Kreis Kleve Schönheitsberater mit Schere

Waschen, schneiden, legen ­- das war einmal. Inzwischen müssen angehende Friseurinnen wie Ramona Ermers aktuelle Make-up-Trends kennen. Eines aber wird sich in diesem Job nie ändern: Plaudern gehört zum Handwerk.

 Friseur und Ausbilder Timo Terporten und seine Auszubildende Ramona Ermers.

Friseur und Ausbilder Timo Terporten und seine Auszubildende Ramona Ermers.

Foto: Gerhard Seybert

Wer in Vorstellungsgesprächen schüchtern und zurückhaltend ist, tut sich selten einen Gefallen. In bestimmten Branchen aber weisen die Firmen den Kandidaten direkt die Tür, wenn die sich allzu wortkarg geben. Eine davon ist das Friseurwesen. "Ich brauche selbstbewusste Leute, die Spaß an der Kommunikation haben”, sagt Timo Terpoorten, Chef des gleichnamigen Salons in Kevelaer. Wenn vor ihm zwei Bewerber mit identischen Noten sitzen, entscheidet er sich immer für den "frecheren”, wie er sagt. Denn Plaudern gehört in seinem Job zum Handwerk.

 Joachim Beisel, Personalchef der Volksbank Kleverland.

Joachim Beisel, Personalchef der Volksbank Kleverland.

Foto: Klaus-Dieter Stade

Ausprobieren am Übungskopf

Ramona Ermers kann plaudern. Allerdings gibt die Auszubildende zu, dass sie am Anfang ein wenig Bammel vor dem ungezwungenen Gespräch mit den Kunden hatte. "Es war schon schwierig, so locker auf die Leute zuzugehen, aber inzwischen ist das kein Problem”, sagt die 19-Jährige, die im dritten und letzten Lehrjahr ist.

Abgesehen vom entspannten Small Talk müssen sich die Friseure vor allem auf ihre handwerkliche Arbeit konzentrieren. Und da gilt es, die Basis vernünftig hinzubekommen: waschen und massieren. "Dabei kann man einiges falsch machen”, sagt Terpoorten. Zum Beispiel passiere es Anfängern immer wieder, dass sie "in die falsche Richtung waschen”, so der Chef von 14 Mitarbeitern. "Der Friseur muss den Kopf des Kunden immer ins Becken ziehen, sonst fühlt es sich unangenehm an.”

Nach der Basis kommt die Hauptarbeit: das Schneiden. Zwei Mal in der Woche treffen sich die Azubis des Salons zu Trainingsabenden. Unter Aufsicht des Chefs probieren sie sich an Übungsköpfen aus. Wer sicher am Modell ist, darf auch "echte” Kunden bedienen. "Je früher die Azubis in den täglichen Betrieb eingebunden werden, desto besser”, sagt Terpoorten. Dabei sind die angehenden Friseure längst nicht nur für die Haare zuständig. Sie sind eine Art Rundum-Berater in Sachen Schönheit, müssen die aktuellen Modetrends kennen und Tipps zu Nageldesign und Make-up parat haben. All das gehört zum Anforderungsprofil der Prüfung, einem eintägigen Schneide- und Kosmetikmarathon zu einem selbstgewählten Hauptthema.

Zwar wird die Prüfung in Zukunft gestaffelt und leicht verändert, doch die Grundanforderungen bleiben. Ramona Ermers muss wissen, was derzeit angesagt ist und im Gespräch mit den Kunden beraten, wie die Trends zum jeweiligen Kopf passen. "Ich mache das sehr gern. Vor allem ist es schön zu sehen, dass Menschen nachher zufriedener gehen, als sie gekommen sind”, sagt die junge Frau. Sie selbst trägt den aktuellen Schnitt der Saison, sozusagen als professionelles Vorbild: Einen "durchgestylten Bob”.

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