Kleve-Reichswalde Reichswalder Köhler vor dem Endspurt

Kleve-Reichswalde · Viele Gäste aus der Umgebung haben den Meiler im Krähental schon besucht, bis zum 7. Juni stehen noch einige Sonderveranstaltungen an: ein Oldie-Abend, eine Greifvogelschau, ein Gottesdienst und der Schottentag.

 Wilhelm Papen (links) und Herbert Nowak haben die Kohle des ersten Meilers bereits "geerntet". Das Buchenholz hat fünf Tage gut geschwelt, bis es sich in Grillkohle "verwandelt" hat. Die Männer freuen sich über Besucher.

Wilhelm Papen (links) und Herbert Nowak haben die Kohle des ersten Meilers bereits "geerntet". Das Buchenholz hat fünf Tage gut geschwelt, bis es sich in Grillkohle "verwandelt" hat. Die Männer freuen sich über Besucher.

Foto: Friedel Evers

In alter Zeit mögen sie als Hexenmeister gesehen worden sein, womöglich mit dem Teufel im Bunde. Die Männer, die heute auf einer Wiese in Reichswalde als Hobby-Köhler den Meiler errichtet haben und ihn nun bis zur Holzkohle-"Ernte" versorgen, sind so gar nicht unheimlich. Vielmehr haben Wilhelm Papen und Herbert Nowak im Laufe der Jahre viele Freunde gefunden, die sich auf das "Reichswalder Meilerfest" freuen. Noch bis Sonntag, 7. Juni, ist jeder Interessierte eingeladen, sich das jahrtausendealte Köhlerhandwerk aus der Nähe zu betrachten. Fast jeden Tag gibt es im Krähental Programm für die ganze Familie, dazu Getränke und Gegrilltes.

"Wir haben heute kaum Gelegenheit zum Durchatmen gehabt", sagt Wilhelm Papen und meint damit nicht einmal die Arbeit am Meiler selbst. Dieser Part - seit 1992 eingeübt - fordert die Männer körperlich, denn das Aufschichten des Holzes und das Be- und Entlüften des Schwelbrandes fordert Kraft und Ausdauer. Hinzu aber kommt der Wissensdurst der Gäste: Jeder, der etwas über die Köhlerei lernen möchte, ist auf dem Gelände willkommen und erfährt von den Männern ganz viel Neues.

Rudi Kempkes' Mittwochs-Radler waren schon da, die Frauengemeinschaft, Kindergartengruppen, Kommunionkinder. Für die jüngeren Besucher ist es toll, ein Weilchen in der Köhler-Köte zu verbringen und dabei über offenem Feuer Stockbrot zu backen. Moritz Hannen, ein Elfjähriger aus der Nachbarschaft, passt auf, dass kein unbewachtes Kleinkind dem Feuer zu nahe kommt. "Ich habe ein Köhler-T-Shirt, das mich als Mitglied des Teams ausweist", sagt der Gesamtschüler stolz. Nur selten erlebt er in Reichswalde so Spannendes wie während dieser Tage. Auch ein erwachsener Pfadfinder und diverse andere Ehrenamtler stellen sich gerne in den Dienst der Sache. Den größten Einsatz aber bringen Papen und Nowak selbst. Einer schläft sogar auf dem Gelände, der andere harrt zumindest bis zum Morgengrauen aus. Das Feuer muss schon aus Sicherheitsgründen ständig bewacht werden. Und während einer von beiden den kritischen Blick auf den rauchenden Meiler richtet, hat der andere etwas Zeit, sich um die Besucher zu kümmern. Anhand eines Modells erklärt Papen, wie der Köhler um die Quandelstange herum einen Kreis schlägt, der die Außenmaße des Meilers beschreibt. Direkt an die Stange legt er Reisig, drum herum werden eng an eng schräg nach innen gestellt die Holzscheite geschichtet - in mehreren Etagen, die nach oben hin eine Spitze formen. Zuletzt wird der Meiler mit Rasen und Erde abgedeckt und angesteckt. Rauchlöcher oben und Zuglöcher unten regulieren das gleichmäßige Schwelen. "Der Meiler brennt von oben nach unten und von innen nach außen", erklärt Papen. Dabei entwickelt er Temperaturen von bis zu 500 Grad Celsius. Nach etwa fünf Tagen ist er "reif", das Buchenholz hat sich in Grillkohle verwandelt, die nur noch auskühlen muss, bevor sie in Säcke gepackt wird.

Wer noch in Reichswalde vorbei schauen will, kann zum Beispiel heute mit Kind und Kegel zum Familientag mit Hüpfburg und Greifvogelschau kommen. Am Himmelfahrtstag ist ab 11 Uhr Frühschoppen, am Freitag, 5. Juni, ab 19 Uhr Oldie-Abend, am Samstag, 5. Juni, bläst die Jagdhorn-Gruppe Uedem zum Wortgottesdienst ab 17 Uhr. Am Abschlusstag - Sonntag, 7. Juni - wird zwischen 9 und 11 Uhr ein Frühstück angeboten, um 11.30 Uhr beginnt der "Schottentag" mit der Dudelsack-Kompanie "The Royal British Legion".

Übrigens: Wer vorab keinen Sack Holzkohle bestellt hatte, wird leider leer ausgehen. Die Nachfrage nach der Kohle aus Reichswalde ist so groß, dass nichts übrig bleibt.

(RP)
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