesundheitsdienstleister Salvea ambulante und neurologische Rehabilitationsmaßnahmen an. Ein Vorteil: Patienten können in ihrer gewohnten Umgebung bleiben.

 Maria Struth auf dem Ergometer. Betriebsstättenleiterin Jana Nolden (r.) und Physiotherapeutin Carolin Clasen freuen sich über die Fortschritte der 85-Jährigen. Dr. Klaus Derksen (l.) beobachtet Jan Swartjes.

Maria Struth auf dem Ergometer. Betriebsstättenleiterin Jana Nolden (r.) und Physiotherapeutin Carolin Clasen freuen sich über die Fortschritte der 85-Jährigen. Dr. Klaus Derksen (l.) beobachtet Jan Swartjes.

Foto: Klaus-Dieter Stade

Es ist 9 Uhr: Maria Struth sitzt auf einem modernen Ergometer und tritt in einem gleichmäßigen Tempo. Sie trägt Leggins, Turnschuhe, macht einen konzentrierten Eindruck und schaut durch eine große Fensterscheibe auf eine Wiese. "Radfahren ist meine Hauptdisziplin", sagt die ältere Dame und tritt schneller. Als ob sie beweisen will, wie locker sie den Widerstand überwinden kann. Maria Struth ist 85 Jahre, wohnt in Kleve und wurde vor sechs Wochen an der Hüfte operiert. Für sie endet in einem Raum mit Fitnessrädern, Gymnastikbällen und Sprossenwand eine Leidensgeschichte.

Monatelang hatte sie Schmerzen im Hüftbereich. Die Diagnose ihres Hausarztes: Schleimbeutelentzündung. Die Behandlung bestand aus Cortison und Durchhalteparolen. "Ich konnte irgendwann nicht mehr laufen. Mein Hüfte hing fast daneben", sagt sie. Erst nach dem Wechsel in eine Orthopädische Praxis wurde erkannt, was der Auslöser für die Schmerzen war: ein Gelenkverschleiß. Maria Struth wurde im Emmericher St. Willibrord-Spital operiert und neun Tage später entlassen.

Es sollte die Rehabilitation folgen. Der Gedanke an drei Wochen Bad Sassendorf oder irgendeinen anderen Ort mit Bad im Vornamen beunruhigte sie. "Ich wollte keine 300 Kilometer weit weg. Auch wegen meines Mannes nicht. Er braucht mich", sagt die 85-Jährige.

Die Sorge, ihren Gesundheitszustand in einer weit entfernten Klinik verbessern zu müssen, konnte ihr der Sozialdienst des Emmericher Krankenhauses nehmen. Der stellte den Kontakt zu dem Unternehmen Salvea her. Der Gesundheitsdienstleister hat im Haus 43 auf dem Gelände der LVR-Klinik Bedburg-Hau eine Betriebsstätte eröffnet. Hier besteht die Möglichkeit an einer orthopädischen wie auch neurologischen Rehabilitation teilzunehmen. 15 Behandlungstage dauerte die Reha von Maria Struth im Haus 43. "Ich brauche den Stock jetzt nur noch selten", freut sie sich.

Zu dem Salvea-Team gehört auch der Klever Orthopäde Dr. Klaus Derksen. In dessen Gemeinschaftspraxis war die Diagnose von Maria Struth gestellt worden. Der Klever Arzt ist weit davon entfernt, eine stationäre Reha als weniger erfolgreich einzustufen. Nach Ansicht des Arztes gibt es jedoch Argumente, die für eine Maßnahme vor Ort sprechen. Neben der persönlichen Atmosphäre seien dies auch medizinische Vorteile vorhanden, so Derksen. "Ein Grund sind die kurzen Wege. Auch zwischen den Medizinern, die über Jahre hinweg gewachsen sind. Die Physiotherapeuten sind hier im Haus. Absprachen sind einfacher, bessere Maßnahmen schneller umgesetzt", sagt Derksen.

Diese Maßnahmen geben dem Tag Struktur. Einzeln oder in Gruppen wird gearbeitet. Auch im Allround Sports im Tichelpark stehen Einheiten auf dem Programm. Ein Fahrdienst holt die Patienten morgens zur Reha ab und bringt sie wieder nach Hause. Das Tagesprogramm, etwa von 8.15 bis 17 Uhr, bei einer Stunde Mittagspause, bietet reichlich Zeit für die Verbesserung der Gesundheit.

Jan Swartjes (76) ist auch einer, der davon Gebrauch machte. Er sitzt in der neuen Einrichtung in Bedburg-Hau und tippt auf seine rechte Hüfte. Nach einer wochenlangen Odyssee landete Swartjes auch in Emmerich auf dem OP-Tisch und schließlich im Haus 43. "Ich bin mit meiner Frau alleine. Morgens zu gehen, das war nicht schlimm. Aber der Gedanke, abends nicht nach Hause zu kommen, schon", sagt er. Für den 76-Jährigen ist die Behandlung abgeschlossen. "Ich gehe jetzt wieder abends drei Stunden mit dem Hund spazieren", sagt Swartjes.

Das Ziel von Maria Struth ist: wieder Radfahren können. Nicht auf dem Ergometer, sondern in der Natur. Sie freut sich, dass es ihr besser geht und plant bereits wieder Touren durchs Kleverland.

Geholfen hat dabei sicherlich auch: Die Reha in der Nachbarschaft.

(jan)
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