Lokalsport "Der Derbycharakter geht verloren"
Kleve · Fußball-Bezirksliga: Heute Abend (Anstoß 19 Uhr) empfängt Alemannia Pfalzdorf den Uedemer SV zum Bezirksliga-Auftakt.
"Wer im Derby nicht geil auf dem Platz ist, hat in der Mannschaft nichts zu suchen", sagte Mittelfeldspieler Lewis Holtby - damals noch in Diensten des VfL Bochum - einst vor dem Ruhrpott-Derby gegen Borussia Dortmund. Ein Satz, den auch Peter Franke und Christian "Theo" Klunder sofort unterschreiben würden. Heute Abend (Anstoß: 19 Uhr), wenn Franke und seine Pfalzdorfer Alemannen den Aufsteiger Uedemer SV um Klunder zum Bezirksliga-Auftakt empfangen, treffen die beiden Spielertrainer aufeinander.
Klunder und Franke kennen sich schon lange, verstehen sich sehr gut. Beide kommen aus Kellen. "Wir haben sogar mal ein oder zwei Spiele zusammen für die Klever Reserve gemacht", erinnert sich Klunder. Heute Abend - da sind sich die Trainer einig - wird der freundschaftliche Ton, in dem sich die beiden für gewöhnlich unterhalten, aber für mindestens zwei Stunden auf Eis gelegt. "Wir mögen uns - aber in den 90 Minuten auf dem Feld ist mir das egal", sagt Klunder, während er neben seinem Trainerkollegen im Pfalzdorfer Vereinsheim sitzt, ihn anlächelt und dessen Zustimmung erntet. Die beiden leben vor, was sie bei vielen Amateurspielern mittlerweile vermissen. "Ich merke immer mehr, dass der Derbycharakter in den Amateurligen verloren geht. Früher war das anders. Woran es liegt weiß ich nicht", sagt Franke. Natürlich kennen sich viele Spieler untereinander, sind vielleicht gar befreundet, gehen am Wochenende zusammen feiern. Alles schön und gut. "Aber beim Derby muss man das in der Kabine lassen", meint Franke - und erntet ein Nicken von Klunder.
Emotionen, Ehrgeiz, Aggressivität, der Wille zum Sieg - das alles müsse während des Derbys im Vordergrund stehen, meinen die Spielertrainer. Beide wollen sie heute mit einem Sieg in die Bezirksligasaison starten, Freundschaft hin oder her. Gleiches erwarten sie von ihren Spielern. "Dementsprechend werden wir auch aufstellen", sagt Klunder. Die sportliche Fairness dürfe freilich auch im Derby nicht vergessen werden. "Aggressivität ja, aber im sportlichen Rahmen", ergänzt Franke.
Für Pfalzdorf ist es die zweite Bezirksliga-Saison, Uedem kommt frisch aus der Kreisliga A. "Die Vorbereitung hatte Höhen und Tiefen, aber mit den letzten drei Wochen war ich sehr zufrieden. Darauf müssen wir jetzt aufbauen", sagt Klunder. Franke hingegen sah in den vergangenen Wochen noch Defizite in der Defensivarbeit seiner Pfalzdorfer. "Uedem hat in den letzten Wochen gute Leistungen abgerufen, das haben wir wahrgenommen und sind gewarnt. 90 Prozent werden da nicht reichen. Ich denke, dass die Tagesform und der Wille im Derby entscheiden werden", sagt der VfB-Coach.
Um auch die Zuschauer zum Derby zu motivieren, haben Uedem und Pfalzdorf zusammengeschmissen: Fünfzig Liter Freibier stehen bereit.
Und wenn der Abpfiff erklungen ist, dann werden sicher auch Peter Franke und Theo Klunder zusammen an der Theke stehen und auf die Bezirksliga-Saison anstoßen. Nach einer kurzen Pause des emotionalen Abkühlens allerdings - denn, so Klunder: "Nach dem Spiel werden wir uns sicher nicht direkt in die Arme rennen und abklatschen - vor allem, wenn es einen Verlierer gibt."