Kleve Schulfrieden: KAG erhält vierte Klasse

Kleve · Sonderratssitzung in der Mehrzweckhalle Materborn: Das Konrad-Adenauer-Gymnasium darf eine vierte Eingangsklasse bilden. Ob es genug Schüler für zweite Gesamtschule gibt, ist weiter unklar.

 Etwa 150 Bürger kamen gestern Abend zur Sonderratssitzung in die Materborner Mehrzweckhalle.

Etwa 150 Bürger kamen gestern Abend zur Sonderratssitzung in die Materborner Mehrzweckhalle.

Foto: Markus van Offern

Monatelang war über die Zukunft der weiterführenden Schulen in Kleve debattiert worden, Politik und Verwaltung produzierten dabei ein wohl beispielloses Hickhack. Gestern Abend ging dann alles ganz schnell. In völliger Einigkeit beschloss der Stadtrat in einer Sondersitzung in der Materborner Mehrzweckhalle folgende Regelung: Das Konrad-Adenauer-Gymnasium in Kellen darf zum kommenden Schuljahr eine zusätzliche, vierte Eingangsklasse bilden.

Mit diesem Beschluss will der Rat einen Schlussstrich unter das Anmeldeverfahren zu den weiterführenden Schulen ziehen. Das hatte ergeben, dass sich an den beiden Klever Gymnasien, Freiherr-vom-Stein-Gymnasium und Konrad-Adenauer-Gymnasium, zusammen 203 Schüler angemeldet hatten - zu viele, als sie auf die vom Stadtrat beschlossenen jeweils drei Züge verteilt werden konnten. Die Folge: Die Gymnasien hätten Schüler abweisen müssen. Mit der jetzt einstimmig beschlossenen Regelung wird es dazu kommen, dass Schüler vom Stein- auf das Adenauer-Gymnasium verteilt werden. Zumindest, so die Argumentation der Politik, kann so jedes Kind auf die Schulform seiner Wahl.

Die Sonderratssitzung und auch den schließlich getroffenen Beschluss hatte die CDU-Fraktion beantragt. Rund 150 Interessierte, wohl hauptsächlich Eltern, waren in die Mehrzweckhalle gekommen - weniger als bei der vergangenen Sonderratssitzung. Zu Beginn der Sitzung hagelte es von CDU-Fraktionschef Wolfgang Gebing Kritik am Vorgehen von Bürgermeisterin Sonja Northing in Sachen Schulpolitik. "Sie haben die Eltern im Unklaren gelassen, wie die Schüler verteilt werden sollen. Da ist es kein Wunder, dass es zur Demonstration gekommen ist. Die Politik erfuhr quasi erst aus der Presse von Ihren Plänen. Das war unmöglich. Auch die Schulleiter wurden nicht rechtzeitig unterrichtet."

SPD-Chefin Petra Tekath übte hingegen vor allem Kritik an den Eltern der jetzigen Viertklässler: "Vielleicht sollten die Eltern mal Rücksicht auf die Empfehlungen der Grundschulen nehmen. Es gab in der Vergangenheit viele Schüler, die das Gymnasium wieder verlassen müssen, weil sie den Anforderungen nicht gewachsen waren. Die Eltern sollten sich noch mal von den Lehrern beraten lassen."

Nach wie vor Unklar ist die Zukunft der Sekundarschule. Sie soll laut Ratsbeschluss in eine zweite Klever Gesamtschule umgewandelt werden. Dafür braucht es jedoch zwingend 100 Schüler. Die jüngste von der Verwaltung mitgeteilte Anmeldezahl lautet 93. Dazu sagte gestern Hedwig Meyer-Wilmes von den Grünen: "Wir hatten uns erhofft, dass das integrierte System stärker von den Eltern akzeptiert wird. Das ist leider nicht passiert." Sie gehe dennoch weiter davon aus, dass die Bezirksregierung die Umwandlung zur Gesamtschule mittragen wird. Hedwig Meyer-Wilmes: "Ich falle vom Glauben ab, wenn das an drei oder vier Schülern scheitern sollte." Auch die anderen Fraktionen betonten, dass sie davon ausgehen, dass die zweite Gesamtschule eingerichtet wird. Wie genau das gehen soll, wenn die 100 Schüler nicht erreicht werden, konnte allerdings niemand sagen.

Einig waren sie die Fraktionen auch darin, dass das Verfahren zur Verteilung der Klever Schüler reformiert werden muss. CDU-Chef Wolfgang Gebing: "Wir sollten noch vor den Sommerferien ein Prozedere finden, wie das demnächst laufen soll. Ein solches Tohuwabohu wie dieses Mal sollten wir künftig jedenfalls dringend vermeiden."

(RP)
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