Nütterden in Kranenburg Sparkasse schließt ihren Service

Kranenburg · In Nütterden in der Gemeinde Kranenburg gibt es keinen Selbstbedienungsschalter der Sparkasse Rhein-Maas mehr. Vor allem ältere Bürger der 3000 Einwohner großen Ortschaft haben jetzt Probleme, an Bargeld zu kommen oder Bankgeschäfte zu erledigen.

 Gisela und Werner Pauls aus Nütterden, die eine im Rollstuhl, der andere gehbehindert, müssen nach Kleve, um ihre Geldgeschäfte zu erledigen.

Gisela und Werner Pauls aus Nütterden, die eine im Rollstuhl, der andere gehbehindert, müssen nach Kleve, um ihre Geldgeschäfte zu erledigen.

Foto: MvO

Gisela (83) und Werner Pauls (80) kommen nur an Bargeld, wenn sie zum Arzt gehen. Das Ehepaar wohnt in Nütterden. Anfang des Jahres hat die Sparkasse Rhein-Maas in der Kranenburger Ortschaft ihren Selbstbedienungsschalter (SB) geschlossen. Gisela Pauls sitzt im Rollstuhl, ihr Mann ist schwer gehbehindert. Von ihrem Haus bis zu der Stelle, wo in der Nütterdener Ortsmitte der SB-Schalter der Sparkasse stand, sind es etwa 350 Meter. Zu zweit konnten sie die Strecke bewältigen und alle Bankgeschäfte dort erledigen.

Die Pauls wohnen seit 50 Jahren in Nütterden. Ihre Kinder leben weit weg. Sie sind auf sich alleine gestellt. Einmal im Monat müssen sie zum Arzt. Auf dem Weg zurück lassen sie sich mit dem Taxi an der Hauptstelle der Sparkasse an der Hagschen Straße vorbei fahren, um dort Geld zu ziehen oder Überweisungen zu tätigen. "Das kostet immer zwischen acht und neun Euro mehr, weil das Taxi dann einen Umweg fahren muss", sagt Gisela Pauls. Sie sind nicht nur von der Geschäftspolitik des Unternehmens enttäuscht, sondern auch von den Reaktionen, die sie auf ihre Anfragen und Hinweise erhalten haben.

Dass die Sparkasse seit Jahren dabei ist, sich aus der Fläche zurückzuziehen, ist nicht neu. Die Tage, an denen man Mitarbeiter des Kreditinstituts in den Ortschaften fand, sind vorbei. 2017 wurde unter Protest alles in Rindern abgebaut. Jetzt werden Kontoauszugsdrucker und Geldautomaten bis auf Städte und Gemeindezentren überall herausgeholt.

Es gibt Gegenden, in denen stemmt sich die lokale Politik vehement gegen Schließungen von SB-Stellen oder Filialen. Davon ist hierzulande wenig zu spüren. Das Nütterdener Paar hatte einen Brief an die Ortsverbände von CDU und SPD geschrieben, mit der Bitte, zu helfen. "Wir haben nicht einmal eine Antwort erhalten", sagt Gisela Pauls. Das Schreiben an den CDU-Kreisverband hatte der Landtagsabgeordnete Günther Bergmann mit überschaubarem Aufwand an den Vorsitzenden des Verwaltungsrats der Sparkasse Rhein-Maas, Landrat Wolfgang Spreen, weitergeleitet. Der gab den Brief an die Sparkasse weiter. Hier schließlich wurde ein Schreiben verfasst. Mit einem Inhalt, der für die Pauls' mit unbefriedigend wohlwollend beschrieben ist. Tenor: Man könne sich beim Discounter mit Bargeld versorgen. Erstens liegt der zu weit weg für die Senioren, zweitens muss man erst für 20 Euro einkaufen, bevor man Bargeld erhält. Zudem bestehe auch die Möglichkeit, so das Institut, sich Geld bringen zu lassen. Das kostet allerdings jedes Mal fünf Euro. Und telefonische Überweisungen seien möglich. Dafür müssen jedoch pro Anweisung 1,50 Euro gezahlt werden. Damit, so heißt es, habe man vernünftige Alternativen zur SB-Filiale gegeben und sei "weiterhin nah am Kunden".

Unterschrieben hat den Brief Rudi van Zoggel, der Vorstandsvorsitzende. Van Zoggel war es auch, der in einem Gespräch mit Nütterdens Ortsvorsteher Paul-Heinz Böhmer (64) die Gründe für die Schließung mit Versicherung und Wartungskosten erklärt hatte. Für Böhmer ist der Abbau ein großer Fehler. "Nütterden ist ein wachsender Ortsteil mit 3000 Einwohnern. Gerade werden wieder neue Wohnbaugebiete geplant. Insgesamt komme ich auf etwa 5000 Menschen. Bürgerfreundlich ist diese Entscheidung nicht." Van Zoggel hatte in der Unterhaltung mit Böhmer deutlich gemacht, dass es nicht an der mangelnden Nutzung des Schalters gelegen habe.

Nach einer Anfrage unserer Redaktion an das Geldhaus hatte dieses jedoch genau das als einen Grund aufgeführt: Am Standort Nütterden seien die Nutzerzahlen unterdurchschnittlich bis rückläufig gewesen, heißt es hier. "Auch wenn die Sparkasse nicht vorrangig eine Gewinnerzielungsabsicht verfolgt, so sind doch kaufmännische Überlegungen einzubeziehen ..." steht in der Antwort.

Für Familie Pauls werden die attraktiven Standorte genannt, in denen man sich mit Bargeld versorgen oder andere Bankgeschäfte tätigen kann. In 4,5 Kilometer Entfernung sei in Kranenburg die nächste SB-Station. Auch zum Hagebau-Markt am Klever Ring könne man fahren. Die Strecke ist für beide aber zu weit. Sicherlich wird es noch andere Bürger geben, die auf "ihre" Sparkasse vor Ort angewiesen waren. Diese einfachen Dienstleistungen, so schreibt die Sparkasse, würden zunehmend weniger nachgefragt. Gisela und Werner Pauls wollen und können sich nicht mehr auf Online-Banking einlassen. "Auch die Leute, die jetzt die Entscheidungen treffen, werden einmal alt", sagt Gisela Pauls.

(jan)
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