Kleve Sonja Northing betont ihre Unabhängigkeit

Kleve · Die neue Klever Bürgermeisterin setzt auf eine gute Zusammenarbeit mit allen Parteien und stellt ihre politische Unabhängigkeit heraus. CDU-Kandidat Janssen sieht seine Zukunft weiter als Fraktionsmitglied.

 Sie hat einen Durchmarsch hingelegen, er unterlag deutlich dem Landrat: Sonja Northing und SPD-Landrats-Kandidat Jürgen Franken.

Sie hat einen Durchmarsch hingelegen, er unterlag deutlich dem Landrat: Sonja Northing und SPD-Landrats-Kandidat Jürgen Franken.

Foto: Gottfried Evers

Nach der Wahlfeier bei Clivia bis Mitternacht blickt Sonja Northing nach vorn: Noch sechs Wochen wird sie ihren Fachbereich Arbeit und Soziales leiten, dann wird sie in der ersten November-Ratssitzung (9.11.) im Kolpinghaus vereidigt - und auf den Chefsessel rücken. "An erster Stelle werden dann die Finanzen stehen, wir müssen die Haushaltslage besprechen, wir müssen sehen, welche Pflichtaufgaben anstehen und welche freiwilligen Ausgaben wir übernehmen können", sagt Northing. Es ist Alltag, der auf die neue Bürgermeisterin wartet: "Deshalb werde ich mich sofort mit den Zahlen des Haushaltes vertraut machen", sagt die 47-Jährige im Gespräch mit der RP.

 Auf der Northing-Feier: Wolfgang Paterock und Bernd "Mom" Zevens (v.l.).

Auf der Northing-Feier: Wolfgang Paterock und Bernd "Mom" Zevens (v.l.).

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Zuvor steht der Austausch mit dem Verwaltungsvorstand und den beiden Dezernenten auf dem Programm. Gestern distanzierte sich Northing von Rufen am Wahlabend nach einer Abwahl des Technischen Beigeordneten. "Ich setze auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit - so, wie ich es gesagt habe", betont sie. Sowohl mit dem Technischen Beigeordneten Jürgen Rauer als auch mit dem Kämmerer Willibrord Haas.

Politisch stellt sie ihre Unabhängigkeit von den Parteien heraus - auch von den Parteien, die sie unterstützt haben. "Das war allen von Beginn an klar, dass ich keine Partei bevorzugen kann, ich möchte die Unabhängigkeit wahren", sagt sie. Ihr Ziel bleibe es, wie weiland der Stadtdirektor, zu moderieren und keinesfalls parteipolitisch zu agieren. Northing unterstrich hier nochmals, dass die Parteilosigkeit ihr Programm sei. Das habe man bei den Unterstützerparteien (SPD, FDP und OK) auch immer akzeptiert. "Das ist mir wichtig", sagt sie. Auf die beiden Mehrheitsparteien (Grüne und CDU) möchte sie mit offenen Armen zugehen. "Auch hier setze sich auf vertrauensvolle Zusammenarbeit", wiederholte sie gestern ihr Angebot vom Wahlabend.

Sicherlich gelte es jetzt ab November all die Dinge umzusetzen, die bereits angestoßen sind und die große finanzielle Anstrengungen für die Stadt bedeuten - wie der Ausbau der Schullandschaft für weit über 30 Millionen Euro. Aber: "Es wird dennoch Platz sein, auch andere Ideen zu diskutieren und dann vielleicht auch umzusetzen", sagt sie. So wie eines ihrer Lieblingsprojekte: eine erweiterte Kinderbetreuung. "Wir können feststellen, ob ein Bedarf da ist, wir können schauen, ob es dafür Unterstützung aus der Wirtschaft gibt - und ich bin zuversichtlich, dass ich dafür eine breite Mehrheit finde", sagt sie.

Ihrem Angebot zur Zusammenarbeit will sich die Klever CDU nicht verschließen. Northing solle ihre Chance bekommen, und Projekten, die schwarz-grünen Themen entgegenkämen, werde man sich nicht verschließen, hieß es aus CDU-Kreisen. Doch steht bei den Christdemokraten zunächst der Umgang mit der verlorenen Wahl an. Denn während die Grünen mit Artur Leenders die in Kleve üblichen 12/13 Prozent holten, verlor die CDU drastisch. Wie es weitergeht, will der Stadtverband nach seiner Vorstandssitzung heute erklären, bestätigte gestern CDU-Stadtverbandsvorsitzender Aloys Hermanns. Die Optionen reichen bis zu einem Rücktritt des Vorstandes mit baldigen Neuwahlen. Wichtig sei, dass man den begonnenen Umbau der Partei, der in Kleve im Vergleich zu anderen Kommunen schon relativ weit vorangetrieben wurde, trotz Wahlschlappe weiter anschiebe, sagt Hermanns. CDU-Kandidat Udo Janssen sieht seine politische Zukunft weiter als Mitglied der CDU-Fraktion im Rat der Stadt. Er will sich jetzt erst einmal während eines Urlaubs vom Wahlkampf erholen.

Einen ganz anderen Ansatz hatte am Wahlabend Yvonne Tertilte-Rübo: Die Klever Gleichstellungsbeauftragte freute sich, dass jetzt nach vielen Frauen auf den Chefsesseln der Fachbereiche die Schwanenstadt auch erstmals eine Frau als Bürgermeisterin habe.

(RP)
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