Serie Erste Hilfe hilft (Folge 11) Schon beim Verdacht die 112 anrufen

Kleve · Starke, länger als fünf Minuten anhaltende Schmerzen hinter dem Brustbein, manchmal auch in die Arme ausstrahlend, sind ein untrügliches Zeiten dafür, dass es sich um einen Herzinfarkt handeln könnte. Die RP gibt Tipps, was dann zu tun ist.

 Erkennen, beurteilen, handeln - wer diesen Dreiklang im Notfall beherrscht, kann rasch und richtig handeln. Und beim Herzinfarkt kommt es sehr auf schnelles Handeln an.

Erkennen, beurteilen, handeln - wer diesen Dreiklang im Notfall beherrscht, kann rasch und richtig handeln. Und beim Herzinfarkt kommt es sehr auf schnelles Handeln an.

Foto: Malteser Hilfsdienst

Wenn Schmerzen im Brustkorb oder Druck und Engegefühl innerhalb von Minuten nicht wieder von allein verschwinden, sollte man den Rettungsdienst (Telefon "112") rufen, denn es besteht der Verdacht, dass ein Herzinfarkt eingetreten ist. Viele Patienten lassen sich zu viel Zeit, bis sie den Notarzt rufen. Entweder nehmen sie die Symptome nicht ernst, wollen ihre Angehörigen nicht belasten oder wollen kein Aufsehen.

Die Symptome bei einem Herzinfarkt sind etwa starke, länger als fünf Minuten anhaltende Schmerzen hinter dem Brustbein, manchmal in den linken oder in beide Arme ausstrahlend. "Besonders bei Frauen können die Schmerzen aber auch in beide Arme, in den Hals, in den Kiefer, in die Schulterblätter oder in den Oberbauch ausstrahlen," erläutert Dr. Frank Marx, Leiter Rettungsdienst der Duisburger Feuerwehr.

Weitere Anzeichen können sein:

- Blasse, fahle Gesichtsfarbe sowie kalter Schweiß auf Stirn und Oberlippe

- Atemnot, Unruhe

- Übelkeit und Erbrechen

- Vernichtungsgefühl, (Todes-) Angst

- Schwindel, Schwächegefühl

- Bewusstlosigkeit.

"Bei Patienten mit einer Diabetes-Erkrankung können die Schmerzen oft fehlen," so Marx weiter. "Hier sind es oft unspezifische Symptome, die dazu führen, dass der Patient das Gefühl bekommt, er habe etwas Ernstes."

Was kann der Ersthelfer bei einem Herzinfarkt tun?

- Lagern Sie den Patienten bequem und öffnen Sie beengende Kleidung. - Rufen Sie sofort den Notarzt über die "112" und beschreiben Sie die Symptome.

- Nennen sie beim Notruf auch Ihren Namen und Ihre Telefonnummer für eventuelle Rückfragen.

- Schicken Sie einen anderen Helfer auf die Straße, damit die Mitarbeiter des Rettungsdienstes ohne Zeitverzögerung zum Patienten gelangen.

- Verliert der Patient das Bewusstsein und atmet er normal weiter, legen Sie ihn auf die Seite, damit er nicht erstickt.

- Reagiert der Patient nicht mehr und atmet er auch nicht mehr normal, muss unbedingt mit der Herzmassage begonnen werden, denn das Herz kann in diesem Fall nicht mehr selbstständig pumpen.

- Viele Patienten sind bereits vor Eintreten des Notfalls herzkrank gewesen und haben von ihrem Hausarzt ein "Nitro-Spray" verschrieben bekommen. Geben sie dem Betroffenen einen oder zwei Hub unter die Zunge, wenn er sie selbst darum bittet und Sie feststellen, dass er einen gut fühlbaren Puls am Handgelenk hat. Bitte fahren Sie auf gar keinen Fall den Patienten selbst zum Arzt oder zum Krankenhaus. Die lebensrettende Behandlung durch den Notarzt beginnt nämlich bereits an der Notfallstelle: Es wird ein "großes" EKG geschrieben, der Notarzt stellt die Diagnose und spritzt dem Patienten die Medikamente, die er dringend benötigt. Die Intensivtherapie beginnt damit schon in der Wohnung und nicht erst im Krankenhaus.

Dann nimmt der Notarzt Kontakt mit dem Herzspezialisten auf, das EKG wird über Funk in die Klinik geschickt und der Transport des Patienten mit einem akuten Herzinfarkt in die Spezialklinik veranlasst, wo innerhalb von 90 Minuten nach dem Alarm eine Herzkatheterbehandlung durchgeführt werden kann.

Was kann es denn sonst noch sein? Dr. Marx: "Der Herzinfarkt ist natürlich die schlimmste Ursache eines Brustschmerzes. Aber es gibt auch noch eine Anzahl anderer Ursachen, wie zum Beispiel Infektionen in der Lunge oder ein eingeklemmter Nerv in der Brustwirbelsäule. Aber dies zu unterscheiden ist sehr schwierig. Es ist daher unerlässlich, den Notarzt über die 112 anzufordern, der dann auch innerhalb von zehn Minuten nach dem Anruf beim Patienten ist."

(RP)
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