Bedburg-Hau Rosen für die Koffer auf Reisen

Bedburg-Hau · Mit dem Stück ab 8 Jahren "Koffer auf Reisen" des Belgiers Geert Genbrügge aus Gent startet das Bedburg-Hauer Theater mini-art in die Weihnachtszeit. Nach vielen schweren Stoffen ist es eine Komödie, mit der mini-art wieder seine großen und kleinen Gäste verzaubern möchte

Bedburg-Hau: Rosen für die Koffer auf Reisen
Foto: ddp, ddp

Koffer, überall Koffer. Große Koffer, kleine Koffer. Zum Berg getürmte und fein säuberlich gereihte. Alt sind sie allemal, die Koffer.

Die einen noch recht ansehnlich, die anderen schon fast schäbig, zerbeult, zerkratzt. Manche haben jene schmalen Holzlatten, die ihnen Halt geben sollen, einige Aufkleber, die von Reisen künden. Sie alle füllen die Bühne des mini-art Theaters in Bedburg-Hau. Man ahnt sie im Dunkel, sieht sie im Scheinwerferlicht. Freut sich über den altmodischen Handkarren, der einen ganz großen Koffer trägt.

"Koffer auf Reisen", heißt das neue Stück von mini-art. Es ist vom Belgier Geert Genbrügge und feiert am 5. Dezember um 18 Uhr Premiere. Dann kommt auch ein ganzer Zug von Koffern in die Kulisse gefahren, während im Hintergrund Isaac Albéniz rhythmisch-drängende Liebeserklärung auf Gitarre an Asturien den Takt für das Geschehen angibt.

Sjef van der Linden, in Knickerbocker und mit weißen Gamaschen, strubbeligem Haar und ebenso strubbeligen 20er-Jahre Bärtchen, schiebt den Koffer-Zug. Er ist Flor Papel. Unterdessen sortiert Crischa Ohler als Staphylea Colchia säuberlich die ihrigen, großen Koffer in eine Reihe. Allesamt mit einem Namensschildchen versehen.

Klar, dass die beiden sich ins Gehege kommen. Hier der unsortierte Flor, der nach dorthin will ohne zu wissen, was das Dort bedeutet. Der nur die Richtung kennt.

Dort die akkurate Staphylea Colchia, die jedes Koffers Inhalt, so es der ihre ist, ganz genau kennt: Telefon? Bitte schön, sie räumt zwei, drei zur Seite, schon ist der Hörer da. Zahnbürste? Auch die lässt sich finden. Schlafanzug? "Nun werden sie nicht unverschämt", wehrt Colchia den Versuch ab, allzu intim zu werden. B

ei Flor sieht's ganz anders aus — er findet seine vielgerühmte Teemütze nicht. Warum auch: "Es kommt aufs Suchen an. Nicht aufs Finden", wehrt der schusselig scheinende Mann ab. Er bindet Rosen an die Griffe seiner Koffer. Damit Staphylea, die er gerne Steffi nennen würde aber nicht darf, und er nicht ihr Gepäck verwechseln.

Vom Ballast des Lebens

Es sind nur zehn Minuten vom neuen 60-Minuten-Stück, die Crischa Ohler und Sjef van der Linden gestern unter der Regie von Rinus Knobel präsentierten. Zehn bezaubernde Minuten, die zeigen, dass es ums Reisen geht, ums Leben, um das Gepäck, das man auch als Ballast des Lebens mitschleppt.

Es erzählt davon, einander näher kommen zu können, auch wenn es zunächst nicht so scheint. "Koffer auf Reisen" ist ein feinfühliges Stück, wie man es von mini-art kennt. Ein Stück, worüber man später mit den Schülern diskutieren will, sagt van der Linden. Es wird nicht nur Kinder ab acht Jahren sondern garantiert auch Erwachsene begeistern. "Koffer aus Reisen" wird eine märchenhafte Wendung nehmen — dann, wenn die Koffer sich öffnen und ihr Innerstes preisgeben. Mehr verriet das Theater nicht . . .

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort