Kleve Sekundarschüler als Archäologen

Kleve · Das Stadtarchiv Kleve und die Sekundarschule Kleve führen gemeinsam das Projekt "Geschichte zum Anfassen" durch. Die Schüler im Alter von elf bis 15 Jahren stellten nun archäologische Funde, die sie in den Galleien gemacht hatten, vor.

 Porzellanscherben sammelten die Suchenden ebenfalls ein.

Porzellanscherben sammelten die Suchenden ebenfalls ein.

Foto: Marc Cattelaens

Fein säuberlich sortiert liegen die Bruchstücke auf den Tischen des Stadtarchivs. Wie viele es sind, ist kaum zu zählen. "Es handelt sich um eine unglaubliche Menge an Funden", sagt Ingmar Kemper. Der Lehrer der Sekundarschule hat mit Schülern im Alter von elf bis 15 Jahre Äcker und Felder in den Galleien unter die Lupe genommen, und sie haben haben alles gesammelt, was alt oder wertvoll aussah. "25 Kilogramm wiegen alle Funde zusammen", sagt Kemper.

 Zerbrochen, aber doch noch als Mauerkachel erkennbar.

Zerbrochen, aber doch noch als Mauerkachel erkennbar.

Foto: Marc Cattelaens

Das Stadtarchiv Kleve und die Sekundarschule sind Bildungspartner. Im Schuljahr 2016/2017 führen sie gemeinsam das Projekt "Geschichte zum Anfassen" durch. Im Rahmen dieses Projektes haben Schüler der sechsten, siebten und achten Klasse der Sekundarschule im vergangenen Sommer und Herbst archäologische Feldbegehungen in den Galleien gemacht, nachdem sie sich zuvor im Stadtarchiv darauf vorbereitet hatten.

 Auch ausgefallene Zähne und Knochen fanden die Schüler.

Auch ausgefallene Zähne und Knochen fanden die Schüler.

Foto: Marc Cattelaens

Es ist ein wildes Sammelsurium, das jetzt auf seine Katalogisierung wartet. Größere komplette Funde gibt es zwar nicht, dafür viele interessante Bruchstücke. Flaschenverschlüsse sind darunter, Muscheln, Teile von Bodenplatten, Mineralwasserkrügen, Bierkrügen und Schieferplatten. "Leider handelt es sich nur um Fragmente, ich denke nicht, dass sich daraus etwas vollständig zusammensetzen lässt", sagt Kemper. Trotzdem sind er und die Schüler über das Ergebnis der Feldbegehung keinesfalls enttäuscht. Denn es sind viele Stücke dabei, die den Schülern längst vergangene Zeiten erlebbar machen.

 Stolz präsentieren die Klever Sekundarschüler ihre archäologischen Fundstücke auf Tischen im Stadtarchiv.

Stolz präsentieren die Klever Sekundarschüler ihre archäologischen Fundstücke auf Tischen im Stadtarchiv.

Foto: stadt Kleve (1), Marc Cattelaens (3)

Drs. Bert Thissen, der Leiter des Stadtarchivs, kennt sich mit der Geschichte der Galleien bestens aus. "Das Gebiet hat eine interessante Historie. Wir gehen davon aus, dass es früher Agrarland war. Im 17. Jahrhundert hat Moritz von Nassau das Areal dann zu Parkanlagen umgestaltet", erläutert Thissen. Übereinstimmend mit Geschichtslehrer Kemper datiert er die Funde auf eine Zeitspanne vom Hochmittelalter (13. Jahrhundert) bis in die Neuzeit (20. Jahrhundert). "Ein Großteil der Gegenstände, zu denen die Bruchstücke gehören, werden als Abfall entsorgt und dann auf die Felder der Galleien gebracht worden sein", vermutet Thissen. Die meisten der gefundenen Stücke lagen nach dem Umpflügen einfach auf der Oberfläche des Ackers.

Für Schüler Maximilian Kern (13) war das Projekt, das im Rahmen des pädagogischen Angebots an Mittwochnachmittagen durchgeführt wurde, total aufregend. "Ich fand die Ausgrabungen sehr spannend. Über die Fundstücke kann man etwas über die Weltgeschichte erfahren", sagt er. Seine Mitschülerin Sina Hoppenbrouers (11) hatte vor allem Spaß daran, die Originale zu rekonstruieren, von denen die Bruchstücke stammen. "Das haben wir mit Fimo-Masse gemacht", berichtet sie stolz. Das Lieblingsfundstück der Schüler ist eine Scherbe, auf der eine Jesus-Figur abgebildet ist. Über einige Stadtwappen, die auf den Funden zu sehen sind, wollen sie noch mehr herausfinden.

Jetzt steht die weitere Untersuchung und Dokumentierung an. Dabei wird die Außenstelle Xanten des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland behilflich sein. Aber auch die Schüler sollen sich selbst eine Vorstellung davon machen, wer die Gegenstände einmal in Händen gehalten haben könnte. Wenn alle Untersuchungen abgeschlossen sind, sollen die Funde ab April im Turm der Schwanenburg ausgestellt werden.

(RP)
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