Kleve-Schenkenschanz Schänzer brauchen ihre Fähre im Alltag

Kleve-Schenkenschanz · Die Tage der großen Fähre Martin Schenk sind gezählt. Der Rat hat beschlossen, den Betrieb einzustellen. Doch dann wäre die Ortschaft mehrmals im Jahr abgeschnitten. Fraktionen suchen nach Lösungen. Schänzer favorisieren Brücke.

 Jetzt bei Niedrigwasser liegt die Fähre fest. Der Rat hat im Juni beschlossen, "Martin Schenk" stillzulegen.

Jetzt bei Niedrigwasser liegt die Fähre fest. Der Rat hat im Juni beschlossen, "Martin Schenk" stillzulegen.

Foto: Gottfried Evers

Seit Wochen liegt "Martin Schenk" fest. Niedrigwasser. Jetzt führt der Weg der Schänzer ans "Festland" über Griethausen. Das in Rufweite liegende Düffelward auf der anderen Altrheinseite ist jetzt zehn Kilometer entfernt. Zu weit, um die Kontakte zu Familien und Freunden dort "mal eben" zu wahren, zu weit für den Verein. Es ist ein Vorgeschmack für die 90 Einwohner auf die drohende Stilllegung der Fähre.

Die Stilllegung hatte der Rat im Juni auf FDP-Antrag mit einer Mehrheit von 26 der 43 Ratsmitglieder beschlossen. Für die Schänzer eine Katastrophe - als ob man der Unterstadt die Gruft schließt, sagt ein desillusionierter Bewohner. Denn sobald der Rhein einen höheren Wasserstand führt und die Brücke zwischen Griethausen und Spyck unter Wasser steht, sind die Bewohner vom Festland abgeschnitten. Nur LKW können dann die Brücke zu den Ölwerken noch passieren. "Wir reden ja nicht vom Jahrhunderthochwasser", sagt Claudia Kressin. Es gehe um den Alltag. "Das sind ernstzunehmende Probleme - mehrmals im Jahr steht die Brücke in Griethausen unter Wasser. Wie sollen dann die Pflegedienste die alten Menschen versorgen, wie sollen die Kinder in die Schule", sagt sie. Eigentlich müsste dann immer das THW anrücken, das sonst nur für die extremen Hochwasserlagen kommen müsse. "Da muss für uns Bürger eine Lösung her - es muss ja keine Großfähre sein", sagt die Schänzerin. Marita Janssen-Arntz ist Vorsitzende des Heimatvereins. "Es gibt viele Faktoren, die geklärt werden müssen - wie soll beispielsweise der Notarzt auf die Insel", fragt sie.

Aus Sicht des Heimatvereins wäre eine Brücke als verlässliche Verbindung die beste Lösung, die auch den Notarztwagen trägt. Deshalb sucht der Heimatverein den Kontakt zu den Klever Fraktionen. CDU, SPD und Offene Klever waren schon da. "Wir möchten aber auch mit den anderen reden", sagt Marita Janssen-Arntz.

Der Politik scheint klar, dass es Lösungsansätze geben muss: "Bei uns steht das Thema in der nächsten Fraktionssitzung auf der Tagesordnung", sagt SPD-Fraktionschefin Petra Tekath. Carina Giesen (OK), selbst in der Schanz verwurzelt, erwartet noch viele Gespräche mit den Schänzern, um eine gute Lösung zu finden. "Und eine Lösung muss her", sagt sie. Eine große Fähre, auf die drei Autos passen, sei nicht von großer Wichtigkeit, aber ob es in Richtung Brücke geht oder eine Personenfähre infrage komme, müsse noch geklärt werden, sagt die OK-Ratsfrau. Jörg Cosar führt für die CDU und als Aufsichtsratschef der Stadtwerke die Gespräche mit den Schänzern. Auch er fände eine Brücke eine gute Lösung, beispielsweise so, wie die Klappbrücke an der Hochschule. Dann könnten die Sportboote noch durchfahren, sagt er. Doch das geht nicht, wenn der Altrhein Bundeswasserstraße ist. "Dann müssen wir auch über eine Personenfähre nachdenken, die wir unterstützen müssen", sagt er.

Doch es wird noch dauern, bis die Fähre still gelegt ist. Die Stadtwerke haben bis jetzt noch keinen Auftrag vom Bürgermeister bekommen, den Ratsbeschluss umzusetzen. Keiner rechnet damit, dass Theo Brauer dies als eine seiner letzten Amtshandlungen auch noch vornehmen wird. So wird es seine designierte Nachfolgerin Sonja Northing sein, die die Stadtwerke als Betreiber der Fähre beauftragen muss, den Ratsbeschluss umzusetzen. Northing wird dies wohl nicht als erste Amtshandlung umsetzen. So dürfte Martin Schenk noch bis ins Frühjahr fahren. Wenn er fährt.

(RP)
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