Kleve Schöner schunkeln in der Fabrik

Kleve · Es gibt Pläne, den Klever Karneval und das Oktoberfest an einen anderen Ort zu verlegen. Statt im Festzelt könnten ab 2018 erste Feiern in der ehemaligen Produktions-Halle der Margarine Union stattfinden.

 Blick in einen Teil der ehemaligen Produktionsstätte des Unilever-Werks. Sollte eine Veranstaltungshalle auf den 20.500 Quadratmetern entstehen, spricht vieles für eine rustikale Einrichtung.

Blick in einen Teil der ehemaligen Produktionsstätte des Unilever-Werks. Sollte eine Veranstaltungshalle auf den 20.500 Quadratmetern entstehen, spricht vieles für eine rustikale Einrichtung.

Foto: eve

Das Oktoberfest ist in Kleve seit einigen Jahren fester Bestandteil des Veranstaltungskalenders. Auf der Wiese in der Unterstadt wird ein Festzelt aufgebaut, in dem das aus München importierte Volksfest gefeiert wird. Das für den Karneval steht es auf dem Kirmesplatz. Nach Information unserer Redaktion könnten die Tage des Partyzelts jetzt allerdings gezählt sein. So gibt es intensive Planungen, die ehemalige Produktionsstätte der Margarine Union an der van-den-Bergh-Straße in einen Veranstaltungsort umzubauen. Die Fläche des riesigen Industriegebäudes beträgt 20.500 Quadratmeter. Die Fassade des Backsteinbaus steht unter Denkmalschutz. Gekauft hat der Mülheimer Unternehmer Stefan Hinsen das Objekt, das von Ralf Flügen, einem Kevelaerer Immobilienhändler, vermarktet werden soll. Auf Anfrage, ob die Stätte bereits veräußert sei, antwortete Flügen: "So weit ist es noch nicht. Derzeit sind wir dabei, Verträge hin und her zu schicken." Der Mülheimer Besitzer wollte sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht zum aktuellen Stand der Verhandlungen äußern.

Involviert in das Projekt ist der Klever Unternehmer Christian Nitsch, der zum Festzelt-Orga-Team gehört. Er wollte nicht ausschließen, dass bereits im kommenden Jahr das Oktoberfest in der Halle stattfinden wird. "Doch müssten bis dahin etliche bauliche Vorschriften umgesetzt werden, wie etwa auch der Brandschutz", so Nitsch. Einen Grund, warum der Klever ein derart großes Interesse an einem neuen Veranstaltungsort hat, nennt er auch: der Klimawandel. Er ist seiner Ansicht nach nicht mehr zu stoppen, die Wetterextreme würden zunehmen. Im vergangenen Jahr musste Möhneball das Zelt aufgrund zu starker Winde um 24 Uhr schließen. "Wäre das Oktoberfest nur eine Woche früher terminiert gewesen, hätte es aufgrund des enormen Regens abgesagt werden müssen", blickt er zurück und betont, dass man jedes Jahr neu überlegen müsse, wo das Zelt stehen könne. Neben der Unabhängigkeit von äußeren Einflüssen, ist die Halle ebenso wegen des wesentlich größeren Fassungsvermögens interessant. So fanden jeweils 2700 Amüsierwillige bei jeder Veranstaltung auf der Klever Wiesn ein Stück Platz auf einer Klappbank. Wie viele hunderte Personen grob geschätzt mehr in die ehemalige Produktionshalle passen würden, konnte Nitsch nicht sagen. Für ihn ist das Projekt ebenfalls von Bedeutung, da er einen Beitrag zum gastronomischen Angebot in Kleve leisten will, denn: "Das geht hier immer weiter zurück."

Zudem gilt der Altbau als ein äußerst attraktiver Veranstaltungsort, wie auch andere Partyhallen zeigen, die in ehemaligen Industrieruinen untergebracht sind. So findet etwa die Stunksitzung, der kabarettistische Karneval, im Kölner E-Werk statt. Seit 1991 haken sich hier die Freunde des alternativen Faschings unter und schunkeln selig in angenehmer Atmosphäre.

Christian Nitsch wies darauf hin, dass nicht allein über das ehemalige Union-Gebäude als mögliche, neue Veranstaltungshalle diskutiert würde. Detaillierter wollte er sich dazu nicht äußern. Wie zu hören ist, soll auch ein Halle auf dem ehemaligen XOX-Gelände gehandelt werden. Für Kleve wäre es wohl die beste Lösung, wenn die Industriebrache zu einem Veranstaltungsort mit reichlich Fassungsvermögen umgebaut würde. Regelmäßig werden potenzielle Kandidaten genannt, die sich in der Halle verwirklichen wollen. Doch aktuell ist noch nicht ein Mietvertrag unterschrieben. Vor einigen Monaten war der Inhaber des "China-Palast", der an der Flutstraße angesiedelt ist, als Interessent genannt worden. Auf stattliche 3000 Quadratmetern wolle dieser einen gastronomischen Komplex mit der Ausrichtung "Asien" dort einrichten, so hatte Entwickler Ralf Flügen verkündet. Auf Nachfrage beim "China-Palast"-Besitzer erklärte dieser, dass ein Engagement in der ehemaligen Industriehalle kein Thema sei. Auch Flügen bestätigte, dass es in dem Fall keine Pläne mehr gebe. Doch immer wieder würde es Anfragen geben, so der Kevelaerer, die Zahl steige stetig. Aktuell seien es 50. Allein die Zahl der Unterschriften unter Mietverträgen bleibt noch konstant.

(jan)
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