Kleve Schlägerei vor Schnellimbiss: Geständnis eines Kriminellen

Kleve · Der 24-jährige Angeklagte wirkt gelangweilt, wenn Gerhard van Gemmeren, Vorsitzender Richter am Landgericht, ihn befragt. Dabei werden dem Klever so viele Delikte vorgeworfen, dass Staatsanwalt Held eine Viertelstunde benötigte, um die Anklageschrift vorzutragen.

Die Bandbreite der Taten, die dem 24-Jährigen vorgeworfen werden, ist reichhaltig: versuchte gefährliche Körperverletzung, Raub, Wohnungseinbruchdiebstahl, Betrug, Drogenerwerb, Drogenhandel, Fahren ohne Fahrerlaubnis, Urkundenfälschung. Eine Tat, die im Mittelpunkt der Verhandlung stand, soll sich am 17. August 2013 in Goch zugetragen haben. Der Vorwurf lautet hier: versuchte Körperverletzung mit einer Eisenstange. Neben dem 24-Jährigen waren in der Verhandlung drei weitere Klever wegen Körperverletzung sowie Diebstahl angeklagt.

Doch galt die größere Aufmerksamkeit dem 24-Jährigen, der für umfangreiches Aktenmaterial bei der Justiz gesorgt hatte. Er soll die Schnittstelle zwischen den Männern sein. Als van Gemmeren den Beschuldigten zu seinem Lebenslauf befragte, begann dieser mit den Worten: "Grundschule abgeschlossen. Hauptschule nicht." Die Frage, was er von Beruf sei, beantworte er mit: "Nichts." Er lebt von Hartz IV (380 Euro), seine Schulden konnte er nicht genau beziffern: "Irgendwas zwischen 10 000 und 14 000 Euro". Seit April sitzt er in Untersuchungshaft für Taten, die er in den Jahren zwischen 2012 bis 2014 begangen haben soll.

Seine Drogenkarriere startete er mit 17 Jahren. Einmal saß er 15 Monate wegen Körperverletzung in Haft. Van Gemmeren wollte wissen, was sich genau zugetragen hatte. Er wusste es nicht mehr: "Das ist schon zwei Jahre her."

Als es um die Taten ging, für die der Klever in jüngerer Vergangenheit verantwortlich sein soll, erklärte seine Verteidigerin: "Er wird geständig sein. Ich weiß aber nicht, wo wir anfangen sollen." Der Klever gab reihenweise Taten zu. Dem Eisenstangen-Vorfall in Goch wurde in dem Verfahren eine größere Aufmerksamkeit gewidmet. "Da war ich besoffen und hab' mich zu etwas hinreißen lassen. Ich kann mich aber nicht genau erinnern", sagt der Klever. Auf die energische Nachfrage seiner Verteidigerin hin, erinnerte er sich dann doch. Man habe in Goch Geburtstag gefeiert. Whisky, Wodka und Bier habe er getrunken. Per Telefon wollte die Gesellschaft ein paar Mädels einladen, die aber nicht kommen wollten.

Als plötzlich der Vater einer der Frauen, die man gern auf der Party gesehen hätte, am Telefon war, kam es zum Streit. "Dann haben wir uns zum Boxen verabredet", sagt der Angeklagte. Zusammen mit Kumpels war man zum Treffpunkt McDonald's-Filiale gefahren. Mit einer 50 Zentimeter langen Eisenstange in der Hand stand er fünf Männern gegenüber. Als die Gruppe auf ihn zukam, habe er die Stange weggeschmissen, so der Angeklagte. Einen Faustschlag und einen Tritt habe er abbekommen. Die Staatsanwaltschaft bewertet die Situation anders: Der Angeklagte sei mit der Eisenstange auf seinen Gegner zugelaufen, konnte diesen jedoch nicht verletzten. Als er ausholte, wurde er mit einem gezielten Faustschlag niedergestreckt. Die Verhandlung wird am 25. August fortgesetzt.

(RP)
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