Kranenburg Schwers schwingende Farbskulpturen

Kranenburg · Die Galerie Ebbers in Kranenburg zeigt ab Sonntag neue Skulpturen von Paul Schwer. "Nichts ist dauerhafter als ein Loch" heißt die Ausstellung, die Sonntag eröffnet wird und bis Mitte Januar zu sehen ist.

 Paul Schwers schwebende Skulptur in der Kranenburger Galerie.

Paul Schwers schwebende Skulptur in der Kranenburger Galerie.

Foto: Gottfried Evers

Voller Kraft springen Farbe und Material in den Raum, es scheint die Figur zu zerreißen, so heftig drängen Kunststoff, Rot, Orange, Hellblau und Gelb nach vorn. Löcher zeigen Bruchstellen an, an langgezogenen Kunststoff-Fäden hängen zerborstene Teile. Als habe jemand Farbe und Kunststoff gesprengt und im Moment der Explosion "Stopp!" gerufen, ist die Bewegung eingefroren: Farbe und Material verharren bewegungslos im Raum. Paul Schwer hat mit seinen neuen Wand-Skulpturen den Moment gefangen, diese ganze Dynamik in seine Skulptur geholt und festgehalten. Andere Skulpturen stehen im Raum, knäueln oder verdrehen ihr Material, kehren ihr Innerstes - matt-leuchtende Farbschichten - nach außen.

"Nichts ist dauerhafter als ein Loch" heißt die Ausstellung in der Galerie Ebbers, die jene neuen dynamischen Figuren von Paul Schwer in den Ausstellungssaal am Siep 7 in Kranenburg geholt hat und dort ab Sonntag präsentiert. Zuletzt waren diese skulpturalen Farb-Eruptionen im Frühjahr in London zu sehen, Schwer war zudem mit einem Stipendium der Kunststiftung NRW in Istanbul. Es sind auch Impressionen aus der türkischen Metropole am Bosporus, die der in Düsseldorf lebende und arbeitende Künstler, der auch als Psychiater arbeitete, in seine neuen Arbeiten in der Galerie eingearbeitet hat. Auf den dort gezeigten Bildern wie auf den Skulpturen. Sichtbar oder unter einer Farbschicht verborgen. So, wie Schwer in seinen Bildern immer wieder fotografische Eindrücke von Städten oder Straßenszenen in seine Bildcollagen einbaut.

In einem der in Kranenburg gezeigten Bildern ist es ein großer Hund, der wie plastisch hinter einer Folie auf dem Bildträger steht. Wie gerade aufgestanden schlendert er schläfrig zum nächsten warmen Platz. In die Bilder, die auf flachen Aluminium-Platten gedruckt und gemalt, teils collagiert sind, arbeitet Schwer auch Reflexionsfolie wie sie bei Straßenschildern verwendet werden, ein, so dass Teile des Bildes grell zurückscheinen, leuchtet man sie an. Auf einer der Skulpturen sind es Menschen am Bosporus, die als schwarz-graue Schemen hinter den Farbschichten sichtbar werden. Schwer druckt die Fotoimpressionen auf klarsichtiges PET-Material, dann legt er Farbschichten aus Siebdruck-Lack darüber. In einige bohrt er Handteller große Löcher. Die bemalten PET-Paneele werden dann in einen Ofen gestellt und erhitzt. Sind sie formbar, holt der Künstler sie zusammen mit seinen Assistenten heraus, windet den weichen Kunststoff um eine Stange. Die Form, die entstehen soll, hat er vorher in einer Skizze auf Papier entworfen. Fünf bis zehn Minuten hat das Team je nach Dicke des Materials Zeit, die circa 1,50 mal ein Meter großen PET-Platten zu drehen, zu knäueln oder zu strecken, dann wird das Material fest. An manchen Stellen, vor allen auch an den Löchern, bricht der Kunststoff, verformt sich anders als gewollt. "Vorstellung und ein Stück Zufall machen die Skulptur", sagt Schwer.

Schön auch die Arbeiten auf Papier, die Ebbers nur in der Mappe zeigt - Skizzen, Impressionen voller Farbe. "Ich versuchen, jeden Tag ein Blatt zu malen", sagt Schwer.

Eröffnung ist Sonntag, 29. 11., 15 bis 18 Uhr. Öffnungszeiten: Do u. Fr 15 bis 19 Uhr, Sa 11 bis 15 Uhr.

(RP)
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