Kleve So bewerten Passanten die Klever Innenstadt

Kleve · Die Ergebnisse der Umfrage zur Studie "Vitale Innenstädte 2014" lassen sich unterschiedlich deuten. Das Klever Stadt-Marketing erkennt viel Gutes. Angebotslücken werden bisher nicht in den Blick gerückt.

 Bei einer Umfrage im vergangenen September haben 503 Passanten die Klever City bewertet. Die Ergebnisse der Studie liegen nun vor.

Bei einer Umfrage im vergangenen September haben 503 Passanten die Klever City bewertet. Die Ergebnisse der Studie liegen nun vor.

Foto: Evers

Unter Kundenschwund leiden deutsche Innenstädte bundesweit. Dies ist eines der Ergebnisse der Studie "Vitale Innenstädte 2014", die das Kölner Institut für Handelsforschung (IFH) mit dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK), der Bundesvereinigung City- und Stadtmarketing Deutschland (bcsd) und dem Handelsverband Deutschland (HDE) für 62 deutsche Städte nun vorgestellt hat. Jeder fünfte Innenstadtbesucher bummele demnach seltener durch die Einkaufsstraßen als früher - wegen der Möglichkeit, im Internet einzukaufen.

Doch Studien und Zahlen lassen sich unterschiedlich auslegen - je nach Zielsetzung. Auch in Kleve befragten im Rahmen der Studie Mitarbeiter des Stadt-Marketings und "Hilfskräfte" - beispielsweise Studenten der Hochschule Rhein Waal - an einem Donnerstag und einem Samstag Ende September vergangenen Jahres jeweils von 10 bis 19.30 Uhr an drei Standorten in der Klever Innenstadt (Kavarinerbrunnen, Fischmarkt und EOC) 503, laut der Klever Marketing-Chefin Ute Schulze-Heiming nach dem "Zufallsprinzip" ausgewählte Passanten. Sie fasst die Folgen der Einkaufsmöglichkeiten im Internet für die Klever Stadt-Marketing auf Anfrage für die "Samstag"- Befragung unter anderem mit diesem Satz zusammen: "38,5 Prozent geben an, dass sich ihr Einkaufsverhalten durch die Möglichkeit, Ware online zu erwerben, nicht verändert hat." Donnerstags hätten gar 40,4 Prozent dies geäußert. Der Blick in die detaillierten Umfrageergebnisse zeigt aber, dass auch von den in Kleve Befragten jeder Fünfte wegen der Online-Einkaufsmöglichkeiten seltener in die Schwanenstadt kommt.

Ziel der Studie war es laut IFH, Stärken und Schwächen der Innenstädte aufzuzeigen. Auch was andere Ergebnisse der Passantenbefragung in Kleve betrifft, hebt das Klever Stadtmarketing das Positive hervor. So schreibt Ute Schulze-Heiming für die Samstag-Befragung: "Das Stadtbild wird durchweg mit gut und befriedigend bewertet." 10,8 Prozent vergeben allerdings nur ein "Ausreichend", 3,8 Prozent ein "Mangelhaft". Weiter schreibt sie: "Mit der Sicherheit sind alle sehr zufrieden (16,6 Prozent) und zufrieden (49,5 Prozent)." Knapp 26 Prozent jedoch geben Noten zwischen "befriedigend" bis "ungenügend". Ferner teilt das Stadt-Marketing für die Samstag-Umfrage mit: "Die Barrierefreiheit wurde durchweg als gut (22,6 Prozent) und befriedigend (19,2 Prozent) bewertet." Etwa jeder Fünfte verteilt aber Noten zwischen "ausreichend" und "ungenügend".

Eines der wesentlichen Ziele der Studie sollte es laut IFH sein, "ungenutzte Potenziale" sowie "Sortimentslücken" und "fehlende Angebote" in den jeweiligen Städten aufzudecken. Auf entsprechende Ergebnisse geht die Klever Marketing-Chefin in ihrer ersten Zusammenfassung der Studie nicht ein.

Erneut hilft der Blick in die Einzelergebnisse der Befragung. Die meisten Passanten vermissen der Studie zufolge in Kleve Angebote in den Sortimenten Lebensmittel/Getränke (20,9 Prozent) sowie Bekleidung/Fashion (27,4 Prozent). Zugleich kauften die Befragten gerade Produkte aus diesen Bereichen bei ihrem Kleve-Besuch. Angebote in den Bereichen Kosmetik/Drogerie/Gesundheit (1,1 Prozent) sowie Uhren/Schmuck/Accessoires (1,8 Prozent) vermissen nur wenige. Dabei kauften immerhin 25,8 Prozent der Befragten bei ihrem Besuch in der Klever Innenstadt Waren aus dem Bereich Kosmetik/Drogerie/Gesundheit ein. Man könnte den Schluss ziehen: Viele Menschen, die in Kleve einkaufen, erwerben Drogerie-Produkte - entsprechende Geschäfte gibt es in der Stadt jetzt schon genug.

Die Finanzierung der Studie erfolgte laut Nicolaus Sondermann vom IFH durch "Sponsoren" sowie DIHK, bcsd und HDE. Nachdem das IFH in der vergangenen Woche die "bundesweiten" Trends der Studie "Vitale Innenstädte 2014" präsentiert hat, will auch das Stadt-Marketing in Kleve die Ergebnisse für die Schwanenstadt (bald) detailliert vorstellen. Was auf der lokalen Ebene jeweils veröffentlicht wird, entscheiden laut Nicolaus Sondermann die jeweiligen "lokalen Partner" - in Kleve das Stadtmarketing. Dies sei vertraglich so vereinbart. Manche Städte gingen dabei "offensiv und offen" vor, andere seien "zurückhaltender", meint der IFH-Mitarbeiter. "Verallgemeinerungen" lasse die Studie aufgrund der Passanten-Befragung sicher zu, versichert Nicolaus Sondermann weiter.

Man darf gespannt sein, ob und welche Schlüsse nicht nur das Klever Stadt-Marketing, sondern auch andere Abteilungen innerhalb der Stadtverwaltung, die Politik und der Handel aus der Studie ziehen.

(RP)
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