Leichtathletik "Die schnelle Deutsche" sammelt Medaillen

Kleve · Marianne Spronk aus Kessel ist auf Mittel- und Langstrecken kaum zu schlagen. Die erfolgreiche Athletin ist eine Spätberufene.

 Medaillen, wohin das Auge blickt: Die erfolgreiche Leichtathletin verbindet mit jeder Plakette eine Geschichte. Aus Platzgründen hat Marianne Spronk ihre Pokalsammlung bereits aufgelöst.

Medaillen, wohin das Auge blickt: Die erfolgreiche Leichtathletin verbindet mit jeder Plakette eine Geschichte. Aus Platzgründen hat Marianne Spronk ihre Pokalsammlung bereits aufgelöst.

Foto: Markus van Offern

Marianne Spronk hat's in diesem Jahr gar nicht so einfach, ihrer Sammelleidenschaft zu frönen. Deutsche Meistertitel sind das Spezialgebiet der erfolgreichen Mittel- und Langstrecklerin aus Kessel, die für den TSV Weeze startet. An den Wänden ihres Hauses in dem Gocher Ortsteil hängen unzählige Goldmedaillen, die die Sportlerin in den vergangenen 20 Jahren im In- und Ausland errungen hat.

Doch 2017 könnte für Marianne Spronk zum Silberjahr werden. Die Läuferin, die im Sommer ihren 69. Geburtstag feiert, hat in ihrer Altersklasse "W 65" starke Konkurrenz erhalten. Erstmals bekam die TSV-Athletin dies Anfang des Monats bei der Senioren-Hallenmeisterschaft in Erfurt zu spüren. In der guten Zeit von 13:20,91 Minuten musste sich Marianne Spronk über 3000 Meter mit Rang zwei begnügen. Ihre vier Jahre jüngere Kontrahentin Margret Göttnauer, die für die LG Bad Soden/Sulzbach/Neuenhain startet, war noch rund drei Sekunden schneller unterwegs.

 Die Trainingsstrecke befindet sich vor der Haustür: Marianne Spronk ist täglich auf dem Kesseler Nuthweg im Einsatz.

Die Trainingsstrecke befindet sich vor der Haustür: Marianne Spronk ist täglich auf dem Kesseler Nuthweg im Einsatz.

Foto: van Offern Markus

Am vergangenen Wochenende gab's sofort die Neuauflage des Duells. Und auch bei den Deutschen Cross-Meisterschaften in Löningen zog Spronk auf der rund 6000 Meter langen Distanz knapp den Kürzeren. Marianne Spronk, die in der Vergangenheit der nationalen Konkurrenz fast stets davon gelaufen ist, nimmt die ungewohnte Situation gelassen: "Ich habe mich bei beiden Wettkämpfen auch über Silber sehr gefreut. Aber vier Jahre Altersunterschied machen nun einmal eine Menge aus."

Dennoch - der Ehrgeiz ist längst geweckt. Zurzeit bereitet sich die Weezerin intensiv auf die Deutsche Halbmarathon-Meisterschaft in Hannover vor. Am Sonntag, 9. April, trifft sie zum dritten Mal in diesem Jahr auf ihre neue Erzrivalin aus Hessen. Und über 21,1 Kilometer soll nach Möglichkeit Gold herausspringen. Marianne Spronk: "Auf der längeren Distanz habe ich gute Chancen."

Es wäre nicht weiter tragisch, falls das ehrgeizige Unterfangen scheitern sollte. Denn für die Spätberufene - die Mutter von fünf Kindern hat ihre sportliche Laufbahn erst im Alter von 48 Jahren begonnen - sind goldige Zeiten bereits wieder in Sicht. Ab 1. Januar 2018 ist Marianne Spronk in der Altersklasse "W 75" startberechtigt und wird ihrerseits zum Schrecken der älteren Läuferinnen. Ihre optimistische Prognose: "Dann sind wieder alle Tore offen."

Abseits von Medaillen, Titeln und Rekorden bedeutet der Sport für die agile Rentnerin vor allem eins: Lebensfreude. Täglich ist die Athletin auf den Beinen. Ihre Hausstrecke ist der 800 Meter lange Nuthweg in Kessel. Und sie scheut auch nicht davor zurück, eine Fahrradtour zu ihrer Tochter Annika zu unternehmen, die im rund 150 Kilometer entfernten Breda in den Niederlanden lebt. Zur Stärkung der Muskulatur dienen die regelmäßigen Besuche im Fitness-Studio, hinzu kommen die Trainingseinheiten mit den zumeist wesentlich jüngeren Leichtathleten des TSV Weeze. "Da trainiere ich vor allem die Schnelligkeiten. Das hat mir schon in vielen Wettkämpfen geholfen", verrät Spronk.

Die gebürtige Gocherin, die sich am Samstag mit ihren Vereinskameradinnen Erika Schoofs, Elisabeth Naß und Michaela Born auf den Weg zur Westdeutschen Meisterschaft im 10 000-Meter-Straßenlauf in Wegberg macht, denkt jedenfalls überhaupt noch nicht daran, die Laufschuhe an den Nagel zu hängen. Zumal die 68-Jährige unbedingt auch noch einmal international auf sich aufmerksam machen möchte. Von 2004 bis '13 war sie in ihrer Altersklasse bereits Seriensiegerin bei den Weltmeisterschaften im Berglauf. Im vergangenen Jahr sprang im italienischen Ancona die Europameisterschaft im Crosslauf heraus.

"Wenn sich die Entfernung halbwegs in Grenzen hält, werde ich wohl im nächsten Jahr wieder den einen oder anderen internationalen Wettkampf einplanen", kündigt Spronk an. Dann hat die TSV-Läuferin wieder Gelegenheit, dem Spitznamen gerecht zu werden, den ihr die Sportfreunde aus dem Nachbarland verpasst haben. "In Holland heiß ich nur ,die schnelle Deutsche'."

(RP)
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