Kreis Kleve Ryanair ist "glücklich mit Eindhoven"

Kreis Kleve · Am Montag gab es Gerüchte, die irische Airline Ryanair wolle künftig auch ab dem Flughafen in Amsterdam starten. Dies aber dementiert eine Ryanair-Sprecherin. Weezes Flughafenchef van Bebber: "Es geht darum, Kunden zu halten."

Seit Einführung der Ticketsteuer in Deutschland haben es niederländische Flughäfen leichter. Denn anders als in Weeze müssen an den niederländischen Airports keine Flugsteuern auf die Preise aufgeschlagen werden. Deshalb schien nicht unmöglich, was Antenne Niederrhein am Montag meldete: Die Iren wollen auch mit Amsterdam-Schiphol zusammenarbeiten. Laut Ryanair-Sprecherin Henrike Schmidt ist dies aber nur ein Gerücht. "Weder haben wir dies beschlossen, noch gibt es auch nur Gespräche. Wir sind vielmehr mit Eindhoven und Maastricht als niederländischen Partnern sehr glücklich."

Zumindest letzterer Satz gefällt den Verantwortlichen in Weeze natürlich nicht. Aber sie müssen die Entwicklung hinnehmen. Und die ist insbesondere im nahen Eindhoven rasant. Erst kürzlich feierte der Airport seinen dreimillionsten Passagier in diesem Jahr. Direkt am Flughafen entstand ein Hotel, das Terminal wird aufwändig umgebaut. Vor allem aber sind eine Reihe Airlines vertreten: neben Ryanair Wizz-Air, die früher auch in Weeze war, Transavia sowie einige kleinere Gesellschaften und auch touristische Anbieter.

"Eindhoven schreibt jetzt unsere Story fort", bestätigt Ludger van Bebber. Knapp drei Millionen Fluggäste hatte auch Weeze im Jahr 2010 — und dann kam die Ticketsteuer. "Auch wir hatten schon Hotelpläne, wollten das Terminal vergrößern und dachten über eine zweite Landebahn nach", bringt van Bebber in Erinnerung. Mit der Luftverkehrsabgabe als Belastung sei die Entwicklung gebremst worden. Immerhin habe das Nachbarland derzeit große wirtschaftliche Probleme, was für einen gewissen Ausgleich sorge. Maastricht befinde sich sogar in erheblichen Schwierigkeiten: "In einer Notoperation hat die Provinz Limburg mehrere Millionen Euro in den Flughafen gesteckt", erklärt Weezes Flughafenchef. Er rechnet damit, dass die Betreibergesellschaft den Flughafen demnächst an die Provinz abtrete.

Sehr viel Werbung macht derzeit der Düsseldorfer Flughafen — und fischt auch im Günstig-Segment. Dazu sagt van Bebber: "Die Lufthansa geht raus aus dem Standort, Germanwings kommt rein. Nun wird es erst einmal darum gehen, die Kunden zu halten und dabei wirtschaftlich in die schwarzen Zahlen zu kommen." Nach Ansicht der Weezer bleibt Ryanair mit seiner Weezer Basis im Vergleich der umliegenden Airports weiterhin der günstigste Anbieter.

Ryanair entwickelt sich nicht mehr so stark wie in den Vorjahren. Zweimal musste das Unternehmen jüngst seine Gewinnerwartung zurückschrauben. "Die irischen Strategen haben die Entwicklung des Marktes richtig eingeschätzt und deshalb auch vor drei, vier Jahren keine neuen Flugzeuge bestellt. Schon deswegen kann das Flugangebot 2014 nicht groß ausgeweitet werden", sagt van Bebber.

Erstmals wird, so die Prognosen, Konkurrent Easyjet an Ryanair vorbeiziehen. Auch deshalb, weil die Airline, die unter anderem ab Köln und Amsterdam fliegt, auf mehr Service setzt. "Wir finden sehr gut, dass sich zu diesem Schritt jetzt auch Ryanair entschlossen hat", sagt van Bebber.

Henrike Schmidt hatte die Änderungen genannt: Im kommenden Jahr soll es unter anderem in den Ryanair-Maschinen reservierte Sitzplätze geben, ein zweites kleines Handgepäck soll zulässig sein, und beim nachträglichen Ausdrucken soll keine hohe Gebühr mehr fällig werden. "Keiner weiß so gut wie wir, welche Diskussionen es mit den Kunden wegen der Handtasche gibt oder welche Unruhe aufkommt, wenn es bei freier Platzwahl um die besten Sitze geht." Bislang konnte Ryanair auf den Vorwurf, wenig kundenfreundlich zu sein, immer mit seinen guten Zahlen antworten. Jetzt wird das Geschäftemachen deutlich schwieriger — und der Service bessert sich.

(RP)
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