Kleve-Rindern "Reich der Mitte" stand im Zentrum

Kleve-Rindern · "China - was ist dort anders?" war das Thema beim Gespräch im Katholischen Bildungszentrum, Wasserburg Rindern. Dazu hatten die Deutsche Atlantische Gesellschaft Niederrhein und die Gesellschaft für internationale Begegnungen Kleve, eingeladen. Deren Vorsitzende, Regionalleiter Michael K. Urban und Dr. Kurt Kreiten, konnten Experten Bernd Westermann als kompetenten aus Kempen begrüßen. Der Referent war seit 2000 über anderthalb Jahre in China, sowohl als Tourist, als Gast in chinesischen Familien, als Sprachschüler und als Initiator von deutsch-chinesischen Schulpartnerschaften. Im Berufsleben war er als Mathematiker an einem Gymnasium in Kempen und bei der Bezirksregierung in Düsseldorf tätig. Westermann gliederte seinen Vortrag in acht Punkte: Geschichte, Schrift, Konfuzius, Religion, Lernen/Prüfungen, Denken, China und die Welt und die Zeit seit 1800.

Der Staat China mit heute 1,3 Milliarden Menschen, besteht fast durchgängig 2200 Jahre. Die Geschichte dieses Landes zeigt, dass die chinesische Kultur eine große Integrationskraft haben muss. Einen bedeutenden Integrationsbeitrag liefert die Schrift. Die chinesische Schrift ist nichtphonetisch, das heißt, ihre Zeichen geben nur die Bedeutung eines Objektes, nicht seine Aussprache an, so wie man es hier bei den Zahlzeichen der Mathematik kennt. "Alle gebildeten Chinesen konnten die Schrift verstehen, obwohl es in China viele Sprachen gibt", sagte der Referent. Einen weiteren Beitrag zum Zusammenhalt lieferte die Ethik des Konfuzius. Sie ist der Versuch, der menschlichen Gesellschaft eine harmonische Ordnung zu geben. "Die Gedanken des Konfuzius haben seit 2500 Jahren einen Einfluss auf China, der mit dem Christentum bei uns zu vergleichen ist", unterstrich der China-Experte. In der Religion setzte sich eine sehr pragmatische Auffassung durch. Viele Menschen nehmen die Religion an, die ihnen gerade den größten Nutzen verspricht. Trotz vieler Religionen nebeneinander kam es nicht zu religiösen Verdrängungskriegen.

Bis zum Einbruch der Europäer im 19. Jahrhundert hat sich China für das Zentrum der Welt, das Reich der Mitte, gehalten, umgeben von unkultivierten Barbaren. Neuere Forschungen belegen immer mehr, dass China bis 1500 wirtschaftlich zumindest ebenbürtig mit Europa war. Erst seit 1800 fiel China gegenüber der westlichen Welt wirtschaftlich zurück. Westermann zitierte den Botschafter in Peking, Konrad Seitz: "China war über den größeren Teil der letzten 2000 Jahre nicht nur das menschenreichste Land und die größte Volkswirtschaft, sondern die technologisch wie organisatorisch fortgeschrittenste Zivilisation."

(stw)
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