Fußball DJK Kleve lebt die Willkommenskultur

Kleve · Auf der Sportanlage im Stillen Winkel herrscht seit einiger Zeit ein buntes Sprachengemisch. Durch den Kontakt des Vereins zur Hochschule Rhein-Waal und zu den Flüchtlingsunterkünften spielen dort mittlerweile Fußballer aus 20 Nationen.

 Erfreulich groß ist die Trainingsbeteiligung, wenn bei der DJK Rhenania Kleve am Stillen Winkel der Ball rollt. Fußballer aus 20 Nationen sorgen für eine internationale Atmosphäre.

Erfreulich groß ist die Trainingsbeteiligung, wenn bei der DJK Rhenania Kleve am Stillen Winkel der Ball rollt. Fußballer aus 20 Nationen sorgen für eine internationale Atmosphäre.

Foto: Gottfried Evers

Ein verregneter Donnerstagabend. Während andere Vereine ihr Training absagen oder in Hallen verlegen, beaufsichtigt Ingo Pauls, Fußballtrainer bei der DJK Kleve, etwa 30 Kicker auf dem Platz am Stillen Winkel. "Das sind noch wenig, wir haben schon mit 40 und mehr Leuten trainiert", erzählt Pauls und lächelt dabei. Die erste Mannschaft der Klever DJK ist in den vergangenen Wochen und Monaten auf knapp 50 Spieler angewachsen.

Ein Großteil der Akteure sind Studenten der Hochschule Rhein-Waal. "Die ersten Studenten kamen vor drei Jahren zur DJK", erklärt Nils Nellissen, der als Manager fungiert und sich um die Organisation der Mannschaft kümmert, aber auch selbst als Torwart aktiv ist. "Seit dem letzten Winter haben wir dann vermehrt Werbung an der Hochschule gemacht. Eine besondere Position hat dabei Hauke Benjes eingenommen." Benjes, der "International Relations" an der Klever Hochschule studiert und dazu aus Bremen an den Niederrhein gekommen ist, intensivierte die Bemühungen der DJK und lotste als eine Art "Hochschul-Scout" mehr und mehr Studenten an den Stillen Winkel.

 Erfreulich groß ist die Trainingsbeteiligung, wenn bei der DJK Rhenania Kleve am Stillen Winkel der Ball rollt. Fußballer aus 20 Nationen sorgen für eine internationale Atmosphäre.

Erfreulich groß ist die Trainingsbeteiligung, wenn bei der DJK Rhenania Kleve am Stillen Winkel der Ball rollt. Fußballer aus 20 Nationen sorgen für eine internationale Atmosphäre.

Foto: Gottfried Evers

"Ich habe mich selber von Anfang an gut aufgenommen und wohl gefühlt bei der DJK. Da ich selber mal ein Jahr in einem spanischen Kindergarten gearbeitet habe, weiß ich, wie schwer es ist, in einem neuen Land, mit neuer Sprache Fuß zu fassen. Für die neuen Studenten hier in Kleve bietet Fußball eine einfache Möglichkeit der Integration in eine lokale Gemeinschaft", begründet Benjes sein Engagement.

Die Klever, die in der vergangenen Saison immer wieder mit Personalproblemen zu kämpfen hatten, boten am Ende der Spielzeit ein Probetraining für Studenten an. Benjes holte die Kommilitonen an der Hochschule ab und führte diese geschlossen zur Platzanlage. Mehr als 15 Teilnehmer entschieden sich für die DJK, so dass Nellissen an die Arbeit gehen konnte. Noch vor der Sommerpause wickelte er die nötigten Passformalitäten ab.

Zu Beginn der aktuellen Saison hatte sich auf dem Klever Campus dann herumgesprochen, dass Studenten bei der DJK gerne gesehen sind. Zehn weitere Hochschüler fanden so den Weg zur DJK. Doch nicht nur Studenten, auch Flüchtlinge aus den Unterkünften an der Stadionstraße und in Bedburg-Hau fanden einen Platz im Team von Trainer Ingo Pauls. "Bei so vielen Spielern ist der Leistungsstand natürlich unterschiedlich. Viele spielen zum ersten Mal aktiv im Verein", erläutert der Übungsleiter.

Mittlerweile ist die Anzahl der im Team vertretenen Nationen auf mehr als 20 angestiegen. Die Verständigung erfolgt hauptsächlich in Englisch. Aber auch andere Sprachen sind auf dem Platz zu hören. Eine besondere Funktion haben hier Spieler wie Benjes inne, der mit Deutsch, Englisch und Spanisch gleich drei Sprachen beherrscht. "Einige Spieler agieren als Dolmetscher und helfen mir, den Spielern die verschiedenen Übungen zu erklären. Oft beginnt auch eine Gruppe mit der Übung, so dass die anderen sich die Aufgabe zunächst ansehen können und es dann einfacher haben, sie nachmachen", sagt der Trainer.

Trotz der nationalen Unterschiede sind bisher kaum Probleme aufgetreten. Pauls freut sich vor allem über die zwischenmenschlichen Erfahrungen: "Die Spieler sind nicht nur fußballerisch ein Gewinn für uns, sie stellen auch eine menschliche Bereicherung für den Verein dar. Alle sind sehr engagiert und auch bei vermeintlich nicht ganz so schönen Arbeiten an der Platzanlage zur Stelle."

In Zukunft soll der Austausch mit der Hochschule intensiviert werden. "Irgendwann waren wir einfach zu viele Spieler für nur eine Mannschaft. Wir haben uns diesbezüglich schon Gedanken gemacht und sind damit auf die Hochschule zugegangen", erläutert Nellissen. Herausgekommen ist eine Kooperation zwischen Verein und Hochschule, deren Umsetzung angenehm unbürokratisch verlief.

In Kürze wird eine dritte Mannschaft das Training aufnehmen. Im Rahmen des Hochschulsports stellt die Hochschule als Trainer Andrej Kornelsen ab, der auch schon das Futsal-Team der Hochschule betreut. Ab der Rückrunde wird das Team außerhalb der Wertung in der Kreisliga C an den Start gehen. Die Spieler können dann auf die erste und dritte Mannschaft aufgeteilt werden. "Alle Spieler, die regelmäßig trainieren, sollen die Möglichkeit haben, am Spielbetrieb teilzunehmen", erklärt Nellissen.

Trainer Pauls stellt aber auch fest, dass bisher nicht alles optimal lief: "Die Studenten waren während der Saison-Vorbereitung meist nicht in Kleve. Das merkt man jetzt natürlich, oft fehlt ihnen die nötige Kondition und Abstimmung." Nellissen wirft außerdem ein, dass das Team sehr jung sei und es ihm gelegentlich an Erfahrung fehle. Er betont aber: "Auch wenn wir oft nicht clever genug spielen, ist es schön zu sehen, welche Fortschritte die einzelnen Spieler machen."

Ein Blick auf die Tabelle verrät, dass der bisherige Saisonverlauf noch keine Jubelstürme auslöst. Trainer Pauls freut sich trotzdem auf die Aufgabe, die vor ihm liegt. "Selbst wenn wir in der Meisterschaft erst drei Punkte holen konnten, herrscht bei uns eine tolle Stimmung. Die Spieler merken selbst, dass es Zeit braucht, ein Team aus über 20 Nationen zu formen."

(stebe)
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