Kleve Schüler erforschen ihre Stadtgeschichte

Kleve · Mit Kooperation des Stadtarchivs und der Sekundarschule Kleve soll Schülern der sechsten bis achten Jahrgangsstufe die historische und archäologische Untersuchung des eigenen klevischen Lebensumfelds ermöglicht werden.

 Die Galleien: Hier begeben sich die Schüler auf Spurensuche der Klever Stadtgeschichte.

Die Galleien: Hier begeben sich die Schüler auf Spurensuche der Klever Stadtgeschichte.

Foto: Evers

Statt in Klassenräumen schwere Bücher zu wälzen, wird für die Sechs- bis Achtklässler der Sekundarschule Kleve Stadtgeschichte künftig greifbar gemacht. Feldbegehenungen, archäologische Untersuchungen sowie die Recherche im Stadtarchiv stehen auf dem Schulprogramm. Den Initialschuss dazu gaben gestern Bürgermeisterin Sonja Northing und Schulleiterin Gabriele Pieper mit Unterzeichnung einer Kooperationsvereinbarung zwischen Stadtarchiv und Schule im Rahmen der landesweiten Initiative "Bildungspartner NRW".

 Die Kooperationspartner - Schulleiterin Gabriele Pieper, Stadtarchiv-Leiter Bert Thissen, Lehrer Ingmar Kemper, Bürgermeisterin Sonja Northing und Annette Wier, Leiterin Klever Schulverwaltungsamt (v.l.)

Die Kooperationspartner - Schulleiterin Gabriele Pieper, Stadtarchiv-Leiter Bert Thissen, Lehrer Ingmar Kemper, Bürgermeisterin Sonja Northing und Annette Wier, Leiterin Klever Schulverwaltungsamt (v.l.)

Foto: Evers

Diese Kooperation habe zwei Ziele, erklärte Bert Thissen, Leiter des Stadtarchivs Kleve: "Einerseits wird der Zusammenarbeit zwischen Schule und Archiv eine strukturelle Basis gegeben. Des Weiteren werden durch die Partnerschaft konkrete Projekte gefördert."

Das Motto dieser Projekte: "Geschichte zum Anfassen". Für die freiwilligen Schüler bedeutet das konkret: Sie begeben sich gemeinsam mit Geschichtslehrer Ingmar Kemper und unter fachkundiger Leitung von Archäologen auf Spurensuche in die Galleien an der Schwanenburg. Bei Feldbegehungen durchkämmen sie das Gelände nach Überbleibseln aus der Vergangenheit. "Das ist ein sehr geschichtsträchtiger Ort", bemerkte Kemper, der an der Stelle selbst schon viele Funde gemacht hat. So liegen etwa Spuren aus dem Zweiten Weltkrieg wie Splitter von Bomben im Boden. Im Schatten der Burg gelegen, seien auf dem Gelände aber auch Überreste des Burglebens wie Spielmurmeln zu finden. "Für die Schüler bedeutet das tatsächlich Geschichte zum Anfassen. Sie haben einen Realgegenstand in der Hand und können spekulieren, wie alt er ist, wie er dahin gekommen ist oder welche Bedeutung er für die Stadtgeschichte Kleves hatte", erklärte Kemper. "Dadurch wächst das Interesse der Schüler für ihre Stadtgeschichte ."

Um es nicht bei Spekulationen zu belassen, steht den Schülern die Außenstelle Xanten des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege zur Seite. Die Experten nehmen eine archäologische Bewertung der Funde vor und ordnen diese anhand von Vergleichsobjekten zeitlich ein.

Doch auch in dieser Phase werden die Schüler selbst aktiv: Bei Recherchen im Stadtarchiv dürfen die Jugendlichen Originalquellen durchstöbern, die Hinweise auf die Funde sowie die Zeit, aus der sie stammen, liefern könnten. "So nehmen die Schüler die kunst- und kulturhistorische Einordnung der Gegenstände selbst vor", verdeutlichte Thissen. Eine Einführung zu den Galleien als Suchstandort erfolgt ebenso mit Hilfe des Stadtarchivs.

Bürgermeisterin Northing begrüßt das Konzept: "Die Schüler stärken durch den Umgang mit den im Archiv vorgehaltenen Originalquellen ihre Recherchekompetenz", bemerkte sie. "Auch ich habe von meiner Mutter schon gelernt, ich müsse nicht alles wissen, nur, wo ich nach Antworten suchen muss." Nicht zuletzt, weil Northing in ihrer Schulzeit selbst Geschichte als Leistungskurs gewählt hatte, freue sie sich, nun mit den Projekten Geschichte für die Schüler erlebbar zu machen. "Kleve hat eine bewegte und wichtige Geschichte. Und durch die spannende Erforschung gleich vor Ort wird diese Stadtgeschichte für die Schüler lebendig, sie finden einen Bezug zu dem eigenen Lebensumfeld."

Die Ergebnisse der Schüler werden mit Unterstützung des Stadtarchivs über die Internetseite des LVR "KuLaDig" sowie in einer eigenen Broschüre präsentiert. Außerdem wird es im Frühjahr nächsten Jahres eine Ausstellung der Funde im Schwanenturm geben.

(beaw)
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