Kleve Rheinromantik pur im Haus Koekkoek

Kleve · Gemälde aus einer rheinischen Kunstsammlung mit Werken aus der Düsseldorfer Malerschule treffen auf die niederländischen Zeitgenossen und erzählen von Landschaften, vom Wein und von wunderbarer Natur.

 Die feucht-fröhliche "Überfahrt am Drachenfels" malte August von Wille 1879.

Die feucht-fröhliche "Überfahrt am Drachenfels" malte August von Wille 1879.

Foto: Matthias Grass

Es wurde schon immer gefeiert am Rhein - ob bei der feucht-fröhlichen Bootsfahrt unterm Drachenfels oder in stiller Zweisamkeit mit einem Schoppen weißen Weins. Der Römer steht bereit, im Hintergrund wartet die Burg aus ferner Zeit auf den Wanderer und dichtes Blattwerk spendet Schatten. 1864 malte Christian Eduard Böttcher das Bild aus der Schänke irgendwo zwischen Ahr und Rhein, ein Bild von einem wunderbaren Morgen, den zu genießen sich der Wanderer vorgenommen hat. Den Strohhut und den Wanderstock neben sich gestellt wagt er auch noch einen tiefen Blick in die Augen der feschen, leicht erröteten Bedienung.

Deftig dagegen geht's auf der Tour der Bootsfahrer zu, die sich vom Fährmann beim Drachenfels übersetzen lassen. Zwei Männer stehen übermütig auf der Bootskante den Hut schwenkend, die Laute wird gespielt, die Damen im Hofstaat lassen leicht die Hand durchs Wasser spielen, einer der Männer trägt Zylinder, einer reicht den Roten Wein während sich Ruderer und Steuermann heftig ins Zeug legen. Majestätisch schaut dunkel der Drachenfels zu und ein kalter Mond beleuchtet die Szene. August von Wille malte 1879 die fröhliche Überfahrt so detailverliebt, dass sie geradezu lebendig wird.

"Romantik auf Reisen" heißt die Ausstellung im B.C. Koekkoek-Haus, die Sonntag um 14 Uhr eröffnet wird. Ursula Geisselbrecht-Capecki, künstlerische Leiterin des Hauses, konnte, tatkräftig unterstützt von der NRW-Stiftung, eine rheinische Sammlung ins Haus holen, die die deutsche Romantik der Düsseldorfer Malerschule gegen die der Niederländer stellt. Armin Huber, Botschafter der NRW-Stiftung, lobte die Arbeit der Koekkoek-Stiftung, die man gerne unterstütze - auch bei einer Ausstellung.

 Ursula Geisselbrecht-Capecki, künstlerische Leiterin des B.C. Koekkoek-Hauses vor Böttchers Sommermorgen.

Ursula Geisselbrecht-Capecki, künstlerische Leiterin des B.C. Koekkoek-Hauses vor Böttchers Sommermorgen.

Foto: mgr

Bootsfahrt und Weinschänke, die Landschaften der Düsseldorfer Maler stehen gegen die Naturverehrung der Niederländer um Koekkoek. Eine Auseinandersetzung, die schon zu Lebzeiten Koekkoeks Thema war. In seinem Reisebericht zu Rhein und Ahr hatte Koekkoek die verschiedenen Ansätze der Deutschen und der Niederländer verglichen, hatte sich über das kühle, harte Morgenlicht geäußert, bei dem die Düsseldorfer so gerne malten, im Gegensatz zu dem warmen spätnachmittäglichen bis in den Abend reichende Licht der Niederländer, das ihre Landschaft in einen weich-warmen Grundton setzte. Beide erzählen immer noch zeitgemäße Geschichten: Vom Individuum, das auf sich reflektierend die Natur erkundet. Geradezu verehrend wird die Natur als überbordende Schöpfung mit majestätischen Bäumen, wundersamen Schluchten und grandiosen Felsen gezeichnet. Aber auch die Vorboten der Industrialisierung sind zu sehen: Einen schwarzen Streifen Qualm zieht das Dampfschiff hinter sich her. Auch sind die heute noch touristischen Ziele im Bild - der Rolandsbogen (Andreas Achenbach, 1833) bei Remagen etwa, der Blick aufs Siebengebirge (Carl-Friedrich Lessing) oder der Drachenfels, die schönen Ahrtäler. Der Ahr widmet Geisselbrecht-Capecki einen ganzen Raum. 34 Gemälde, Grafiken und Zeichnungen geben einen runden Blick auf das romantische Naturverständnis des 19. Jahrhunderts, zeigen die unterschiedlichen Ansätze der Malerschulen. Geradezu modern mutet eine Nachtlandschaft an, die den Rheinblick geradezu grafisch auflöst, typisch 19. Jahrhundert und bekannt wiederum der Knabe vom Berge mit seinem Hund, den Andreas Johann Müller 1836 malte. Frisch die Skizzen teils als Bild im Passepartout, teils im aufgeschlagenes Skizzenbuch in der Vitrine. Nachgezogen wird auf einer Karte die Ahr-Wanderung Koekkoeks.

Auf der Spur Koekkoeks und der großen Maler an der Ahr waren auch zwei Niederländer, die die Motive, wie sie sich heute bieten, frei nach Koekkoeks Motto malten: "Zeichne und Du wirst bei diesem angenehmen Zeitvertreib dein Gefühl veredeln". Nett.

B.C. Koekkoek-Haus, Romantiker auf Reisen. Bis 28. Januar 2018. Di bis Sa 14 bis 17 Uhr, So und feiertags 11 bis 17 Uhr.

(mgr)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort